Der Monatsspruch im September 2007

Jesus Christus spricht: Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?
Matthäus 16,26a

Gratwanderungen. Sich zwischen zwei Extremen bewegen. Alternativen haben und wählen können oder müssen. Immer wieder im Leben sind sie gefordert. Genießen, dass man sich so viel leisten kann. Und ein schlechtes Gewissen haben, weil das Auto, das ich fahre, immer noch so viel CO2 ausstößt. Geld sparen, wo immer es geht. Und Angst haben um die Gesundheit, weil biologischer Anbau dann doch ein wenig teurer wird für den Endverbraucher. Karriere machen und viel Geld für die Familie verdienen. Sich aber immer wieder selbst fragen, ob zehn bis zwölf Stunden Arbeit am Tag, vielleicht noch am Wochenende, sinnvolle Lebensgestaltung sein können.
Gratwanderungen sind gefährlich. Der erfahrene Bergsteiger weiß es. Festes Schuhwerk tragen, mit aufmerksamem Blick einen Schritt vor den anderen setzen und immer mit dem Unvorhergesehenen rechnen. Das trägt dazu bei, dass aus Gratwanderungen kein Lotteriespiel wird, sondern ein relativ sicherer Weg. Man muss immer noch mit Hindernissen rechnen, und anstrengend ist das allemal.
Manche lieben am Leben gerade dieses Risiko. Nicht wissen, was wirklich passiert. Pläne über den Haufen werfen lassen und dann eben einen anderen Weg einschlagen. Keine Hemmungen haben, auch einmal falsche Schritte zu setzen und sie dann ruhigen Fußes wieder zu korrigieren. Andere macht das krank. Dass unsere Träume und Vorhaben so leicht zerplatzen und scheitern. Sie leiden darunter, dass das Leben immer ein Kampf ist, und sehnen sich nach der Ruhe des Zufriedenen.

Ganz gleich, ob ich den Nervenkitzel mag oder feste Planung bevorzuge. Es wird darauf ankommen, dass ich auf meiner Wanderung ich selbst bleiben kann. Meine Seele, wie wir das griechische Wort „Psyche" übersetzen, muss immer ganz und gar dabei sein. Bewege ich mich aus Übermut, Habgier, Machtwillen, Lebenshunger, Verlustangst oder hundert anderen Antrieben zu schnell, könnte sie auf der Strecke bleiben. Und mit ihr ein entscheidender Teil meiner Person, ohne den ich nicht ganz sein kann. Trete ich aus Vorsicht zu kurz, zögere und zaudere, kann es meine Seele sein, die mir vorauseilt, mich mit meinen Träumen und Sehnsüchten weit hinter sich lässt und mich im Zurückschauen auf der Strecke als resignierten, lebensunlustigen Menschen sieht.

Gratwanderung. Zwischen dem Gewinn einer Welt, die ich zum Leben brauche, damit ich sinnerfüllt und seelengemäß sein kann. Und den Suggestionen, Verlockungen und Verführungen einer scheinbar weiteren, offeneren, abwechslungsreicheren Welt, die mein Leben durchaus ergänzen kann, die aber meiner Seele gefährlich weit vorauseilt und sie manchmal ganz verliert.
„Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?", fragt Jesus und erinnert uns an die Gratwanderungen des Lebens, an die Aufmerksamkeit, die es verdient, und daran, dass es weder berechenbar noch planbar ist. Es will gelebt werden, vom ganzen Menschen, mit Herz, Leib und Seele.

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