Nr. 2/2024: 2. Sonntag im Jahreskreis bis 5. Fastensonntag

Mit dem Ende des Weihnachtsfestkreises kommen wir nun spürbar im Lesejahr B an, das dem Evangelisten Markus gewidmet ist. Die drei Lesejahre werden außerhalb der Festkreise von jeweils einem der drei Synoptiker (Markus, Matthäus, Lukas) geprägt, während das Johannesevangelium vor allem in den geprägten Zeiten die Schrifttexte stellt. Jedoch muss Johannes gerade im Lesejahr B auch im Jahreskreis öfter mal »einspringen«, was mit der bemerkenswerten Kürze des Markusevangeliums zusammenhängt. Man könnte auch sagen: Markus gibt einfach nicht genug her für ein vernçnftiges Sonntagsevangelium. Zum Vergleich: Für die Beschreibung der Taufe Jesu braucht Markus (im Deutschen) 62 Wörter, Matthäus erzählt die gleiche Geschichte in 117 Wörtern, Johannes macht eine Vorlesung aus 134 Wörtern daraus. Und bis zum ersten öffentliche Auftreten Jesu braucht Markus gerade mal 14 Verse (im ersten Kapitel), während Matthäus und Lukas erst nach viereinhalb Kapiteln an dieser Stelle ankommen. Kurz, knapp und durchaus ein wenig kantig – so erzählt das älteste Evangelium vom Leben Jesu. Wenn es dann auch noch von Dämonen wimmelt, kann das den Prediger oder die Predigerin in heutiger Zeit durchaus vor Herausforderungen stellen.

Ich persönlich mag das Markusevangelium sehr, gerade weil es so direkt und ohne Umstände erzählt, auch, weil es einen immer wieder ins Stolpern bringt. Markus macht es einem oft schwer, einfach so auf die bekannten Themen aufzuspringen, er lässt Jesus viel mehr machen als reden – und gerade darin steckt dann meist das Unbequeme. Etwas zugespitzt könnte man sagen: Während Jesus bei Matthäus oder Lukas stundenlang seine Lehre von der Liebe in der Bergpredigt (oder Feldrede) ausbuchstabiert, hat er bei Markus in der Zeit Kranke geheilt und Dämonen ausgetrieben. Bei Markus geht es zur Sache. Darauf dürfen wir uns im vor uns liegenden Lesejahr B freuen. Und es darf uns auch anstacheln, als Person, als Gemeinde, als Kirche.