Die Kooperation zwischen Eltern und Kindertagespflegepersonen sollte von einem gemeinsamen Ziel geprägt sein – dem Wohlbefinden der Kinder. Konstruktive Zusammenarbeit, in der dieses Ziel im Fokus steht, ist möglich, wenn beide Seiten offen miteinander umgehen und sich selbstreflektiert und wertschätzend zeigen.
Doch es gibt immer wieder Stolpersteine, die es von den Kindertagespflegepersonen erfordern, Eltern Grenzen zu setzen. Im Folgenden werden einige Beispiele aus dem pädagogischen Alltag dargestellt, die ein gezieltes Handeln erfordern:
- Eltern werden in ihrer Kritik persönlich.
- Eltern möchten ihren Standpunkt durchsetzen und bleiben hartnäckig.
- Eltern betrachten sich als alleinige Experten für ihr Kind und akzeptieren keine andere Sichtweise.
- Falsche Informationen über die Kindertagespflege, die durch Eltern nach außen getragen werden, sorgen für eine negative Außenwahrnehmung.
- Die Unzuverlässigkeit von Eltern trägt dazu bei, dass organisatorische Abläufe durcheinandergeraten.
- Eltern sind desinteressiert.
Solche Verhaltensweisen können Kindertagespflegepersonen an ihre Grenzen bringen. Im Folgenden werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie Eltern im pädagogischen Bereich prophylaktisch, akut und nachhaltig Grenzen setzen können. Je klarer und konsequenter dies geschieht, umso schneller lassen sich Konflikte aus dem Weg räumen.
1. Ziele & Regeln festlegen
In der Zusammenarbeit mit Müttern und Vätern ist es sinnvoll, sich im Vorfeld eigene Ziele zu setzen. Dazu dient z.B. die Frage: Was möchte ich in der Zusammenarbeit mit den Eltern erreichen und wo liegen meine Grenzen? Aus den Zielen werden die Regeln des Miteinanders formuliert. Diese sollten schriftlich von der Kindertagespflegeperson fixiert und im Erstgespräch besprochen werden. Eine Unterschrift der Eltern, die bestätigt, dass sie mit den Regeln vertraut gemacht wurden, schafft Verbindlichkeit.
2. Transparenz & Klarheit
Fehlende Orientierung und Unsicherheit der Eltern führen häufig zu Verhaltensweisen, die als Grenzüberschreitungen wahrgenommen werden. Daher benötigen sie für die eigene Handlungssicherheit Wissen über die Strukturen innerhalb der Kindertagespflege. Damit sie diese schnell und einfach nachvollziehen können, sollten ihnen die Rahmenbedingungen bekannt sein. Infomaterial, Aushänge, Briefe oder Konzepte können die nötige Transparenz schaffen.
3. Selbstreflexion ermöglichen
Eltern machen sich oftmals keine Gedanken darüber, wie ihr Verhalten auf andere wirkt. Um eine Chance zu erhalten, ihr Verhalten zu überdenken, benötigen sie entsprechende Rückmeldungen. Das Hauptarbeitsmittel in der pädagogischen Praxis ist die Kommunikation. Ein gutes Hilfsmittel, um lösungsorientiert an eine Klärung heranzugehen, ist die folgende Vorgehensweise in fünf Schritten:
Schritt 1: Die Kindertagespflegeperson gibt ihre Wahrnehmung einer oder mehrerer Situationen wieder und bleibt dabei in der Ich-Form, z. B. „Ich habe gesehen, dass …“ oder „Meine Wahrnehmung war, dass …“.
Schritt 2: Man fragt die Eltern, ob die eigene Wahrnehmung mit ihrer übereinstimmt. Bei diesem Schritt klären sich oft schon erste Missverständnisse.
Schritt 3: Wertschätzend und in klarer Form wird den Eltern signalisiert, dass sie Grenzen überschritten haben. Ihnen wird mitgeteilt, welche Wirkung ihr Verhalten hat. Auch hier kommen Ich-Botschaften zum Einsatz, z. B.: „Es hat mich irritiert, dass …“ oder „Ich war verärgert über …“ oder „Mich hat enttäuscht, dass …“.Es ist auch möglich, den Eltern in diesem Schritt zu spiegeln, was ihr Verhalten für das Kind bzw. das System bedeutet, z. B.: „Ihr Sohn wirkte traurig auf mich“ oder „Weil Sie Ihr Kind morgens zu spät bringen, können wir den Tagesablauf nicht einhalten“.
Schritt 4: In diesem Schritt wird die Absicht der Klärung signalisiert. Diese findet ebenfalls in der Ich-Form statt, z. B.: „Ich möchte gerne mit Ihnen eine Lösung finden.“
Schritt 5: Nun werden die Eltern mit ins Boot geholt, indem sie gefragt werden, welche Ideen sie haben. Oder man schlägt eigene Ideen vor und fragt, was sie davon halten.
4. Konsequenzen – Der Stufenplan
Helfen Gespräche nicht weiter, muss den Eltern nachdrücklich aufgezeigt werden, welche Konsequenzen ihre Unnachgiebigkeit hat. In diesem Fall ist es sinnvoll, einen Stufenplan zu haben: Er beginnt mit einem Klärungsgespräch, wie es in Schritt 2 beschrieben wurde. Bringt dieses keine Änderung, folgen als nächste Stufe ein oder zwei weitere Gespräche. Spätestens im dritten Gespräch sollte thematisiert werden, welche Folgen das Beibehalten des Verhaltens der Eltern haben wird. Nachdrücklich ist darauf hinzuweisen, dass die Regeln im Umgang miteinander einzuhalten sind. Wenn auch dies keine Wirkung zeigt, tritt die letzte Stufe in Kraft: der Abbruch der Zusammenarbeit.
5. Kooperationen
Für eine effektive Kooperation mit den Eltern müssen die Träger mit den Kindertagespflegepersonen an einem Strang ziehen. Ein Stufenplan wie in Punkt 4 beschrieben, sollte abgestimmt sein. Das verschafft Handlungssicherheit, falls Eltern versuchen, ihre Interessen beim Träger durchzusetzen.
6. Vernetzung
Wird Elternarbeit als Belastung erlebt, empfiehlt es sich, fachlichen und professionellen Rat zu holen, z. B. in Form eines Coachings, einer Fachberatung oder durch Supervision. Eine Begleitung durch neutrale Personen hilft, eigene negative Emotionen abzubauen, unterstützt die Lösungsfindung und kann daher effektiv für die weitere Zusammenarbeit mit den Eltern sein.
Auch der regelmäßige Austausch mit anderen Kindertagespflegepersonen erweitert die eigene Sicht und hilft, Lösungen zu finden.