Passionsandacht: Abendmahl - das größte Geschenk

Das Passafest ist endlich da. Um alles vorzubereiten, schickt Jesus Petrus und Johannes los. Die beiden haben jedoch Zweifel: Wo sollen wir denn das Fest vorbereiten? Wo sollen wir jetzt auf die Schnelle einen so großen Raum finden? Und Jesus? Er reagiert ganz gelassen auf diese Zweifel und sagt den beiden, wie sie alles vorfinden werden. Petrus und Johannes gehen also verunsichert los. Die beiden treffen einen Wasserträger. Jetzt wird es offenbar, wer hier wirklich das Fest vorbereitet hat. Jesus schickt zwar Petrus und Johannes los für die Vorbereitungen, aber alle Vorbereitungen sind bereits durch Gott selbst getroffen – bis hin zu diesem ungewöhnlichen Wasserträger – Wassertragen war eigentlich damals eine Arbeit für Frauen. Wenn Jesus etwas sagt, dann hat das seinen Grund. Und dann ist es soweit: Der Raum ist vorbereitet, das Passalamm zubereitet. Alle nehmen Platz. Jesus feiert mit seinen Jüngern das Passafest. Und dabei ist das Abendmahl nichts völlig Neues. Jesus feiert mit seinen Jüngern das jüdische Passa – die Feier zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten. So knüpft er an die Geschichte Gottes mit seinem Volk an und macht deutlich, dass diese durch ihn weitergeht. Gottes Befreiungsgeschichte hat also kein Ende, sie geht auf eine neue Art und Weise weiter: Jesus nimmt die einzelnen Speisen und gibt ihnen eine neue Bedeutung. Er spricht die uns wohlvertrauten Einsetzungsworte: „Und er nahm das Brot, dankte und brach‘s und gab‘s ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird … Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!“

Mein Leib gegeben, mein Blut vergossen, für euch – Jesus selbst gibt sich für uns. Er ist der Garant für einen neuen Bund zwischen Gott und Mensch, ein Bund, der Bestand hat. Nicht wir tragen Verantwortung für diese Beziehung, sondern Jesus selbst übernimmt die Verantwortung durch seinen gebrochenen Leib und sein vergossenes Blut – für uns!

Dazu ein Bild: Wenn Sie Öl und Wasser für eine Salatsoße in eine Schüssel geben, lassen sich diese nicht miteinander vermischen. Auch wenn ich ganz kräftig rühre, die Verbindung ist nur von ganz kurzer Dauer und beide Substanzen trennen sich wieder. Genauso ist es zwischen Gott und uns Menschen – wir sind voneinander getrennt und können uns nicht so leicht miteinander verbinden. Es braucht eine Art Emulgator, eine verbindende Substanz wie Senf oder Honig. Die Verbindung ist Jesus. Durch sein Leben, Sterben und Auferstehen schenkt er eine neue Verbindung zwischen Gott und uns Menschen. Eine Verbindung, die hält und tragfähig ist.
Deshalb ist das Abendmahl ein Fest der Befreiung: Befreiung von allem, was zwischen uns und Gott steht. Befreiung von aller äußeren und inneren Sklaverei, von allen Versuchen, unsere Beziehung zu Gott selbst und uns im Lot halten zu wollen. Auch dem Judas, dem Verräter, reicht Jesus Brot und Wein und schließt ihn in die Mahlgemeinschaft mit ein. Auch ihm gilt das „für euch“, und gerade das ist für uns so tröstlich.

Jesus Christus schenkt uns Freiheit und einen neuen Bund mit Gott. Darüber können wir nur staunen und Gott danken. Im Abendmahl nimmt Jesus Christus uns an in all unserer Schwachheit, unserer Unvollkommenheit, unseren Zweifeln. Wir dürfen so kommen, wie wir sind. Indem wir Brot und Wein empfangen, sagt uns Jesus Christus: Ich bin bei euch, was auch immer geschieht. Und so wie ich mit euch verbunden bin, so sollt ihr auch miteinander verbunden bleiben und euch gegenseitig stärken und Mut machen für die Aufgaben in dieser Welt.

Die Gemeinschaft derer, die das Abendmahl feiern, ist immer größer als die derer, die tatsächlich anwesend sind. Schließen wir doch einmal kurz die Augen und holen in Gedanken Menschen an unseren Tisch: Menschen aus unserer Gemeinde, deren Namen wir gar nicht alle genau kennen und doch oft mit ihnen gemeinsam Abendmahlsgemeinschaft hatten, die Konfirmandinnen und Konfirmanden, die wir oft etwas misstrauisch beobachtet haben, ob sie sich auch benehmen können, oder andere, mit denen wir woanders gefeiert haben und das gerne noch einmal tun würden. Selbst die Verstorbenen, das Abendmahl hat keine Grenzen. Oder wir holen in Gedanken Petrus, Johannes, Judas oder wer immer uns einfällt an den Tisch. Auch die vielen, die wir nicht kennen und wohl auch nicht kennenlernen werden, die Jesus einlädt, mit ihm zu feiern. Sie sind da und er selbst ist an unserem Tisch.
Das Abendmahl ist die Tischgemeinschaft, zu der wir seit und mit unserer Taufe eingeladen sind. Der Herr lädt uns zu Tisch ohne Unterschied der Person, der Hautfarbe, der Stellung. Wo sein Wort ist, da ist er. Wo das Brot in seinem Namen gebrochen wird und der Wein in seinem Namen getrunken wird, da ist er, der Geber des Lebens und der Zukunft, der Geber und Vergeber. Das Abendmahl schafft immer eine neue, lebendige Beziehung, ein neues Verhältnis; zwischen Menschen, die einen neuen Anfang wagen.

Gebet:
Barmherziger Gott, aus der Unruhe unseres Lebens kommen wir zu dir. So vieles gibt es, was uns Sorgen macht, was uns ängstigt und manchmal verzweifelt sein lässt. Wir wollen zur Ruhe kommen. In der Ruhe liegt die Kraft, die uns hilft, unseren Alltag zu bestehen. Guter Gott, wir bitten dich: Lass uns aufatmen in deinem Frieden. Lass uns teilhaben an deiner Fülle. Sei du selbst unsere Mitte und erleuchte uns unsere Welt.

Liedvorschläge: 97,1-6 (Holz auf Jesu Schulter)
  226,1-3 (Seht, das Brot, das wir hier teilen)
  227,1-6 (Dank sei dir, Vater)
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