Die Wochensprüche im März 2021

7. März 2021

3. Sonntag der Passionszeit: Okuli

Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.
Lukas 9,62

„Sieh über die Schulter zurück. Deine Schultern drehen sich automatisch mit, dann deine Hüfte, dann dein ganzer Körper. Wenn du dich umdrehen willst, musst du nur zurücksehen“ – so erkläre ich manchmal den Anfängern in unserer Kampfsportgruppe einen Schlag mit dem Fuß, bei dem man sich über den Rücken dreht. Dieser Trick klappt eigentlich immer.
Mir wird bewusst: Sobald wir zurückschauen, beginnen wir uns umzudrehen.
Da wird mir klar: Wer mit dem Pflug in der Hand, beim Ackerbau vor 2000 Jahren, zurückschaut, der zieht schiefe Furchen. Das kann nicht gutgehen.
Auch im Bau am Reich Gottes ist das Zurücksehen nicht sinnvoll: Denn im Reich Gottes geht es nicht um die Vergangenheit, darum, wie toll es mal früher war, sondern um die Zukunft: Wie stellt sich Gott unsere Erde vor? Wie wünscht sich Gott, dass wir Menschen uns gegenseitig behandeln?
Wenn wir diesen Weg gehen wollen, in die Zukunft, die Gott sich für uns wünscht, dann können wir nicht mitten im Weg umdrehen. Also auch nicht zurücksehen.
Natürlich kann zurücksehen auch sinnvoll sein. Im Sport habe ich gelernt, dass es wichtig ist, nach jeder Einheit kurz zur Ruhe zu kommen, zurückzusehen und zu überlegen: Was habe ich falsch und richtig gemacht, was kann ich noch verbessern?
Auch muss ich vor Beginn der Übung mich umsehen: Habe ich genug Platz um mich herum, um niemanden zu verletzen?
Aber wenn es einmal losgeht, wenn ich in Bewegung bin, dann nur zurücksehen, wenn ich mich auch umdrehen will.
Aber wer will sich schon umdrehen, wenn er auf dem Weg zu einer Zukunft mit Gott ist?

14. März 2021

4. Sonntag der Passionszeit: Lätare

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
Johannes 12,24

Aber hätte Jesus nicht die Leute, die ihn kreuzigen wollen, alle erschlagen können? Oder vom Kreuz weghauen? Warum hat er das mit sich machen lassen? Er war doch wie Gott, dann hätte er das doch machen können, oder?“
Der Schüler, der das fragt, hat am Beginn der Stunde erzählt, dass er in der Grundschule immer gemobbt wurde. „Ich sag lieber nichts, wenn einer gemobbt wird. Sonst bin ich der Nächste. Ich weiß wie das ist. Ich wurde vier Jahre lang gemobbt.“
Und jetzt: „Warum wehrt sich Jesus nicht, wenn er es konnte, ich hätte das getan!“
Schweigen.
Da sagt ein anderer Schüler: „Dann wäre es ja nicht Jesus gewesen.“ – „Wie jetzt?“ – „Na ja, er hat doch immer gesagt, man soll sich lieben. Das passt doch nicht, wenn er sich gewehrt hätte.“
Der Schüler, der die Frage aufgebracht hat, schweigt: „Aber so ist er doch gestorben.“ Er schweigt wieder. „Aber auch auferstanden. Hätte er dann nicht Rache nehmen können?“
Ich habe die Diskussion interessiert verfolgt: „Überleg mal, was hätten die Leute, mit denen er zusammen war, als er gelebt hat, gesagt, wenn er jetzt Rache nimmt? Hätten die ihm weiter geglaubt, dass man sich lieben soll?“
Nein“, sagt der Schüler mit Mobbing-Erfahrung.
So konnte man ihm wenigstens glauben! Immerhin ist er gestorben und auferstanden!“, ruft ein anderer.
Hm.“ Der Schüler mit der Mobbing-Erfahrung schweigt. „Ich glaube, ich hätte mich trotzdem gerächt.“
Aber so ganz sicher wie am Anfang scheint er nicht mehr.
Nur wenn das Weizenkorn stirbt, bringt es auch viel Frucht“, geht mir durch den Kopf, als ich meine Sachen zusammenpacke.

21. März 2021

5. Sonntag der Passionszeit: Judika

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.
Matthäus 20,28b

Zwei Schlüsselworte fallen mir in diesem Wort auf: „dienen“ und „Lösegeld“.
Ich bin doch nicht deine Dienerin!“, so sagt meine Tochter voll Empörung, wenn ich ihr zu viele Sachen auftrage.
Ich bin doch nicht euer Diener!“, so sage ich, wenn meine Töchter mir in den Ohren liegen mit „Darf ich dies, kannst du das machen, krieg ich jenes?
Keiner dient gerne dem anderen. Weder die Kinder noch die Erwachsenen. Kein Wunder, dass es so gut wie keine Diener mehr gibt und der Wikipedia-Artikel zu „Diener“ unter anderem auch auf die Artikel „Leibeigener“ und „Sklave“ verweist.
Vom früheren Diener ist höchstens noch der „Butler“ übrig geblieben, und der hat laut hotelier.de schon mehr von einem Manager: persönliche Assistenz, Fahrer, Geheimnisträger.
Und er verdient besser als die meisten Pfarrer.
Dienen, das mache ich selten freiwillig. Helfen, das tue ich gerne, zum Dienen muss ich eher gezwungen werden.
Beim zweiten Schlüsselwort des Textes, dem „Lösegeld“, muss ich an einen Krimi denken: Da ist jemand entführt worden und jetzt muss Lösegeld gezahlt werden. Nur so kommt er oder sie wieder frei. Das
Lösegeld befreit aus der Gefangenschaft.
Und hier treffen sich die beiden Wörter: Die Diener werden frei durch das Lösegeld.
Denn Jesus dreht durch sein Leben und seinen Tod alles um:
Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.“ So heißt der Vers im Zusammenhang (Mt 28,25b–28)
Jesus dreht die Verhältnisse um: Wer groß sein will, der hat keine Diener, sondern dient dem anderen. Jesus hat es am Gründonnerstag ganz praktisch gezeigt: Er hat die Aufgabe eines Dieners übernommen, als er den Jüngern die Füße wusch.
Er war konsequent für andere da und bezahlte seinen Weg mit seinem Leben. So zeigte er Gottes Liebe zu den Menschen: anderen aus Liebe zu dienen.
Ich bin doch nicht dein Diener,“ sage ich zu meiner Tochter. „Aber ich helfe dir.“ 

28. März 2021

6. Sonntag der Passionszeit: Palmsonntag

Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
Johannes 3,14b.15 

Irgendwo in der Wüste, lang vor unserer Zeitrechnung:
Das Volk der Israeliten ist unterwegs, lange unterwegs. Viel zu lange für ihren Geschmack. Wieder einmal reicht es ihnen. Sie schimpfen – auf Gott und Mose:
„Warum habt ihr uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und uns ekelt vor dieser mageren Speise.“ (Num 21,5b) Da kommt eine Schlangenplage und es sterben viele Menschen.
Die Israeliten bitten Gott um Rettung, und der befiehlt Mose: „Mache dir eine eherne Schlange und richte sie an einer Stange hoch auf. Wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben.“ (Num 21,8) Und so war es: Die eherne Schlange wurde erhöht, und wer sie ansah, der lebte.
Jerusalem, ca. 30 nach unserer Zeitrechnung:
Das Volk der Israeliten ist heimisch, schon lange. Aber die Römer halten das Land besetzt.
Einer ist unterwegs, der predigt von Gott – wie so viele andere. Seine Botschaft aber ist radikal: Gott liebt euch. Er liebt nicht nur die, die fehlerfrei sind, er liebt gerade die, die Fehler in ihrem Leben gemacht haben. Er liebt die Außenseiter, die Prostituierten, die Zöllner.
Er liebt uns so sehr, dass wir über den Tod hinaus mit ihm verbunden bleiben, ewig mit ihm leben können.
Diese Botschaft bringt Leben zurück in die Ausgestoßenen. Und führt dazu, dass der Menschensohn erhöht wird: ans Kreuz geschlagen.
Deutschland, 2021 nach unserer Zeitrechnung:
Das Christentum ist heimisch geworden.
Lang vergessen ist die Geschichte von der Schlange, die Leben bringt. Aber das Geschimpfe gegen Gott gibt es immer noch. Außenseiter ebenso.
Und schon seit der Auferstehung die Frage, ob Gottes Liebe den Tod besiegen kann.
Weiterhin gibt es keine Beweise dafür, nur den Glauben daran.
Die Botschaft von der Liebe braucht es immer noch. Immer noch verheißt die Liebe Gottes zu uns Menschen Leben: auf der Erde und für ewig.

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