Pro & ContraSüßigkeitenverbot in der Kita?

In vielen Einrichtungen sind Schokolade und Fruchtgummis tabu. Doch ist ein komplettes Verbot wirklich sinnvoll?

Pro & Contra
© Florian Nütten

Auf gesunde Ernährung achten

Wenn die Jüngsten ihr Frühstück von zu Hause mit in die Kita bringen, entsteht eine typische Lernen-am-Modell-Situation: Hat ein Kind Brot, Obst und Gemüse dabei, und die Vesperbox des besten Freundes ist voller süßer Leckereien, kommt dem Kind das eigene Essen langweilig vor. Es wird traurig, schämt sich für sein gesundes Vesper und ist wütend darüber, dass es nicht auch so leckere Süßigkeiten dabeihaben kann. Der Konkurrenzkampf ist eröffnet und zu Hause wird über den Inhalt der Vesperbox diskutiert. Bekommt nun dieses Kind ebenfalls etwas Süßes mit in die Kita, werden wiederum andere neidisch und so nimmt der Konkurrenzkampf seinen Lauf.
Aber nicht nur der soziale, sondern auch der gesundheitliche Aspekt muss berücksichtigt werden. Essen Kinder zu viel Zucker, steigt unter anderem ihr Risiko für Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2 und Karies. Langfristig ist somit die Wahrscheinlichkeit erhöht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck zu entwickeln oder einen Herzinfarkt zu erleiden.
Wenn in der Kita Süßigkeiten angeboten werden, ohne dass den Eltern dies transparent vermittelt wird, verlieren diese schnell den Überblick darüber, wie viele zuckerhaltige Lebensmittel das Kind insgesamt isst. Dann gibt es in der Kita bspw. Schokoladenaufstrich, Puffreis mit Honig oder mal ein Eis und am Nachmittag zu Hause Fruchtgummis, Schokolade oder warmen Kakao. Lassen wir den Eltern die Wahl, ob sie ihren Kindern daheim Süßigkeiten anbieten möchten, und lassen Sie uns als geschützte Institution gemeinsam ein Vorbild für gesunde Ernährung sein.

Prävention statt Verbot

Leons Eltern verbieten ihrem zweijährigen Sohn aus Überzeugung, Süßigkeiten zu essen. Nach einer Geburtstagsfeier in der Kita werden die übrig gebliebenen Leckereien in der Küche abgestellt. Leon läuft hinterher und verlässt die Küche mit vollem Mund und rotem Gesicht. Verbote, die Kindern auferlegt werden, erzeugen eine Sehnsucht, auf die oft eine Handlung folgt: Die Mädchen und Jungen widersetzen sich dem Verbot, evtl. auch mit einem schlechten Gewissen, so wie in Leons Fall. Für Fachkräfte und Eltern mögen die Verbote, die Kindern gegenüber ausgesprochen werden, nachvollziehbare Gründe haben. Doch die demokratischen Kinderrechte, wie jene auf freie Persönlichkeitsentfaltung, Meinungsbildung und Mitsprache, finden dabei meist wenig Beachtung.
Kinder sind neugierig und lernfreudig. Daher sollte ihnen das Thema Süßigkeiten in der Kita erlebbar gemacht werden. Langfristig wirksamer als Verbote sind Tools der Information, Transparenz, des gemeinsamen Erforschens und der Prävention. Ein Projekt „Rund um Süßigkeiten“ zeigt Kindern etwa auf, woraus Süßigkeiten bestehen, wie sie hergestellt werden und welche Folgen sie für den Körper haben. Sie erlernen einen sachgemäßen Umgang mit dem süßen Genuss und verstehen Zusammenhänge. Wenn pädagogische Fachkräfte in der Kita mit Verboten arbeiten, ist es Kindern nicht möglich zu partizipieren. Daher ist es grundsätzlich ratsam, mit ihnen gemeinsam Regeln aufzustellen und sie in Entscheidungen einzubinden. Damit lernen sie von Grund auf, wie ein demokratisches System funktioniert und fühlen sich ernst genommen.

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