Der Monatsspruch im Juni 2019

Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder.

Sprüche 16,24

Vor einem Jahr, direkt vor der Sommerpause, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Pressekonferenz vor einer „Verrohung der Sprache“ gewarnt. In einer Pressemeldung las sich das so: „Nach der mühevoll überwundenen Krise zwischen den Unionsparteien hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einer Verrohung der Sprache und einer Spaltung der Gesellschaft durch Populismus gewarnt.“ Was Frau Merkel aufgrund der Auseinandersetzung im Bereich der Migrationspolitik benannt hat, können viele aus anderen Bereichen bestätigen. Lehrer informieren Eltern an Elternabenden, dass sie doch immer mal wieder in die Whatsapp-Klassengruppe schauen sollen, um zu überprüfen und zu kontrollieren, welche Worte dort gewählt und mit welchen Ausdrücken sich die Schüler und Schülerinnen gegenseitig beschimpfen. Auch aus anderen Bereichen wird erzählt, dass vor allem durch das Internet die Hemmschwelle deutlich sinke und Menschen immer öfter andere beleidigen. Die Rede vom „shitstorm“, den jemand auslöst und der sich dann gnadenlos über einen ergießt, kommt ja nicht von ungefähr. Der freundliche Umgang miteinander hat sich wohl nach und nach verabschiedet. Wie ich wertschätzend mit einem Menschen und auch mit mir selbst umgehe, das wird in teuren Seminaren wieder gelehrt. Selbst die üblichen Umgangsformen von „danke“ und „bitte“ und wer grüßt wen sollen sich nach und nach aus unserer Gesellschaft verabschiedet haben.

Wer sich über ein „danke“ freut oder über einen herzlichen Gruß, „einen schönen Tag noch“, ist keineswegs ein Spießer, sondern weiß lediglich Bescheid, was zu einem friedlichen Miteinander hilfreich ist.

In manchen Landesteilen gehört das „Bruddeln“ oder „Schimpfen“ oder permanente Kritisieren so selbstverständlich wie die Tasse Kaffee am Morgen mit dazu. Über das Wetter zuallererst, erst recht über die Politiker, und auch der Nachbar, der wieder zur falschen Zeit den Rasen mäht, bekommt am morgendlichen Frühstückstisch sein Fett ab.
Wer Kinder erzieht, stellt dagegen fest, dass Lob, freundliche Rede, herzlicher Umgang mit dem Kleinkind dazu führen, dass es aus der Tiefe seiner Seele strahlt. Das Lob führt sogar dazu, dass es immer wieder die belobte Aktion wiederholt und dabei fast schon gierig danach schaut, ob es denn wieder ein Lob zu erheischen gibt. Freundlichkeit, lobende Worte scheinen Balsam für die Seele zu sein und den Menschen anzuspornen. Warum also darauf zu verzichten? Warum also mal nicht einem Menschen für seine Leistung danken, auch wenn diese seine Aufgabe ist?
„Bitte schreiben Sie uns, dass es Ihnen gefallen hat“, sagt eine Mitarbeiterin in einem kirchlichen Haus. „Das motiviert uns alle, wenn wir eine gute Rückmeldung bekommen.“ Sie gibt dem Reisenden auch noch einen Hinweis mit auf den Weg: „Wenn es Ihnen geschmeckt hat, dann gehen Sie doch noch mal schnell in die Küche und sagen Sie das denen, das freut die unheimlich.“

Vermutlich wird zu wenig gelobt, vermutlich wird vieles als selbstverständlich hingenommen. Vermutlich fällt einem das Kritisieren auch leichter als das Loben. Aber der Monatsspruch für den Juni zeigt deutlich, was die Seele braucht. Das war vor über 2000 Jahren schon so, das ist heute so und wird hoffentlich immer so bleiben. Die Aufgabe im Juni heißt also: „Ich bin einen Monat lang freundlich und lobe, wo ich loben kann.“ Auch das ist Gottesdienst.

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