Die Wochensprüche im November 2021

7. November 2021

Drittletzter Sonntag des Kirchenjahres

Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Matthäus 5,9

Ach ja, Frieden! Wie viele Gedanken hat sich die Menschheit schon um Frieden gemacht! Wie viele Kriege sind stattdessen geführt worden! Men-schen hassen sich, sind machtbesessen, gönnen dem anderen das Land nicht, fühlen sich missachtet. Kriege werden vom Zaun gebrochen, weil Menschen verschiedenen Religionen angehören und sich gegenseitig keinen Respekt zeigen. Es gibt auch die unspektakulären Gründe für Unfrieden, die im Verborgenen wirken. Sie alle führen dazu, dass es keinen Frieden unter den Menschen gibt. Es gibt die großen Friedenstifter wie Ghandi und Martin Luther King. Viele haben sich an Jesus Christus orientiert. Auf einem Berg hielt er seine große Friedenspredigt. Er predigte nicht nur Frieden. Er lebte Frieden. Er hat Menschen inspiriert bis auf den heutigen Tag und sie ermutigt, den Weg zum Frieden nicht aufzugeben. Jesus Christus brauchte keinen Zwang, er überzeugte Menschen durch die Weise, wie er mit ihnen umging. Er wehrte sich nicht gegen Anfeindungen. Sein Gang zum Kreuz war sein größter Friedensbeweis. Er überzeugte damit sogar den Hauptmann unter dem Kreuz, einen berufsmäßigen Kriegsmann, der von dieser Kraft Jesu in seinem Tod, der eigentlich größten Niederlage, ergriffen war. „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.“ (Matth 27,54) Was für ein Wunder, in der größten Schwachheit die Stärke zu sehen! Damit hat Christus uns allen seinen größten Liebesbeweis geschenkt. Das Wort „Friedensliebe“ besagt es. Es gibt keinen wirklichen Frieden ohne Liebe. Zum Frieden gehört auch Mut. Mut zum Verzicht auf die alleinige richtige Antwort, Mut, auch mal den Kürzeren zu ziehen, zuzuhören, nicht zuzuschlagen. Gott zeigt uns, wie Frieden geht, damit wir uns nicht an den Unfrieden gewöhnen. Dennoch dürfen wir uns in unserem Bemühen um Frieden Gottes Kinder nennen.

14. November 2021

Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres

Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.
2. Korinther 5,10a

Eigentlich wirft dieses Wort alles über den Haufen, was mir an Jesus Chris-tus lieb und wert ist. Der Richterstuhl Christi! Ist es eine Drohung? Wir alle landen als „arme Sünderlein“ vor dem gestrengen Richter? Er wird uns richten, die wir voller Schuld und Ungenügen sind? In unserer kleinen Videokonferenz sprachen wir über Gott als Richter, was sofort Widerspruch auslöste. Gott sei ein liebender Gott, der auch dem ärgsten Sünder verzeiht. Muss ich deshalb dieses Wort, dass wir einst vor dem Richterstuhl stehen werden, nicht ernst nehmen? Eliminieren wir also einfach die Bibelstellen als Ausdruck einer vergangenen Zeit, als noch die Hölle beschworen wurde und den Men-schen damit Angst gemacht wurde? Aber so leicht kann ich es mir nicht machen. Nicht ich bestimme über das Wort. Das Wort spricht zu mir. Ich muss auch akzeptieren, dass es mir zunächst fremd bleibt. Ein Gott, dem wir unser Leben anvertrauen, ist kein harmloser Gott. Hat nicht Gott eine liebevolle Seite und eine strenge? Gehört nicht beides zusammen? Ist Gott mehr Richtender oder Liebender? Ich glaube nicht, dass ich das auseinanderdividieren muss. Offenbar werden vor Gott, auch mit meinen dunklen Seiten, die ich lieber verbergen möchte. Wer möchte so vor Gott dastehen? Meint Paulus, dass wir aus Furcht vor dem Richter bessere Menschen werden? Vor Christus als Richter Angst haben, das passt eben nicht in mein Gottesbild von dem Gott, der seinen Sohn aus Liebe hingibt, für uns. Ich möchte dieses Offen-barwerden vor dem Weltenrichter so verstehen, dass wir Gott ernst nehmen, wenn wir doch schon die weltlichen Richter ernst nehmen müssen. Gott ist kein Gott, dem ich mit Ignoranz begegne. Ich darf vor Gott bekennen, dass ich schuldig geworden bin. Das bekennen zu können bedeutet auch Freiheit. Ich darf frei werden von meiner Schuld vor ihm, weil seine Liebe größer ist als alles, was ich mir vorstellen kann. Wir dürfen auf einen gnädigen Richter hoffen, weil Gott ein barmherziger Gott ist.

21. November 2021

Ewigkeitssonntag

Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen.
Lukas 12,35

Adventszeit, die Geburt Jesu Christi steht vor der Tür. Wir kennen die quälende, nicht enden wollende Wartezeit der Kindheit. Wann endlich ist Weihnachten? Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Wunschzettel wurden geschrieben, kleine Geschenke gebastelt, Adventskalender aufgehängt. Heute sind wir erwachsen und wissen, wann Weihnachten ist. Die Zeit bis dahin erscheint eher zu kurz. Es gibt noch so viel zu tun. Aber was hat das mit dem Kommen Christi zu tun? Wie bereite ich mich auf sein Kommen vor? Rechne ich mit ihm oder sind mir seine Gegenwart und sein Wiederkommen zu ungewiss, erstickt in Traditionen, die wir pflegen? Lichter zünden wir auch viele an, und festliche Kleider bereiten wir vor. Mit „Lasst eure Lichter brennen“ ist anderes gemeint, als Kerzen anzuzünden. Steht nicht im Schatten, stellt euch in das Licht Christi! Damit wir davon angestrahlt werden und so selbst zum Licht werden. Das Licht ist kein Selbstzweck. Wir lassen es bren-nen, um Licht in dunkle Ecken zu bringen, zu denen, die nie im Licht stehen, die übersehen werden. Wir erzählen von dem Licht und besingen es und bitten den, der das Licht selbst ist, Christus, uns sein Licht zu schenken. „Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten zu deiner Wohnung …“
Christus sagt von sich: „Ich bin das Licht der Welt.“ Er, der im ärmsten, dunkelsten Stall zur Welt kommt, er bringt das hellste Licht in diese Welt. Er ist der helle Morgenstern. Sein Licht ist Liebe, mit der jeder beschenkt wird. Wenn wir uns von ihm anscheinen lassen, kann ein kleiner Abglanz davon auch durch uns in dieser dunklen Welt aufleuchten, weil dann auch Licht auf die fällt, die sonst keiner sieht. Aufmerksam sein, das hat eine große Verheißung. Sonst könnte es sein, dass wir blind sind inmitten eines Lichtermeeres. Aufmerksam sein, vorbereitet, damit wir das Geschenk Jesu nicht versäumen!

28. November 2021

1. Advent

Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.
Sacharja 9,9a

Ein Hymnus! Ein Gerechter wird angekündigt! Was für ein Mensch! Ein König, der gerecht ist, ein Helfer! Ein gerechter König? Wir sind skeptisch. Das Leben ist doch eher ungerecht, die Lebenschancen sind ungerecht verteilt. Wer kann etwas dafür, in einer armseligen Umgebung aufgewachsen zu sein? Was kann ein Kind dafür, Eltern zu haben, die sich nicht kümmern? Warum leiden immer noch so viele Menschen an Unterernährung, während andere im Wohlstand schwelgen, Lebensmittel im Abfall landen? Warum gibt es Medikamente, Impfstoff nicht für alle? Nein, die Welt ist nicht gerecht. Welchen König kümmert das? Einen Herrscher, der gerecht ist, den gibt es nicht.
Das mögen auch die Menschen zu Sacharjas Zeit gedacht und geschrien haben. Und doch haben sie es gehofft. Damals wie heute sehnen wir uns beständig nach Gerechtigkeit. Wir wissen doch, wie Gerechtigkeit aussieht. Wir leiden an ihrem Fehlen und sind außerstande, Gerechtigkeit dauerhaft zu überwinden. Gewöhnen wir uns daran? An die kleine Gerechtigkeit in unseren engen Grenzen? Was ist unsere Gerechtigkeit wert? Was ist unser Maßstab?
Wir lesen den Vers weiter: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel …“ Wir kennen so einen König, der hier besungen wird. Es ist nicht Gerechtigkeit der Welt angekündigt, nicht irgendein König. Wir kennen diesen König, der arm daherkommt, Frieden und Gerechtigkeit für alle bringt und sein Leben dafür einsetzt. Jesus Christus. In der Weihnachtszeit spüren wir diesen Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen besonders stark. Wir erwarten diesen König, dessen Zepter Barmherzigkeit ist. Er wird Mensch, damit wir auch menschlich sein können. Auf ihn zu schauen, das lehrt uns Gerechtigkeit, die ohne Liebe nicht auskommt, nicht ohne Barmherzigkeit. Sie kann auch wachsen inmitten zer-brochener Strukturen. In seinem Licht wächst unsere Sehnsucht nach diesem Helfer.

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