Die Wochensprüche im Oktober 2023

Die Wochensprüche im Oktober 2023
© Dorothea Layer-Stahl

1. Oktober 2023
Erntedank

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.

Psalm 145,15

Erntedank, ein guter Anlass, um auf das vergangene Jahr zurückzublicken. Auf den Verlauf der Natur, Garten und Landwirtschaft. Dem Lauf der Jahreszeiten folgen und die Veränderungen in der Natur beobachten. Saat in die Erde bringen. Das Wachsen beobachten. Bangen, ob das Wetter mitspielt. Hoffentlich Freude über das Gedeihen. Vorfreude auf die Ernte. Bilanz ziehen. Im Rückblick wissen wir, wie das Jahr gelaufen ist. War es wieder zu trocken, oder hat das Wetter gepasst? Gab es Unwetter, die alles zerstört haben? Zu meckern gibt es aber immer etwas. Zu wenig Regen oder zu viel, zu heiß oder zu kalt. Unwetter, oder nur Sonnenschein? Recht machen kann man es nicht jedem. Richten wir den Blick auf die Dinge, für die wir danken können. Wie tröstlich ist der Wochenspruch. Den Blick auf etwas anderes richten. „Alle Augen warten auf dich, Gott.“ Die Unruhe sein lassen und den Blick heben. Vertrauen, dass Gott uns nicht allein lässt. Nicht nur auf die Ernte schauen. Was habe ich im letzten Jahr gemacht, erlebt, erlitten? „Du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ Vielleicht nicht jetzt, aber zur rechten Zeit. Ich kann auf das zurückblicken, was ich im letzten Jahr erlebt habe. Wo bin ich neue Wege gegangen? Wo konnte etwas wachsen? Wofür bin ich dankbar? Dann den Blick nach vorne richten. Gott, du gibst auch mir Speise zur rechten Zeit. Darauf vertraue ich.

8. Oktober 2023
18. Sonntag nach Trinitatis

Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.

1. Johannes 4,21

Eins ergibt sich aus dem anderen. Es klingt so einfach. Ich möchte verantwortungsvoll leben und mit meinen Mitmenschen umgehen. Ich gebe mir viel Mühe, jeden respektvoll zu behandeln. Manchmal gelingt es mir. Besonders dann, wenn ich die Leute gerne mag. Bei denen, die ich nicht mag, fällt es schon schwer. Ich möchte doch allen gerecht werden. Ich möchte niemanden diskriminieren. Dabei schleichen sich diese Gedanken schnell von selbst ein. Ohne, dass ich es will. Ich bin ständig auf der Hut und passe auf. Mache ich alles richtig? Gebe ich meinen Arbeitskollegen wieder Anlass, sich über mich zu ärgern? Habe ich jemanden mit einer Bemerkung verletzt, ohne es zu wollen? Bei diesen Gedanken und Bemühungen kann ich schnell verloren gehen. Geht es mir denn gut damit? Der Wochenspruch, der das Gebot von Gott aufgreift, veranlasst mich, es mal aus der anderen Richtung zu betrachten. „Wer Gott liebt, der liebt auch seinen Bruder“. Ich versuche nicht zuerst, es allen recht zu machen und alle gut zu behandeln. Ich richte den Blick erstmal auf Gott. Gott, dir vertraue ich. Ich weiß mich bei dir geborgen und begleitet. Du gibst mir Sicherheit. Mit dieser Rückenstärkung blicke ich auf meine Mitmenschen. Mit Gottes Liebe kann ich gelassen auf sie blicken. Ich kann in ihnen Gottes Kinder erkennen und sie so annehmen. So fällt mir der Umgang mit Kollegen, die schwierig sind und die ich nicht so gerne mag, leichter. Auch sie sind Gottes Kinder. Das kann ich in ihnen sehen und ihnen mit Gelassenheit und Ruhe begegnen.

15. Oktober 2023
19. Sonntag nach Trinitatis

Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf mir, so ist mir geholfen.

Jeremia 17,14

Ein Gebet in tiefer Verzweiflung. So ruft Jeremia in seiner Verzweiflung zu Gott. Du, Gott, heile mich. Ich habe niemanden, dem ich vertrauen kann. Ich fühle mich allein gelassen. Du, Gott, hilf mir, so ist mir geholfen. Dir vertraue ich. Ich habe keine Kraft mehr zu kämpfen. Ich kann mich nur noch dem Sog in die Tiefe hingeben. Es ist alles egal. Ich kann nicht mehr. Gott, fang du mich auf. Ja, ich weiß, dass du mich hältst. Ich lasse los, höre auf, gegen die Strömung anzukämpfen. In dem Moment spüre ich deinen Halt, Gott. Es tut so gut, sich in deine Hände fallen zu lassen. Das Tosen und Lärmen um mich herum wirkt erst noch bedrohlich, doch es beruhigt sich langsam. Für einen Moment bin ich mit dir allein, Gott. Ich fühle mich dir nah. Ja, dir kann ich vertrauen, gerade, wenn die Welt um mich herum zu zerfallen droht. Ich lasse mich einen Moment treiben, von dir gehalten. Ich schaue nach oben, hebe meinen Blick. Ich sehe Licht und ein Stück blauen Himmel. Meine Lebensgeister kehren zurück. Der Strudel wird schwächer. Ich spüre Halt unter meinen Füßen. Die Ruhe kehrt zurück und mein Mut auch. Ich spüre die Kräfte in mir wachsen. Mein Lebensmut kommt zurück. Danke, Gott.

22. Oktober 2023
20. Sonntag nach Trinitatis

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Micha 6,8

Was soll ich denn noch alles machen? Arbeit ist mehr als genug zu tun. Familie fordert auch ihre Zeit. Dann ist da noch das Ehrenamt in der Kirche. Ich drehe mich im Kreis. Irgendjemand kommt immer zu kurz. Der Kopf schwirrt und kann keinen klaren Gedanken fassen. Vielleicht hilft mir eine To-Do-Liste. „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: …“ Der Wochenspruch aus dem Buch Micha gibt mir Hilfestellung. Für einen Moment das Kopf-Karussell anhalten. Tief durchatmen. Einen Moment der Ruhe zulassen und horchen. Den Wochenspruch in den Gedanken ankommen lassen. „Nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Ruhe zulassen und horchen. Mit Gott reden, erzählen, was mich beschäftigt und umtreibt. Meinen Konflikt mit den Aufgaben vor Gott bringen. Die Ruhe hilft. Die Gedanken beruhigen sich. Das Aufgabenknäuel entwirrt sich. Die Aufgaben werden nicht weniger, aber jetzt kann ich sie in eine zeitliche Reihenfolge bringen. So sortiert sind die Aufgaben nicht mehr so wirr und bedrohlich. Ich fühle mich nicht mehr allein gelassen. Ich genieße einen Moment der Ruhe in meinem Kopf. Dann wende ich mich meiner To-Do-Liste zu. So sortiert hat das Knäuel seinen Schrecken verloren, es ist schaffbar. Danke Gott.

29. Oktober 2023
21. Sonntag nach Trinitatis

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Römer 12,21

Rache! Es gibt keine angemessene Strafe für dieses Verbrechen. Der Täter gehört mindestens lebenslänglich hinter Gitter. Am liebsten würden die Betroffenen das selbst in die Hand nehmen. Rache üben, um das eigene Seelenheil wieder zu finden. So beobachte ich die Berichterstattung z. B. über Missbrauchsfälle in den Medien. Die Opfer haben ihr Leben lang zu leiden. Manche kommen mit den Folgen überhaupt nicht klar. Die mögliche Strafe steht in keinem Verhältnis zur Tat. Da kann man sich in Rachegedanken verfangen. Und nun lese ich im Wochenspruch, dass ich mich nicht vom Bösen überwinden lassen soll. Ich soll das Böse mit Gutem überwinden. Das geht in diesem Fall doch nicht. Ich kann den Taten doch nicht Gutes entgegensetzen. Oder doch? Ich kann mich an Gott wenden. Gott hilf mir. Hilf mir, mich nicht in Rachegedanken zu verlieren. Ich will und kann diese Vergehen nicht vergeben. Aber ich kann sie in deine Hände legen. Ich will mich nicht im Strudel des Bösen verfangen, meine Gedanken nur um die Opfer kreisen lassen. Selbst zum Opfer zu werden. Gott, hilf mir, aufzustehen, mich aufzurichten. Mein Leben in den Griff zu bekommen und anderen dabei zu helfen, selbst wieder ins Leben zu finden. Egal, was für ein Erlebnis mich zu Rachegedanken bring. Ich vertraue dir, dass ich die Kraft habe, dem etwas Gutes entgegenzusetzen und so dem Bösen die Kraft zu nehmen.

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