Menschen und BücherEinfach leben – dankbar leben

Bruder David Steindl-Rast OSB wird nächstes Jahr 95 Jahre alt. Die Erfahrung des Kriegs hat ihn und seine Suche nach Sinn und Dialog geprägt. Der Kern seiner Spiritualität – die Dankbarkeit – inspiriert mich, seit ich ihn kenne.

Einfach leben - dankbar leben
© privat

Ein Leben im Dialog

In Wien studiert Br. Steindl-­Rast an der Kunstakademie, dann aber auch Völker­kunde und Psychologie. Nach der Promo­tion in Psychologie zieht er 1952 nach Amerika, wohin seine Familie ausgewandert war, und wird Mönch in einem neu gegründeten Reformkloster – er wollte in ein Kloster, auf dem nicht so viel Tradi­tion lastete wie in Europa. Er engagierte sich in der Friedensbewegung, in der re­ligiösen Erneuerungsbewegung, im inter­disziplinären Austausch und im interreli­giösen Dialog, vor allem mit Buddhisten und Hinduisten. Dialog geschieht für ihn zwischen Menschen, die verschiedenen Religionen angehören, sich aber auf der Ebene des gemeinschaftlich Menschlichen treffen. Begegnung wird aus der Stille möglich: Immer wieder hat er diese Stille gesucht und zurückgezogen als Einsiedler gelebt, ist aber auch weltweit durch Lehr­aufträge und Vorträge bekanntgeworden. Das erste Mal habe ich Br. David im Flug­hafen von Hongkong getroffen und mich sofort gut mit ihm verstanden. Spä­ter haben wir auch ein gemeinsames Buch geschrieben: „Das glauben wir. Eine Spiritualität für unsere Zeit“. Als wir gemeinsam in Argentinien waren, um dieses Buch vorzustellen, erlebte ich staunend, wie rüstig Br. David immer noch ist und wie wach er den Menschen begegnet. Im Al­ter kehrte er zurück in seine öster­reichische Heimat und lebt jetzt im Europakloster Gut Aich.

Geschenk des Lebens

Der Gedanke, der Br. David sein Leben lang begleitet hat und zum Kern seiner Spiritualität wurde, ist Dankbarkeit. Darüber hat er im­mer wieder geschrieben und, auch im Internet, eine eigene Bewegung der Dankbarkeit ins Leben gerufen (www. dankbar­leben.org). „Einfach leben – dankbar leben. 365 Inspirationen“ heißt auch eines seiner Bücher, aus dem ich die folgenden kurzen Texte zitiere:

„Wenn wir den neuen Tag als Geschenk begrüßen, trägt uns ein Dankbarkeitsge­fühl durch die darauf folgenden Stunden. Der Tag ist uns angeboten als etwas, das wir Stunde um Stunde an andere verschenken können.“

„Was uns geschenkt wird, völlig auszu­leben – unser Leben, unsere Fähigkeiten, unsere Möglichkeiten –, also wir zu wer­den: das ist unser Danksagen.“

„Ich selber bin Geschenk, das ich dankbar zurückschenken kann, dadurch dass ich mich verwirkliche. Es geht im Leben um diesen dynamischen Kreislauf einer Liebe, die alles hervorbringt und sich wieder zu­rückschenkt.“

So wünsche ich Br. David – auch im Blick auf seinen 95. Geburtstag –, dass er uns sein Geschenk des Lebens noch lange zu­rückschenken kann. Und Ihnen wünsche ich, dass auch Sie sich von seinen Gedan­ken inspirieren lassen, dass auch Sie vol­ler Dankbarkeit Ihr Leben leben und so zum Segen werden für viele Menschen.

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