Jesus und die blutflüssige Frau (Mk 5,25–34) – Gestaltungselemente für eine Wort-Gottes-Feier

Vorbereitung: Eine Sitzordnung in Kreisform ist wünschenswert, ggf. mit zweiter Reihe. In der Mitte kann als Gestaltungselement ein blaues Tuch mit einem nur halb aufgepusteten, schlappen Schwimmring liegen, ringsum bunte Schals. Textblatt mit dem Evangelium Mk 5,21-43, bei dem die Verse 25-34 hervorgehoben sind (fett, farblich…); Moderationskärtchen, Stifte, ggf. Song »Tausendmal berührt« von Klaus Lage (inkl. Abspielgerät); Kerzen und/oder jahreszeitlich passender Blumenschmuck.

Begrüßung und Einstimmung

Wenn die Gruppe nicht zu groß ist, kann eine Begrüßungsform gewählt werden, die eine Berührung aller TN beinhaltet. In festen Gruppen, die einander vertraut sind, kann es eine Umarmung sein, in anderen Fällen eine namentliche Vorstellung der TN mit Händedruck. Nach der allgemeinen Begrüßung stehen alle gemeinsam zum Kreuzzeichen.

Hinführung

Wenn von »Frauen der Bibel« die Rede ist, denken wir schnell an die großen Gestalten, die Geschichte gemacht haben: Esther, Judith, Sarah, Maria, … Dabei gibt es eine Reihe ermutigender Begegnungen Jesu mit namenlosen Frauen, solchen die uns ähneln. Frauen, die versuchen, das Leben zu meistern, und dabei an Grenzen kommen und auf Hilfe hoffen, indem sie sich auf Jesus einlassen.

Die Frau, die wir heute aus dem Evangelium des Markus zu uns einladen werden, scheint wie zufällig zwischen die Zeilen dessen gerutscht zu sein, was er eigentlich berichten will- nämlich die Auferweckung der Tochter des JaÒrus. Auf dem Weg zu dem todkranken Kind ereignet sich ein Zwischenfall, der uns etwas sagen kann und der uns beschäftigen soll - im günstigen Fall über diesen Gottesdienst hinaus.

Wir laden den Herrn zu uns ein: Gebet

Jesus, du Heiland, als du dir am See von Galiläa einen Weg durch die Menschenmenge gebahnt hast, weil deine schnelle Hilfe bei einem sterbenden Kind erforderlich war, ereignete sich die Begegnung mit einer Frau. In vielen Gottesdiensten wird sie gar nicht vorgetragen, es gibt eine »Kurzfassung« deines Handelns im Hause des JaÒrus, als ob es nur eine Beiläufigkeit gewesen wäre, dieses kleine Stören des Ablaufs durch die Frau mit dem »Frauenleiden«, dem Menstruationsproblem, der Dauerblutung.

Unangenehm, ein bisschen peinlich vielleicht für den Evangelisten oder die Männer, die unsere Leseordnung zu verantworten haben.

Dir war sie nicht peinlich, diese Frau mit ihrem Anliegen und ihrem Glauben. Das lässt auch uns hoffen. Sei jetzt bei uns und erleuchte die Augen unseres Herzens. Amen.

Wir öffnen uns dem Wort des lebendigen Gottes: Lesung

Die Textstelle Mk 5,21-43 wird zunächst ohne Unterbrechung und ungekürzt (vielleicht abschnittweise nach vorheriger Absprache) vorgetragen. Danach erhält jede TN ein Textblatt, bei dem die Verse 25-34 hervorgehoben sind. Während einer Stille ist die Zeit, um das Gehörte noch einmal in Ruhe zu lesen. Danach werden die hervorgehobenen Verse nochmals gemeinsam laut gelesen.

Impuls zum Einfühlen in die Szene

»Die Heilung der blutflüssigen Frau« wurde diese Episode häufig überschrieben,
und als Kind stellte ich mir mit leichtem Unbehagen vor, wie sie da im Gedränge steht,
müde und verwelkt von all dem Blutverlust, der eine Spur hinterlässt,
in den Kleidern, an den Beinen und am Boden, zwölf lange Jahre schon.

Auch ihr ganzes Wesen ist ausgeblutet, totenblass und leer,
ohne Abwehrkraft, Farbe und Energie, saft- und kraftlos.
Ihr Mann will nichts mehr von ihr wissen, sie ist unrein, unberührbar,
unfruchtbar, unzumutbar, unmöglich, unerhört. Unerhört-
niemand hat sie bislang erhört, von Pontius zu Pilatus ist sie hilfesuchend gelaufen-
sozusagen, aber diesen Begriff werden wir erst nach Jesu blutigem Leiden prägen.
Und jetzt, ein weiterer Versuch, mitten im Gedränge der Menschenmasse,
ein Griff nach dem rettenden Strohhalm, ein Tasten, eine verstohlene Berührung.

Und sie fühlt sich auch wie ein Dieb, der sich etwas erschlichen hat ohne zu fragen,
als er, Jesus, sich umwendet und ausschaut nach dem Menschen, der ihn berührt hat.
Sie gesteht, zitternd vor Furcht, was sie Ungeheuerliches getan hat: geglaubt und gehofft,
den bisherigen Erfahrungen zum Trotz, trotzdem, mit dem Mut der Verzweiflung.

Aug in Auge mit Jesus bestätigt sich, was sie sofort gewusst hat, intuitiv, augenblicklich.
Ihr Tasten nach einem Zipfel, einem Stückchen wenigstens des Göttlichen
und seine sich verströmende Kraft, seine Zusage haben das Wunder bewirkt.
Sie ist von Gott berührt, erreicht, geheilt, gesund, rein.

Fragen und Zurufe an die Frau und an Jesus

Alles, was wir den beiden sagen wollen, kann jetzt auf Moderationskärtchen geschrieben und in die Mitte gelegt werden, ggf. dabei im Hintergrund den Song von Klaus Lage, »Tausendmal berührt«, laufen lassen.

Impuls zur Aktualisierung für hier und heute

Heutzutage gehen wir mit Menstruationsstörungen zur Gynäkologin.
Wenn ihre Hormonbehandlungen uns abschrecken, haben wir Alternativen:
Homöopathie, chinesische Medizin, Akkupunktur, minimalinvasiver operativer Eingriff.
Aber es passiert auch heute- wie damals-, dass das Ûbel bestehen bleibt.

Es hat vielleicht andere Gründe, wenn wir ausbluten, nicht mehr dicht halten,
ein Leck haben wie der Schwimmreifen, der, prall und bunt, Auftrieb geben sollte,
und nun stattdessen schlapp und eingeschrumpelt im Wasser treibt-
nutzlos und selbst vom Untergehen bedroht, nur noch Abfall, eine Verunreinigung.

Es hilft nicht viel, die Symptome zu bekämpfen, eine Pille zu schlucken,
ein Trostpflaster aufzukleben- der Blutverlust ist damit nicht dauerhaft zu stoppen.
Eisernes Durchhalten trotz Dauer-Blutung und Dauereinsatz führt zu Eisenmangel,
zu innerer Leere, Freudlosigkeit, Ûberforderung, Burnout, Zusammenbruch.

»Tausendmal berührt- tausendmal ist nichts passiert.« Wie im Song von Klaus Lage
verbringen wir unser Leben und verlieren dabei Herzblut, Energie und den Glauben-
an uns selbst, die eigene Wirksamkeit, den Sinn unseres Tuns, an mögliches Glück.
Eine einzige Berührung Gottes reicht aus, kann unser Leiden wenden, verwandeln.

Von Gott berührt- einmal reicht für immer, das Entscheidende passiert.
Es macht »Zoom«, aber anders als im Schlager- überwältigende Nähe entsteht.
In Großaufnahme zeigt das herangeholte Bild glasklar, worauf es ankommt:
Das Gewand des Höchsten anfassen, es begreifen und die Verbindung halten.

Einladung zum Austausch

Wann hat mich Gott berührt, wann habe ich die Erfahrung gemacht, ihn zu berühren? War es ein Schock, eine plötzliche Erkenntnis oder eine sich allmählich verdichtende Glaubensgewissheit?

Es bietet sich an, Kleingruppen, max. vier Personen, zu bilden, die zusammenrücken und für etwa zehn Minuten ins Gespräch kommen.

Bilder für Gottes Gewand

Das Gewand Jesu, seine zweite Haut, seine Göttlichkeit, wie kann ich es berühren?
Er selbst ist Gottes originellste Erscheinungsform, ihn berühren heißt Gott berühren.
Wo ist in unserer Welt ein Zipfelchen vom Gewand Gottes zu erhaschen,
einfach so, ohne dass eine Wallfahrt nach Trier zum »Heiligen Rock« nötig wäre?

Unser Gott ist Kostümbildner und Gewandmeister der gesamten Schöpfung,
beherrscht die handwerklichen ebenso wie die künstlerischen Aspekte dieses Werkes,
und ruht erst, nachdem er gesehen hat, dass alles gut ist.
Er macht Adam und Eva Kleider aus Fellen und kleidet sogar die Lilien auf dem Feld.

Seinen Gewandsaum zu berühren und heil zu werden, ist nicht so schwer wie es klingt!
Seine festlichsten Gewänder leuchten in der aufgehenden Sonne und im Abendrot,
der Saum seines Mantels umspült die nackten Füße beim Gehen am einsamen Strand.
Sein Himmelsumhang abseits der Städte funkelt in diamantenbesticktem Samtblau.

Aber auch alltägliche Gewänder Gottes können wir berühren, damit wir heilen,
einfach hineinplumpsen in die Blumenwiese im Frühsommer hinterm Haus,
einen »Engel«-Abdruck hinterlassen im frischen Schnee, gemeinsam mit den Kindern,
unter einem alten Baum stehen und sein Laub fallen sehen, seine Rinde liebkosen.

Dann kann ich fühlen, dass ich in ihm, in Gott lebe, mich bewege und bin,
dass durch Jesus und mit ihm und in ihm die unverbrüchliche Nähe besiegelt ist,
dass hier eine Kraftquelle sprudelt, die kein Arzt und keine Medizin mir geben kann,
und dass ich mich getrost verströmen kann, ohne auszubluten. Danke und Amen!

Zum Abschluss

Einladung an die TN, mit vorbereiteten Kerzen und/oder jahreszeitlich passendem Blumenschmuck die Mitte auszugestalten. Der Schwimmreifen kann prall aufgeblasen und um eine große Kerze oder Blumenvase gelegt werden. Es besteht die Gelegenheit, die zuvor abgelegten Karten zu lesen und einen Kommentar dazu zu schreiben.

Eine Segensbitte, ein Lied oder ein freies gemeinsames Beten beschließt den Gottesdienst, der in ein gemeinsames Essen/Kaffeetrinken münden kann.

Regina Groot Bramel

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