Pro & ContraVegane Krippe

Vor allem in Großstädten liegen sie im Trend: Kitas und Krippen, die schon den Jüngsten keine tierischen Lebensmittel anbieten. Ist es zeitgemäß, Kleinstkinder ohne Fleisch und Kuhmilch zu ernähren? Oder eher verantwortungslos?

Vegane Krippen
© privat

Vegane Ernährung bietet wertvolle Lernanlässe!

Das eine Kind isst gar kein Fleisch, ein anderes kein Schweinefleisch, das nächste darf keine Milchprodukte zu sich nehmen: Aus weltanschaulichen, religiösen oder auch medizinischen Gründen wird es zunehmend schwieriger, Kita-Kindern einheitliche Mahlzeiten anzubieten, die tierische Produkte enthalten. Pflanzliche Zutaten zu verarbeiten, ist hingegen meist unproblematisch, denn im Gegensatz zu rohem Fleisch oder anderen tierischen Lebensmitteln enthalten vegane Produkte weniger Keime und sind nicht so verderblich. Ein weiterer Pluspunkt der veganen Kita-Küche: Da sie überwiegend auf gesunde pflanzliche Zutaten zurückgreift, bauen viele der Einrichtungen Kartoffeln, Tomaten & Co. selbst an und bescheren den Kindern dadurch nachhaltige Bildungsmomente: Die Mädchen und Jungen verfolgen das Wachstum der Pflanzen und helfen bei deren Pflege und Ernte – das schafft eine gute Basis für künftige Ernährungsgewohnheiten: Wer sich von der Pike auf mit dem Ursprung von Lebensmitteln beschäftigt, achtet auch später eher darauf, woher diese stammen und dass sie auch wirklich hochwertig sind. Neben Qualität und Regionalität verfolgt vegane Ernährung aber noch weitere Ziele bzw. wirft die Frage auf, in was für einer Welt wir eigentlich zukünftig leben wollen. Natürlich würde es Kinder unter drei Jahren überfordern, sich auf theoretischer Ebene mit sozialer Gerechtigkeit, Klimaschutz und Tierwohl zu befassen. Dennoch: Nachhaltige Themen wie Achtsamkeit im Umgang mit anderen Lebewesen und unserer Umwelt lassen sich mittels veganer Ernährung schon im U3-Bereich altersgerecht veranschaulichen und mit Leben füllen!

Kinder sollten alle Lebensmittel probieren können!

Wer sich vegan ernährt, verdient dafür Hochachtung: Aus Respekt vor den Tieren entscheiden sich Veganer dazu, auf zahlreiche Lebensmittel zu verzichten. Genau hier liegt aber auch mein erstes Problem mit veganen Krippen. Denn hier treffen Erwachsene die Entscheidung, keine tierischen Produkte zu verzehren, nicht für sich selbst, sondern für andere. Mein zweites Problem: Vegane Ernährung ist für Kinder nur dann unproblematisch, wenn ihre Bezugspersonen auf ausreichende Energiezufuhr sowie Versorgung mit Vitamin D, B2, B12 und Kalzium achten, sonst drohen Entwicklungsverzögerungen. Zumindest in Ganztageskrippen passiert dies i. d. R. durch „bewusste Speisenauswahl“, da Erzieherinnen keine Nahrungsergänzungsmittel verabreichen dürfen. Das heißt im Klartext, dass die Kinder zum Verzehr bestimmter Speisen gedrängt werden: „Du musst aber Brokkoli essen, der ist wichtig für dich!“ Das erinnert mich ungut an Kitas aus dunkler Vorzeit, in denen individuelle Geschmacksvorlieben keine Rolle spielten. Natürlich ist es legitim, wenn Eltern ihrem Kind eine vegane Lebensweise schmackhaft machen wollen – greift es in der Kita dennoch zum Kuh-Joghurt oder gar zur Bulette, sollten sie diese Entscheidung aber respektieren! In diesem Sinne braucht es auch keine explizit veganen Krippen, denn eine vegane Ernährung ist in jeder Einrichtung möglich: Wenn neben veganen Lebensmitteln auch tierische Produkte zur Auswahl stehen, können sich die Kinder selbst für oder gegen Käse oder Wurst entscheiden. Denn wie schon der Philosoph und Dichter Khalil Gibran im Gedicht „Eure Kinder sind nicht eure Kinder“ schrieb: „Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken.“

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