Ich bin ein Mensch

Der Katholikentag vom 25.-29. Mai hält uns den Spiegel vor: „Seht, da ist der Mensch“ - „ecce homo“, ein selbst für Nichtlateiner geflügeltes Wort, aus den Passionsgeschichten der Evangelien als Aufruf eines römischen Hauptmanns entnommen, noch deutlicher dem (fast entschuldigenden) Ausruf des Pilatus: ?d?? ? ?????p?? (Johannes 19,5): Siehe: der Mensch!

Wir greifen als evangelische Christen gerne auf, was uns ökumenisch verbindet:

  • die eine Bibel (wenn auch in verschiedenen Übersetzungen),
  • den einen Glaube (wenn auch in verschiedenen Kirchen),
  • den einen Weg (wenn auch auf unterschiedlichen Um-Wegen),
  • den einen Geist (wenn auch in verschiedenen Formen, Gesten und Sprachen).

Wir Christen sind - trotz all dem wenigen Trennenden - gemeinsam unterwegs, Menschen für andere, Menschen mit anderen zu sein. Eben nicht „Ohne-mich-Menschen“, sondern „Mit-Menschen“ zu sein.

Meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden habe ich vor Jahren ins „Konfirmanden-Stammbuch“ geschrieben:

Es liegt an dir, welche Spuren du hinterlässt.
Es liegt an dir, ob Menschen in deiner Nähe Angst bekommen oder aufatmen.
Es liegt an dir, ob deine vielen Gaben nur dir oder der Gemeinschaft zugutekommen.
Es liegt an dir, ob Menschen ihren Wert entdecken oder an sich zweifeln.
Es liegt an dir.
Du bist eine Möglichkeit Gottes.
Mach dich nicht selbst klein, das ist feige.
Mach andere nicht klein, das ist schlimm.
Du musst „Die letzte Stufe“ nicht gehen.
Jesus Christus ist sie gegangen.
Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King, Mahatma Gandhi,
Roger Schutz und einige mehr.
Aber deinen Weg solltest du gehen.
Nicht stehen bleiben,
feige oder schon in jungen Jahren müde.
Nicht überheblich und kalt.
Es zählt nicht, ob du besser oder schlechter,
mutiger oder ängstlicher,
größer oder kleiner bist.
Am Ende zählt,
ob du echt gewesen bist.
Ob du echt ein Mensch gewesen bist,
ein Kind Gottes, ein Geschenk für die Welt.
Du bist eine Möglichkeit Gottes.
Nütze sie.

Diese Ausgabe der PASTORALBLÄTTER soll in ihrem Themenschwerpunkt dazu anregen, das Thema des Katholikentages im kommenden Monat rechtzeitig aufzugreifen. Vielleicht gelingt der eine oder andere ökumenische Gottesdienst? Vielleicht nehmen Sie Gedanken grüßend und hinweisend in Ihren Gemeindebrief auf? Die Bausteine der Mai-Ausgabe sind dann auch dem Thema „Mensch“ vorbehalten.

Von Eugen Roth gibt es übrigens ein wunderbares, köstliches Sammelwerk mit dem Titel: „Sämtliche Menschen“, München 1983, Hanser Verlag, 300 S., ISBN 978-3-446-24037-7, 12,50 Euro.
Wer möchte, kann von mir gerne einen „Literaturgottesdienst“ zu diesem Buch als Word-Datei mit E-Mail zugeschickt bekommen.

Mit - hoffentlich - frühsommerlichen Grüßen der Schriftleitung wünsche ich Ihnen, dass auch diese Monatsausgabe der Pastoralblätter Ihnen das pastorale Leben leichter und Ihre Gemeinden „beschwingter“ macht.

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