Entdeckendes Lernen in der ProjektarbeitGemeinsam die Welt erforschen

Kleinkinder haben Lust am Forschen und viele Fragen an das Leben – die besten Voraussetzungen für Projektarbeit! Damit diese im u3-Bereich gelingt, muss sie sich am Entwicklungsstand und den Interessen von Kleinkindern orientieren.

Gemeinsam die Welt erforschen
© Harald Neumann, Freiburg

Kinder sind von Beginn an aktive Gestalter ihrer Entwicklung. Gerade unter Dreijährige, für die noch so vieles neu ist, erschließen sich täglich mit viel Elan ihre soziale und gegenständliche Umwelt. Sie forschen und experimentieren und werden dabei oft von bestimmten Fragestellungen geleitet. Somit bringen bereits Kleinkinder die entscheidenden Kompetenzen für sogenanntes Entdeckendes Lernen im Rahmen eines Projektes mit.
Unter Projektarbeit wird im Allgemeinen ein flexibel geplantes und dennoch zielorientiertes pädagogisches Vorhaben zu einem festgelegten Thema verstanden. Für den u3-Bereich muss diese Definition spezifiziert werden, damit der Entwicklungsstand und die Interessen der jungen Kinder Berücksichtigung finden. Im Sinne des Entdeckenden Lernens sollten die Mädchen und Jungen demnach möglichst vielschichtig und selbsttätig experimentieren und forschen dürfen. Sinnliche und motorische Erfahrungen stehen dabei klar im Vordergrund – selbst wenn sich das gewählte Thema hierfür nicht auf den ersten Blick anbietet.

Alles kann zum Thema werden

Nur wer Fragen hat, kann Antworten finden und damit zu neuem Wissen gelangen, also etwas dazulernen. Die Projektthemen greifen deshalb immer aktuelle Fragen der Kinder auf. „Wo fällt die Puppe hin, wenn ich sie aus dem fahrenden Buggy werfe?“ oder „Wie geht das mit dem Schuhezumachen?“ Kinder unter drei äußern solche Forscherfragen meist noch nonverbal. Um ihnen dennoch auf die Spur zu kommen, sollten Erzieherinnen regelmäßig systematische Beobachtungen einzelner Kinder durchführen. „Sortieren“, „Aufeinanderstapeln“ oder „Licht und Schatten“: Alles, was die Aufmerksamkeit von Kindern auf sich zieht, kann prinzipiell zu einem Projektthema werden. Im Rahmen ihrer Freispiel-Beobachtungen sollten die Fachkräfte jedoch genau festhalten, welche Interessen eher flüchtiger Natur sind und welche Themen die Kinder tatsächlich nachhaltig beschäftigen und zu eigenen Nachforschungen anregen. So kann es sein, dass ein Kind gerne einmal zwischendurch Bauklötze stapelt, um sich danach rasch wieder einem anderem Spiel zuzuwenden. Bei echtem Interesse versucht es hingegen immer wieder konzentriert und über einen längeren Zeitraum, Türme aus Bauklötzen und anderen Dingen zu konstruieren. Das besondere Interesse eines Kindes steht oftmals in Bezug zu den Fähigkeiten, die es gerade aufbaut. Ein Kind, welches gerade lernt, frei zu gehen, wird sich womöglich für das Laufen auf verschiedenen Untergründen begeistern. Auch Jahreszeiten oder Bräuche können zu Projektthemen anregen, wie „Blätter“, „Regen“ oder „Ostern“. Ein Thema eignet sich insbesondere dann für die Projektarbeit mit Kleinkindern, wenn es lebensnah ist und den Interessen und Bedürfnissen der meisten Kinder in der Gruppe entspricht. Das Thema sollte sich außerdem zur Anbahnung Entdeckender Lernprozesse eignen und vielschichtig zu bearbeiten sein.

Prozess wichtiger als Ergebnis

Das Thema ist gefunden. Wie wird daraus nun ein Projekt? Zunächst bereiten die Erzieherinnen das Thema so auf, dass die Kinder es anschließend im Sinne des Entdeckenden Lernens selbsttätig erforschen können. Hierfür verschaffen sich die Fachkräfte einen inhaltlichen Überblick und wählen jene Aspekte aus, die für junge Kinder vermutlich von besonderer Bedeutung sind. Anschließend gilt es, zu diesen Schwerpunkten ein vielfältiges Angebot zu konzipieren, bestehend aus Spielimpulsen, Experimenten, Gestaltungsmöglichkeiten, Ideen aus dem Musik- und Bewegungsbereich und Ausflügen. Ein Thema entwickelt sich nicht zuletzt auch dadurch zu einem Projekt, dass die etwas älteren Kinder, so gut es geht, in die Der pädagogische Fachbegriff „Entdeckendes Lernen“ beschreibt das selbsttätige, von subjektiven Fragen gesteuerte Forschen nach Antworten. Studien belegen, dass solche unsystematischen Lernprozesse, z. B. im kindlichen Freispiel, den von außen gesteuerten Lerneinheiten weit überlegen sind – sie bringen den größeren Erkenntnisgewinn. Doch auch beim Entdeckenden Lernen der Kinder sind Pädagogen keineswegs überflüssig. Ihre Aufgabe ist es vor allem, durch eine lernfreundliche Haltung und das Schaffen anregender Umgebungen die eigenaktiven Lernprozesse der Kinder zu fördern. Gerade für junge Kinder ist es zudem sehr wichtig, dass ihre Bezugspersonen als zugewandte und flexible Mitforscher zur Verfügung zu stehen. Planung einbezogen werden. Mädchen und Jungen im dritten Lebensjahr haben oft schon viele kreative Ideen, wie sie ein bestimmtes Thema bearbeiten möchten.
In einer Projektskizze wird anschließend der Weg vom übergeordneten Thema zu den einzelnen Ideen protokolliert. Sie wiederum bildet die Basis für eine flexibel gehaltene Planung der einzelnen Aktionen, die den Fachkräften während des Projektes als „roter Faden“ und als Organisationshilfe dient, z. B. wenn Ausflüge geplant oder bestimmte Materialien angeschafft werden müssen.
Was wirklich das Interesse der Kinder weckt, welchen Fragen sie folgen und welche Lernwege sie einschlagen, zeigt sich schlussendlich erst während der konkreten Projektdurchführung. So kann es geschehen, dass sich aus dem Projekt „Sand“ mit der Zeit das Projekt „Matschen“ entwickelt. Solche Planänderungen, Ergänzungen und – besonders im u3-Bereich – vielfache, spontane Wiederholungen sind Teil der Projektidee. Der Bearbeitungsprozess ist immer wichtiger als das Ergebnis. Die Kinder legen das Tempo ihres Handelns, die Richtung ihrer Lernprozesse und damit auch den Verlauf des Projekts fest.
Entdeckende Lernprozesse sind individuell, denn jedes Kind bringt andere Vorerfahrungen mit. Deshalb ist es nicht sinnvoll, dass alle Kinder während der Projektarbeit immer dasselbe tun müssen. Sie sollten vielmehr die Chance haben, sich ihre ureigenen Fragen durch selbst gewählte Aktionen zu beantworten. Damit dies gelingen kann, müssen die Erzieherinnen verbale wie nonverbale Äußerungen der Kinder richtig interpretieren und auf dieser Grundlage angemessene Spiel- und Forschungsimpulse geben. Wenn sich ein Kind etwa für das Phänomen Schwerkraft interessiert und deshalb unermüdlich Dinge herunterfallen lässt, kann die pädagogische Fachkraft ihm gezielt verschiedene Gegenstände wie Papier, Federn oder Löffel anbieten. Wie schnell oder langsam fallen die einzelnen Dinge zu Boden? Was machen sie für ein Geräusch, wenn sie auf dem Boden landen? Klettert das Kind selbstständig auf einen Stuhl, um von dort aus Gegenstände hinunterfallen zu lassen, könnte die pädagogische Fachkraft andere Ausgangspunkte vorschlagen wie einen Tisch oder ein Podest. Ein Entdeckender Lernprozess ist somit ein stetiges Wechselspiel zwischen Kind und Erwachsenem auf dem Weg zur Lösung eines Problems oder Beantwortung einer Frage.
Insbesondere junge Kinder betrachten ein Geschehen zunächst oft aus der Ferne, und sind dennoch innerlich beteiligt. Zeigt ein Kind aber auch nach einiger Zeit noch keinerlei Interesse am übergeordneten Projektthema, sollte es nicht teilnehmen müssen: Entdeckendes Lernen funktioniert nur freiwillig und eigenaktiv. Möglicherweise bietet es sich an, Gruppenkonstellationen nach einer Weile zu verändern, damit Kinder, die sich dem Thema in ähnlicher Weise nähern, dies gemeinsam tun können und sich dabei gegenseitig motivieren. Das kann einem Projekt neuen Schwung verleihen. Generell gilt jedoch: Kinder entscheiden selbst, wann ihr Wissensdurst bezüglich eines Themas gestillt ist und sie sich neuen, spannenderen Dingen zuwenden wollen. Ein Projekt kann demnach von kurzer Dauer sein, es kann aber auch über einen längeren Zeitraum gehen. Spätestens wenn das Interesse der meisten Kinder spürbar nachlässt, sollte es zum Abschluss gebracht werden.

Und was passiert danach?

Da Kinder unter drei Jahren in der Regel noch nicht in der Lage sind, umfassend aus ihrem Kita-Alltag zu berichten, profi tieren insbesondere die Eltern von einer Dokumentation und abschließenden Präsentation des Projektes. Hierfür bieten sich z. B. großformatige Fotos oder Videomittschnitte an sowie schriftliche Beobachtungen oder Produkte, die ausgestellt werden und sowohl das Projektgeschehen als auch einzelne Lernprozesse dokumentieren.
Solch eine Ausstellung signalisiert nicht zuletzt den Kindern, dass die Erwachsenen ihre Arbeit wertschätzen und hilft den Fachkräften, den Verlauf des Projektes zu refl ektieren. Für eine konstruktive Aus Auswertung sollte sich das Team u. a. folgende Fragen stellen und die Antworten schriftlich festhalten:

  • Hat das Projektthema den Kindern entsprochen?
  • Was hat die einzelnen Kinder während des Projekts besonders interessiert?
  • Welche Erfahrungen und Erkenntnisse waren für die Kinder neu?
  • Wo lagen die Stärken und Schwächen des Projekts?
  • Gibt es Verbesserungsvorschläge hinsichtlich weiterer Projekte?
  • War die Zusammenarbeit im Team zufriedenstellend?

Entdeckendes Lernen

Der pädagogische Fachbegriff „Entdeckendes Lernen“ beschreibt das selbsttätige, von subjektiven Fragen gesteuerte Forschen nach Antworten. Studien belegen, dass solche unsystematischen Lernprozesse, z. B. im kindlichen Freispiel, den von außen gesteuerten Lerneinheiten weit überlegen sind – sie bringen den größeren Erkenntnisgewinn. Doch auch beim Entdeckenden Lernen der Kinder sind Pädagogen keineswegs überflüssig. Ihre Aufgabe ist es vor allem, durch eine lernfreundliche Haltung und das Schaffen anregender Umgebungen die eigenaktiven Lernprozesse der Kinder zu fördern. Gerade für junge Kinder ist es zudem sehr wichtig, dass ihre Bezugspersonen als zugewandte und flexible Mitforscher zur Verfügung zu stehen. 

So gelingt die Projektarbeit

Das Thema ist vielfältig zu bearbeiten und entspricht den Kindern. Die Teilnahme ist freiwillig, auch zuschauende Kinder sind willkommen. Die Projektplanung ist flexibel, denn die Kinder bestimmen ihre Lernprozesse und den Projektverlauf durch ihr Tun und ihre geäußerten Interessen. Den Kindern wird ein vertrauensvoller Rahmen geschaffen, in dem sie sich möglichst eigenaktiv mit einem Thema auseinandersetzen können. Der entdeckende Lernprozess ist wichtiger als das Produkt. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Die pädagogischen Fachkräfte sind motivierende Mitforscherinnen und im Dialog mit den Kindern. Die pädagogischen Fachkräfte sind sensible Beobachterinnen und geben den Kindern unterstützende Impulse im Lernprozess. Das Projekt wird mit einer wertschätzenden Präsentation abgeschlossen, wenn das Interesse der meisten Kinder sichtbar erlischt.

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