Lebenswege – Ansprache zur Konfirmation

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
auf eurem Lebensweg seid ihr jetzt schon einige Jahre unterwegs.
Es gab Etappen auf eurem Lebensweg, die unkompliziert und schön waren. Zu Hause und in der Schule seid ihr halbwegs oder richtig gut klargekommen. Es gab auch eher heftige Wegstrecken, die anstrengend waren.
Und es gab Kreuzungen. Solche Situationen nämlich, in denen wir entscheiden können und entscheiden müssen, in welche Richtung wir weitergehen.
Solange ihr Kinder wart, haben eure Eltern vieles für euch entschieden: „Wir ziehen jetzt nach Bühl!" „Nach der 4. Klasse besuchst du die und die Schule!" Bei den meisten von euch haben die Eltern auch entschieden, wann ihr getauft wurdet: bald nach der Geburt nämlich, oder als Kindergartenkinder. Als kleine Kinder habt ihr das nicht selbst entschieden.
Das war einmal.
Immer mehr Entscheidungen könnt ihr jetzt selbst treffen. Jetzt wird euch immer mehr zugetraut und zugemutet, selbst Verantwortung zu übernehmen für euren Lebensweg, für euren Glaubensweg.
Heute seid ihr wieder an einer Kreuzung angekommen. Heute werdet ihr gefragt:
In welche Richtung willst du gehen? Woran und an wem willst du dich orientieren? Soll Gott derjenige sein, der dich begleitet auf allen deinen Wegen? Soll er derjenige sein, der dir sagt, wo's langgeht?

Gott hat seine Entscheidung bereits getroffen. Seine Entscheidung für euch. Wir haben vorhin Psalm 32,8 gehört. Gott spricht: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Ich will dich mit meinen Augen leiten." Das ist Gottes Zusage. Für jede, für jeden von euch.

Im Straßenverkehr helfen einem an Kreuzungen die Verkehrsschilder. Ich habe euch einige mitgebracht, weil ich finde, sie erzählen uns etwas darüber, dass und wie Gott uns den Weg zeigt und uns begleitet.

Z. B. dieses hier.
(Schild „unebene Fahrbahn" zeigen)
Wenn wir an diesem Schild vorbeikommen, wissen wir: Es wird einige Schlaglöcher geben. Es wird uneben.
Für unseren Lebensweg wird uns in der Bibel nie versprochen, dass alles glatt laufen wird. Es wird im Gegenteil ganz nüchtern vorausgesetzt, dass wir manchmal Angst haben, dass wir manchmal nicht weiterwissen, dass wir manchmal Gottes Nähe nicht spüren. Aber für all diese „Schlaglöcher" unseres Lebens wird uns zugesprochen, dass wir eine Erfahrung machen werden, die wir im Konfirmandenunterricht mit Psalm 23 gebetet haben: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir!" Was auch immer wir erleben - Gott wird uns nicht allein lassen.

(Schild „Sackgasse" zeigen)
Das hier kennt jeder: Sackgasse! Wer da hineinfährt, den führt dieser Weg nicht weiter. Die einzige Chance, wieder herauszukommen, ist umzukehren. Ich denke, dass Gottes Gebote solche Sackgassenschilder sind. Die Zehn Gebote z. B. oder das Gebot, den Nächsten zu lieben. Diese Gebote zeigen uns, dass wir in eine Sackgasse geraten, wenn wir andere Menschen verachten, über sie lästern, wenn wir unversöhnlich sind. In eine Sackgasse geraten wir, wenn wir Gott ausblenden, ihn nicht respektieren.
Aber auch in der Sackgasse bleibt Gott noch an uns dran und sagt uns: „Du kannst umkehren. Es muss nicht alles so weiterlaufen wie bisher. Ich helfe dir! Hier ist meine Hand. Schlag ein!"

(Schild „Parkplatz" zeigen)
Alle, die ihr Auto vorhin auf dem Parkdeck abgestellt haben, sind an diesem Schild vorbeigekommen: Parkplatz. Dieses Schild ist eine Einladung. Eine Einladung dazu, im Leben nicht immer zu rennen wie ein Hamster im Laufrad, sondern Pause zu machen. Die Jugendgruppe ist so ein Parkplatz, auf dem ihr andere Leute trefft, mit denen ihr über Gott und die Welt redet, zusammen singt und betet, zusammen die Bibel durchwühlt, um herauszufinden, worauf es ankommt im Leben. Jeder Gottesdienst, jeder Jugendgottesdienst ist so ein Parkplatz. Jedes Gebet zu Hause: ein Parkplatz. Eben ein Ort, an dem ihr zur Ruhe kommt und neue Kraft kriegt, um nachher frisch gestärkt durchzustarten.

(Schild „Vorgeschriebene Fahrtrichtung links und rechts" zeigen)
Das letzte Schild zeigt uns zwei Wege, zwei Richtungen, die wir einschlagen können. Beide Richtungen sind in Ordnung, aber es passt wohl nicht jede gleich gut zu uns. Ihr habt hier in der Gemeinde verschiedene Leute kennen gelernt, die nicht einfach alle dasselbe denken, dasselbe fühlen, exakt dasselbe glauben. Seit es den christlichen Glauben gibt, suchen Menschen ihren eigenen Weg im Glauben. Das ist auch für euch dran: euren eigenen Weg zu finden. Glaube ist im Kern eine ganz persönliche Sache. Eine Beziehungssache. Eine Beziehungsgeschichte zwischen Gott und euch.

Geht euren Weg, euren eigenen Weg mit Gott. Sagt heute „Ja" zu ihm.
„Ja, ich will mit dir leben. Ich möchte gern, dass du mit dabei bist - in den Zeiten, in denen alles glatt läuft, und auch in den Zeiten, in denen so viele Schlaglöcher da sind.
Ich möchte, dass du an mir dranbleibst, auch wenn ich mich in eine Sackgasse verrenne. Geh nie von mir weg!
Ich möchte gern bei dir „parken", von dir Kraft bekommen.
Und gib mir den Mut, meinen eigenen Weg zu gehen und diesen Weg mit dir zu gehen. Auch und gerade dann, wenn ich voller Zweifel bin. Lass mich gerade dann erleben, dass du bei mir bist!"

Gebet:
Du, unser Gott,
danke, dass du da bist. Danke, dass du mit uns mitgegangen bist bis heute, bis hierher. Du kennst uns. Du verstehst, was in uns vorgeht. Darum vertrauen wir uns dir an mit allem, wovon wir träumen, wonach wir uns sehnen. Auch mit allem, wovor wir Angst haben und was uns bedrückt. Unsre Fragen, unsre Zweifel legen wir dir hin. Dir vertrauen wir in der Stille an, was uns heute Morgen beschäftigt: (Stille) Berühre und löse uns, tief in unseren Herzen. Herr, erbarme dich.

Liedvorschläge:

597 (BEL, Dass du mich einstimmen lässt)

210 (Du hast mich)

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