Manchmal, zwischendrin ...Dankbarkeitsmomente

Manchmal, zwischendrin...
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Im Gottesdienst fühle ich mich leer. Ich bin neidisch auf die Generationen, die nicht zynisch aufgewachsen sind, die sich noch in der Sprache zuhause fühlen, die ich nur an Feiertagen verwende. Ich bin neidisch auf die Leute, die nicht das Gefühl haben zu lügen, wenn sie große Worte in den Mund nehmen, sondern damit tatsächlich einen Wert verbinden.

Ich bin nicht dankbar für die Kirche, weil ich sie auch an diesen Feiertagen nie getröstet, sondern jedes Mal heimatloser verlasse, weil mich ihre Sprache nicht im Herzen berührt. Aber manchmal füllt auch mich das aus, was andere als „Gott“ oder als „grenzenlose Liebe“ beschreiben, und dann möchte ich, vor egal wem, auf die Knie fallen, weil ich dann meinen Glauben spüren kann.

Ich kann meinen Glauben spüren, aber ich glaube mir selbst nicht, wenn ich von ihm spreche, wenn ich Worte wie Barmherzigkeit oder Dankbarkeit in den Mund nehme, weil mir keine Geste einfällt, die dem gerecht werden würde, oder weil ich mein Leben nicht auf die eine Geste reduzieren kann, mit der ich bewiesen habe, dass ich dankbar für etwas bin.

Es reicht mir nicht mehr, bloß davon zu reden, dass ich dankbar für meinen Glauben, für die Welt oder für mein Leben bin. Ich muss das Leben immer gleich anspringen und aufreißen, ich muss das Leben immer gleich würgen und ficken und schütteln und es lieben und von ihm enttäuscht werden und es aufgeben und wiederfinden, ich muss die Angebote annehmen, das Potential ausschöpfen, die Möglichkeit in Betracht ziehen, damit ich mir meine eigene Dankbarkeit glaube, und das Wort nicht als Heuchelei abtue.

Aber manchmal, mittendrin, in der Warteschlange, im Auto, oder wenn ich Milch über den Tisch reiche, schwebt ein warmer, zarter Satz durch das Zimmer, der sich wiederholt und sagt, so, wie es jetzt gerade ist, ist es genau richtig. Und dafür bin ich dankbar.

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