Ergebnisse einer empirischen StudieEhevorbereitungsseminare – lästige Pflichtübung oder echte Hilfe?

„Langweilige Pflichtveranstaltung, religiöser Missionierungsversuch, gruppendynamische Spielchen“ – Vorbehalte solcher Art werden nicht selten gegenüber Brautleutekursen geäußert. Dies zeigt auch eine Studie, die Claudia Lamprecht an der Professur für Pastoraltheologie der Universität Augsburg mit Unterstützung durch das Referat Eheund Familienseelsorge des Bistums Augsburg erstellt hat.

Nach Absolvierung der Ehevorbereitungsseminare revidierten jedoch selbst Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die zuvor noch skeptisch bis ablehnend eingestellt waren, weithin ihre Haltung und äußerten sich meist positiv – so das ermutigende Fazit der Befragung.
Durchgeführt wurde die Untersuchung von Januarbis März 2017 bei 27 Ehevorbereitungsseminaren im Bistum Augsburg. Insgesamt 474 Teilnehmende waren bereit, einen vorgegebenen Fragebogen auszufüllen. Die Geschlechterverteilung war nahezu ausgeglichen, auch wenn Frauen unter den Antwortenden leicht überwogen (244 zu 230). Das Alter der Teilnehmenden zeigt eine Spannweite von gut drei Jahrzehnten: Die jüngsten Befragten waren zwanzig Jahre, der älteste 51 Jahre alt. Das Durchschnittsalter lag bei 29,91 Jahren (bei drei Personen: keine Angabe), wobei der Schnitt bei den männlichen Teilnehmern (31 Jahre) etwas höher ist als das Alter der Teilnehmerinnen (28,86 Jahre). Damit spiegelt sich hier der gesamtgesellschaftliche Trend wider, dass das Erstheiratsalter seit Jahrzehnten ansteigt. Das „Projekt Ehe“ wird, sofern es überhaupt angezielt wird, immer mehr hinausgeschoben – nach Ausbildung bzw. Studium, Etablierung im Beruf und nach Konsolidierung der Paarbeziehung. Katholische Brautpaare (bzw. Paare mit einem katholischen Partner) scheinen dieser Entwicklung jedoch mit gewisser Verzögerung zu folgen; denn die befragten Paare im Bistum Augsburg liegen signifikant unter den gesamtdeutschen Durchschnittswerten: Bereits 2015 war laut Statistischem Bundesamt das Erstheiratsalter Lediger bei 31,2 (Frauen) bzw. 33,8 Jahren (Männer) angelangt (Quelle: www.destatis.de).
Bei den Gründen für die Teilnahme am Ehevorbereitungskurs ergibt die Untersuchung, dass auf eine nachdrücklich werbende Einladung nicht verzichtetwerdensollte. Mehralszwei Drittel der Befragten – insgesamt 322 Personen (67,9 Prozent) – gaben an, dass sie „auf Empfehlung des Pfarrers/ Diakons“ zum Seminar kamen. Da hier allerdings Mehrfachnennungen möglich waren, wählten 141 Personen (29,7 Prozent) auch die Option „auf eigenen Wunsch“. Immerhin 33 Teilnehmende (7 Prozent) folgten einer Empfehlung von anderen, bereits verheirateten Paaren. Schon hier zeichnet sich damit die gute Resonanz der Brautleutekurse ab, wenngleich gerade die positiven Effekte einer „Mund-zuMund-Propaganda“ sicher noch gesteigert werden könnten. Allerdings gaben bei den Freitextantworten auch 26 Personen (5,5 Prozent) an, dass sie sich durch den zuständigen Pfarrer zur Teilnahme verpflichtet fühlten. Ein Teil des Wertes bei der Antwortmöglichkeit „auf Empfehlung des Pfarrers / Diakons“ muss wohl ebenfalls dieser Deutung zugerechnet werden – obwohl die Deutsche Bischofskonferenz in ihrem Dokument „Auf dem Weg zum Sakrament der Ehe“ im Jahr 2000 festgehalten hatte: „Die Teilnahme an einem Ehevorbereitungskurs zur Bedingung der kirchlichen Eheschließung zu machen, ist nicht zulässig“ (S. 43). Die Bischofssynode 2015 hat, so Papst Franziskus im Apostolischen Schreiben „Amorislaetitia“, „die Notwendigkeit besonderer Kurse zur unmittelbaren Vorbereitung der Eheschließung betont“ (AL 206). Bei den Ehevorbereitungskursen handle es sich „um eine Art ‚Initiation‘ in das Ehesakrament, die ihnen [sc. den Brautleuten] die notwendigen Elemente vermittelt, um es mit der besten inneren Bereitschaft empfangen zu können und das Familienleben mit einer gewissen Standfestigkeit zu beginnen“ (AL 207). Ähnlich sieht auch schon „Familiaris consortio“ (1981) die hohe Bedeutung einer unmittelbaren Ehevorbereitung (neben dem unerlässlich notwendigen Traugespräch); zugleich aber gibt dieses päpstliche Dokument vor, „dass ihr eventuelles Fehlen kein Hindernis für die Trauung darstellt“ (FC 66). Tatsächlich wird im deutschsprachigen Raum der Verpflichtungsgrad von Ehevorbereitungsseminaren sehr unterschiedlich gehandhabt: Während es in vielen Diözesen bzw. Pfarreien den Brautpaaren freigestellt bleibt, ob sie an einem Ehevorbereitungskurs teilnehmen, drängen andere die Brautleute mit Nachdruck dazu, was verständlicherweise zu höheren Teilnehmerquoten führt. Kehrseite dieser Praxis ist jedoch, dass mangelnde Freiwilligkeit und Offenheit das Klima innerhalb der Kurse massiv belasten können. Dazu kommt das Problem, dass auch zwischen den Partnern selbst die Motivation zur Kursteilnahme verschieden gelagert sein kann: Immerhin sechs Männer gaben in der Studie als Grund für die Teilnahme recht unverblümt ihre Partnerin an.
Dass die Gründe für die Teilnahme unmittelbar Einfluss auf die Motivation der Teilnehmenden haben, hat sich in der Befragung bestätigt. Bezüglich der Aussage „Ich bin interessiert und motiviert in diesen Tag hineingegangen“ ergab sich auf einer Skala von 1 (= trifft zu) bis 5 (= trifft überhaupt nicht zu) ein leicht positiver Durchschnittswert von 2,67. Auch hier zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Der Motivationswert der Frauen war mit durchschnittlich 2,45 höher als bei den befragten Männern (2,90). Insgesamt verteilten sich die Antworten auf die ersten vier Wertstufen annähernd gleich: 103 Personen (21,7 Prozent) entschieden sich für den höchsten Zustimmungsgrad, 109 (23 Prozent) wählten „trifft eher zu“, 131 (27,6 Prozent) schätzten sich als „unentschieden“ ein, während 100 (21,1 Prozent) sich als eher uninteressiert bezeichneten. Nur 30 Personen (6,3 Prozent) bekundeten sich als überhaupt nicht motiviert. Gerade die Teilnehmer, die als Grund eine Verpflichtung durch den Pfarrer, Diakon oder die Partnerin angegeben hatten, gaben im Durchschnitt einen Motivationswert von 3,56 an und lagen damit nahezu einen ganzen Bewertungspunkt unter dem Gesamtwert.
Konkrete Erwartungen an die Ehevorbereitungskurse haben 219 Teilnehmende genannt, also knapp die Hälfte der Befragten (46,2 Prozent). Bei den vielen verschiedenen, in einem Freitextfeld genannten Antworten dominiert klar der Wunsch nach Informationen zum Ablauf des Traugottesdienstes und Tipps zu dessen Gestaltung; 134 Teilnehmende äußerten sich in diese Richtung und damit mehr als sechs von zehn Antwortenden (61,2 Prozent). Weitere Erwartungen folgten hier erst mit deutlichem Abstand: Während der Wunsch, beim Brautleuteseminar allgemeine Anregungen und Hinweise für die Gestaltung des Ehelebens zu erhalten, noch von gut einem Fünftel der Teilnehmenden geteilt wurde (50 Nennungen; 22,8 Prozent), hegte nur etwa jeder Zehnte die Hoffnung, sich bei dem Kurs mit dem Partner über die Beziehung austauschen zu können (27 Nennungen; 12,3 Prozent), andere Paare und ihre Erfahrungen in der selben Situation kennenzulernen (25 Nennungen; 11,4 Prozent) oder Näheres über das kirchliche Verständnis von Ehe und Familie zu erfahren (19 Nennungen; 8,7 Prozent). Nur sieben Befragte (3,2 Prozent) wünschten sich ausdrücklich die Thematisierung kommunikativer Kompetenzen, gelingender Konfliktbewältigung und von gemeinsamen Werten in der Beziehung; offenbar wird den Kursen im Vorfeld kaum zugetraut, hier entscheidende Impulse geben zu können. Wie wenig Ehevorbereitungskurse und ihre Inhalte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt sind, ist auch daran abzulesen, dass etwa 30 Teilnehmende ausdrücklich ohne konkrete Erwartungen, jedoch mit großer Offenheit in das Seminar hineingingen, etwa 18 Teilnehmende hingegen mit einer negativ-skeptischen Erwartungshaltung. Neben den Erwartungen wurde in der Studie auch Raum für die Äußerung von Befürchtungen gegeben. 196 Teilnehmende nahmen diese Möglichkeit wahr, wiederum teils mit Mehrfachnennungen. Am meisten (73 Nennungen; 37,2 Prozent) wurde dabei die Sorge genannt, dass das Seminar, um einzelne Aussagen zu zitieren, „langweilig und trocken“, „zäh, fad, langweilig und trocken“ oder „zu theoretisch“ sein könnte; konkret wurde hier auch die Befürchtung mangelnder Methodenvielfalt und eines eintönigen Monologs der Referenten angeführt. Eine weitere größere Gruppe von Vorbehalten (61 Nennungen; 31,1 Prozent) lässt sich derart zusammenfassen, dass dem Kurs unterstellt wird, womöglich eine allzu fromme Veranstaltung mit überkommenen, altmodischen Lehrinhalten zu sein, näherhin etwa mit Missionierungsabsichten, Rosenkranzgebet (!), gemeinsamem Gesang, Verurteilung vorehelicher Sexualität und dem Transportieren eines patriarchalen Rollenverständnisses von Mann und Frau. Dreißig Personen (15,3 Prozent) führten als Befürchtung an, dass sie beim Brautleutekurs zu bestimmten Methoden verpflichtet werden könnten, die sie offenbar als „absurd“, „übergriffig“ oder „peinlich“ empfinden, wie Rollenspiele, Kennenlernspiele, Vertrauensübungen, das gemeinsame Singen oder das Sprechen vor der Gruppe. Von manchen wurde darüber hinaus auch die Sorge geäußert, über Privates sprechen zu müssen (zwanzig Nennungen; 10,2 Prozent). Nur wenige Teilnehmer hingegen unterstellten, dass die behandelten Themen keinen Realitätsund Praxisbezug haben (acht Nennungen), dass ein unverheirateter Kursleiter, insbesondere ein Pfarrer, den Brautleuten etwas über die Ehe sagen wolle (sechs Nennungen) oder dass das Seminar ohnehin unnötig und nutzlos sei (sieben Nennungen).
Da die Berücksichtigung der Interessenslagen Grundlage für den Erfolg von Ehevorbereitungskursen ist, ist es inzwischen weithin Standard geworden, dass die Kursleiterinnen und Kursleiter zu Beginn der Seminare nach den konkreten Erwartungen der Teilnehmenden fragen. Dies bestätigte sich auch in der Umfrage: 379 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und damit knapp 80 Prozent der Befragten hatten dazu in den Kursen die Gelegenheit; nur 86 Personen (18,1 Prozent) haben dies ausdrücklich nicht so erlebt (neun Personen machten diesbezüglich keine Angabe). Tatsächlich bestätigten dann nach Ende der Seminare auch 380 Personen, dass auf ihre Wünsche eingegangen wurde. Nur 42 Teilnehmende verneinten dies, während 52 Personen sich hier einer Antwort enthielten. Die letztgenannten Zahlen entsprechen somit ziemlich genau dem Kreis der Personen, die ihre Erwartungen nicht zu Beginn der Brautleutekurse äußern konnten. Kursleiterinnen und Kursleiter erkundigen sich also in der Einstiegsphase der Seminare nicht nur nach den Interessenslagen der Teilnehmenden; in deren Wahrnehmung gehen sie danach soweit möglich tatsächlich auch darauf ein – eine probate Methode, um die Zufriedenheit mit dem besuchten Seminar zu steigern.
Insgesamt zeigt sich in der Bewertung der Ehevorbereitungskurse ein äußerst positives Ergebnis: Auf einer Skala von 1 bis 5 vergaben 189 Personen die Note „sehr gut“, 236 „gut“, nur 36 eine „drei“ und lediglich drei Personen eine „vier“, niemand aber eine „fünf “, so dass sich der erfreuliche Durchschnittswert von 1,68 ergibt. Selbst die 32 Befragten, die im Vorfeld angaben, zur Teilnahme verpflichtet worden zu sein (durch den Pfarrer/ Diakon oder die Partnerin), vergaben im Durchschnitt die Note 1,88 – ein Wert, der nur wenig unter dem Gesamtschnitt liegt. Ein ähnliches Bild ergibt sich im Blick auf die Erfüllung der im Vorfeld geäußerten Erwartungen: 225 Personen gaben an, dass ihre Erwartungen übertroffen wurden; 241 Teilnehmende sahen ihre Erwartungen als erfüllt an. Nur drei äußerten sich enttäuscht (ohne Angabe: 5 Personen).
Insbesondere die Kursleiterinnen und Kursleiter erfahren durch die Teilnehmenden eine positive Bewertung ihrer Tätigkeit, wie sich in allen im Fragebogen aufgeführten Items zeigt: Sie greifen die Fragen der Teilnehmenden auf (1,13), verstehen es, eine angenehme Kursatmosphäre zu schaffen (1,18), arbeiten methodisch abwechslungsreich (1,38), gehen offen und wertschätzend auf die Brautleute ein (1,21) und geben der Paargeschichte und Lebenssituation der Teilnehmenden genügend Raum (1,6). Die Kursleiterinnen und Kursleiter haben somit in der Studie die besten Bewertungen aller Fragepunkte erhalten. Allgemein wurden bei den Seminaren, so die Befragten, wertvolle Informationen vermittelt (1,59) und Fragen zur Hochzeit geklärt (1,39). Auch auf weitere pastorale Angebote für Paare wurde meist hingewiesen (1,75). Nur 24 Personen gaben an, dass dies kaum oder gar nicht geschehen sei. Hohe Zustimmung erhielt auch die Aussage, dass die Brautleutese minare den Austausch mit anderen Paaren ermöglicht haben (1,52).
Noch immer auf erfreulich hohem Niveau, jedoch deutlich von der sehr positiven Einschätzung der Kursleitung abgesetzt, liegen die Werte für die Ziele, die kirchlicherseits mit Ehevorbereitungskursen verbunden werden: Dass sie im Kurs die Ehe als Sakrament zu verstehen gelernt haben, wird von den Teilnehmenden noch weithin bejaht (Wert: 1,76). Die Vertiefung des Glaubens durch religiös-spirituelle Elemente erhielt durch die Befragten hingegen insgesamt die Durchschnittsnote 2,15 (und damit einen der schlechtesten Werte der Umfrage), ähnlich wie die Frage nach Momenten der Besinnung im Kurs (Wert: 2,1). Dass die Brautleute bereits mitten in den Vorbereitungen zu ihrer Hochzeit stehen, erklärt vermutlich, dass die Frage, ob das Ehevorbereitungsseminar ihren Entschluss, kirchlich zu heiraten, gestärkt habe, einen Zustimmungswert von lediglich 1,94 erhielt. Etwas besser indes wurde beurteilt, ob die Brautpaare dazu ermutigt wurden, Teile ihres Hochzeitsgottesdienstes aktiv selbst zu gestalten (Wert: 1,86).
Die Verbesserung der Beziehungsqualität und die Vermittlung kommunikativer Kompetenzen stellt zwar ein weiteres wesentliches Ziel der kirchlichen Ehevorbereitungspastoral dar; von den befragten Brautleuten wird dieses Ziel jedoch offenbar nur nachrangig mit Brautleutekursen verbunden: So findet es zwar in der Studie noch einige Zustimmung, dass das Ehevorbereitungsseminar eine Bereicherung für die Partnerschaft war (Wert: 1,9) und dass wertvolle Anregungen für eine gelingende Paarkommunikation gegeben wurden (Wert: 1,97). Neue Impulse für die Partnerschaft (Wert: 2,24) oder eine Festigung der Beziehung (Wert: 2,51) werden hingegen eher zurückhaltend mit den Kursen verbunden. Gerade zu letztem Punkt merkten einige Teilnehmer in einem Freihandkommentar an, dass in ihrer Beziehung keine Festigung nötig war, und gaben damit wohl eine Erklärung für diese vergleichsweise schlechte Bewertung.
Ein etwas differenzierteres Bild ergibt sich, wenn man die Ergebnisse der Studie bei der Frage betrachtet, welches Element der Kurse für die Brautleute persönlich am hilfreichsten war. 418 Personen (88,2 Prozent der Befragten) antworteten darauf, oftmals mit Mehrfachnennungen. Wie aufgrund der im Vorfeld geäußerten Erwartungen schon abzusehen, wurden hier amhäufigsten Informationen und Hinweise zum Ablauf und zur Gestaltung des Traugottesdienstes genannt (209 Nennungen; 50 Prozent). Immerhin 57 Personen – und damit die zweitgrößte Gruppe, jedoch mit deutlichem Abstand (13,6 Prozent) – führten aber auch methodisch-inhaltliche Einheiten zum Themenfeld Kommunikation als das Element an, das für sie am wertvollsten war. Bei den Erwartungen im Vorfeld war dieser Bereich kaum beachtet worden – noch weniger die Beschäftigung mit gemeinsam geteilten Werten, die nun im Nachklang von immerhin 44 Personen (10,5 Prozent) als für sie sehr wichtig eingestuft wurde. 29 Personen indes haben unter den persönlich hilfreichsten Elementen auch die Vermittlung der Bedeutung des Ehesakramentes und des Eheversprechens angeführt, 27 Teilnehmende den Kontakt zu anderen Paaren bzw. das Gespräch in der Gruppe, ferner 18 Personen die partnerschaftlichen Elemente, die das Nachdenken und den Austausch mit dem Partner über die Beziehung zum Inhalt hatten, und 17 Befragte nochmals die Person des Referenten und die angenehme Atmosphäre im Kurs. Auf die gegenteilige Frage („Welches Element des Seminars hat Sie nicht angesprochen?“) antworteten lediglich 88 Personen (18,6 Prozent der Befragten), teilweise auch hier mit Mehrfachnennungen. Die überwiegende Mehrheit der Kritik mit 65 Nennungen richtete sich auf eine bestimmte Methode, die im Kurs angewandt worden war, so etwa das Singen, Einheiten zum Thema „Kommunikation“, Bastelund Malelemente, Gruppenarbeiten oder auch die bekannte Methode „Hausbau“ (zur Verständigung der Paare über gemeinsame Werte). Die Vorbehalte von zwölf Personen können mit dem Stichwort „zu viele religiöse/christliche Elemente“ zusammengefasst werden; damit waren dies weit weniger Nennungen als nochbei den Erwartungen im Vorfeld. Wie konträr indes die Interessen der Teilnehmenden sein können und welche Herausforderung es für die Kursleitung darstellt, ihnen gerecht zu werden, zeigt die Tatsache, dass elf Personen die Erläuterungen zum Traugottesdienst und der Raum, der ihnen gewidmet wurde, bemängelten – obwohl gerade dies von einer großen Mehrheit erwartet und als sehr hilfreich angesehen wurde.
Abschließend wurde den Brautleuten noch die Frage gestellt, ob es eine Anregung aus dem Seminar gibt, die sie langfristig für ihre Beziehung mitnehmen wollen. 244 der Befragten antworteten hier (51,5 Prozent). Überraschenderweise nannte die große Mehrheit dabei die Hinweise zur Kommunikation zwischen den Partnern alswesentlichen Ertrag der Kurse (126 Personen; 51,6 Prozent). In eine ähnliche Richtung verweist der Vorsatz, sich mehr Zeit für den Partner zu nehmen und gemeinsame Rituale und Erinnerungen zu pflegen (28 Nennungen), oderdas Vorhaben, dem Partner gegenüber Wertschätzung und Zuneigung auszudrücken (23 Nennungen). 20 Teilnehmer schließlich führten hier Aussagen an, die sich mit dem Stichwort „Wünsche dem Partner mitteilen“ zusammenfassen lassen (wie dies methodisch etwa auch mithilfe einer so genannten „Wunschdose“, „Wunschbox“ oder „Schmankerlkiste“ möglich ist). Obwohl die Teilnehmenden bei der konkreten Bewertung der Ehevorbereitungskurse der Vermittlung von Kompetenzen der Kommunikation und Beziehungsführung eher nachrangige Bedeutung zuschrieben, werden alsogerade diese Anregungen und Hinweise in den Kursen als für die Partnerschaft langfristig am bedeutsamsten angesehen.
Welches Fazit lässt sich aus der Studie ziehen? Zunächst einmal kann festgehalten werden: Ehevorbereitungsseminare sind besser als ihr (landläufiger) Ruf. Darum gilt es, für sie zu werben und insbesondere ihre Ziele, Inhalte und methodischen Abläufe besser bekannt zu machen. Vielen Vorbehalten und Befürchtungen könnte schon im Vorfeld durch eine verstärkte Information über die Kurse begegnet und zugleich die Motivation zur Teilnahme gesteigert werden. Einen höheren Zulauf durch eine „Quasi-Verpflichtung“ erreichen zu wollen, führt allenfalls dazu, dass die Kursleitung (noch mehr) Mühe hat, die fehlende Motivation mancher Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufzufangen und eine Beeinträchtigung der Kursatmosphäre zu verhindern. Die beste Werbung für Brautleutekurse wären Ehepaare, die diese Seminare vor ihrer Hochzeit bereits besucht haben und – wie sich gezeigt hat– zum weitaus überwiegenden Teil damit positive Eindrücke verbinden. Dass diese Kurse zudem in gewisser Weise ein Alleinstellungsmerkmal besitzen, weil sie offenkundig das einzige kostenlose Angebot darstellen, bei dem heiratswillige Paare wertvolle Hinweise für ihre Trauung und für ihre Beziehungskompetenz erhalten und zudem ein Austausch mit anderen Paaren in derselben Situation möglich ist, sollte auch die (katholische) Kirche dazu motivieren, mit diesen Angeboten und der so deutlich positiven Resonanz darauf nicht hinter dem Berg zu halten.
Dabei ist klar, dass die Akzeptanz und Resonanz auf die Ehevorbereitungsseminare mit dem Engagement der Kursleiterinnen und Kursleiter steht und fällt. Eine zeitgleich mit der Befragung der Teilnehmenden durchgeführte Umfrage unter den Leitern (14 Personen) ergab einen Altersschnitt von knapp 50 Jahren, bei durchschnittlich 14 Jahren Erfahrung in diesem Tätigkeitsbereich und bei Leitung von fünf Brautleutekursen pro Jahr. Gerade ehrenamtliche Kursleiterinnen und Kursleiter sind immer schwerer zu gewinnen. Doch auch Priester stellen sich aufgrund ihrer hohen Arbeitsbelastung in Zeiten des Priestermangels immer weniger für diese Aufgabe zur Verfügung. Die Folge ist, dass die Zahl der teilnehmenden Paare in den Seminaren teilweise zu groß wird und damit der Austausch zwischen den Paaren und die Möglichkeit, sich einzelnen vonihnen näher zu widmen, stark erschwert werden. Kursleiterinnen und Kursleiter zu gewinnen, sie zu qualifizieren und in ihrer Tätigkeit zu bestärken, muss darum eine vordringliche Aufgabe der kirchlichen Pastoral sein, um bei Ehevorbereitungsseminaren auch künftig ein so positives Echo bei den Teilnehmenden erreichen zu können.

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