Die Zauberkraft des LobsAnerkennung beflügelt - wenn sie ehrlich gemeint ist

Unsere Kinder möchten, dass wir stolz auf Sie sind. Darum ist ein ernstgemeintes Lob und echte Anerkennung für unsere Kinder sehr wichtig. Lob als Erziehungsmittel zu nutzen, ist also durchaus sinnvoll und auch wichtig für die Entwicklung des Selbstbewusstseins eines Kindes. Aber wie lobt man richtig?

Die Zauberkraft des Lobs: Anerkennung beflügelt - wenn sie ehrlich gemeint ist
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Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihre Familie mit einem neuen, raffinierten Gericht überraschen, das Sie in einem Kochbuch entdeckt haben. Sie gehen Ihr Vorhaben mit Feuereifer an und geben sich alle Mühe, die Rezeptanweisungen genau zu befolgen. Dann kommt der spannende Moment, in dem Sie Ihren Lieben das Mahl servieren. Ein wenig zögerlich greifen alle zu und kosten, während Sie erwartungsvoll in die Runde blicken: "Na, schmeckt es euch?" - "Hmmm, sehr lecker!", beteuern die anderen und nicken eifrig. In Wirklichkeit stochern sie nur in ihren Tellern herum, das Essen bleibt nahezu unangetastet …

Echtes Lob - oder nur nette Floskel?

Sicher wären Sie nach einem solchen Erlebnis frustriert. Daran würden auch die anerkennenden Worte Ihrer Familie kaum etwas ändern - weil sie zwar nett, aber nicht aufrichtig gemeint waren. Kindern ergeht es in solchen Situationen nicht anders. Auch sie sind sehr wohl in der Lage, ein echtes Lob von einer netten Floskel zu unterscheiden. Wenn Ihnen Ihr Kind voller Stolz seine neueste Bastelarbeit präsentiert, sollten Sie diese nicht mit einem pflichtschuldigen "Sehr schön!" kommentieren - und gleichzeitig ein paar Schönheitsfehler daran ausbessern. Ihr Nachwuchs würde merken, dass das Lob nicht von Herzen kam, und wäre enttäuscht. Besser, Sie sehen sich das Werk genau an und geben eine ehrliche Rückmeldung, mit der Sie auch den Einsatz Ihres Kindes angemessen würdigen: "So viele Papierblumen hast du ausgeschnitten und aufgeklebt - da hast du dir wirklich Mühe gegeben!" Bei solchen Worten fühlt sich Ihr Kind für seine Bemühungen anerkannt und freut sich darüber.

Loben Sie ohne Einschränkung

Echtes Lob besitzt Zauberkraft, denn es vermittelt Freude und Stolz und motiviert zum Weitermachen. Ein Kind, das für sein Verhalten gelobt wird, wird dieses Verhalten bei nächster Gelegenheit gern wiederholen. Gerade deshalb sollten Sie darauf achten, Ihr Lob nicht gezielt mit dieser Absicht einzusetzen. Etwa auf diese Art: "Schön, dass du dich so lieb um deinen kleinen Bruder kümmerst. Könntest du wohl noch ein wenig länger auf ihn aufpassen?". Mag sein, dass sich Ihr Kind zunächst über die Anerkennung freut. Doch dürfte seine Freude rasch einen Dämpfer bekommen, wenn es merkt, dass Ihr Lob nur dem Zweck dient, es zu weiterer Kooperation zu motivieren.

Hüten Sie sich außerdem, Lob und Kritik miteinander zu vermischen: "Schön, dass du endlich dein Bücherregal aufgeräumt hast, das hat ja fürchterlich ausgesehen!" Mal ehrlich, würden Sie sich über eine solche "Anerkennung" freuen?

Auch Situationen wie diese können vorkommen: Da hat Ihre Fünfjährige zum bloßen Zeitvertreib ein Puzzle für Dreijährige zusammengebaut und Sie rufen begeistert: "Toll hast du das hingekriegt!" Ihr Kind wird das sicher nicht als Kompliment auffassen, sondern eher als Abwertung. Denn letztlich geben Sie ihm mit Ihrer Reaktion zu verstehen: "Mehr traue ich dir nicht zu!" Achten Sie deshalb darauf, dass Ihr Lob immer in einem angemessenen Verhältnis zum Werk des Kindes steht. Kinder spüren gewöhnlich selber, wie gut sie eine Aufgabe bewältigt haben.

Auch der Einsatz zählt

Nicht zuletzt sollte Ihr Kind immer wieder die Erfahrung machen, dass nicht nur seine Erfolge und perfekten Ergebnisse zählen, sondern auch seine Bemühungen. Selbst wenn es beim Judoturnier oder beim Skirennen nicht Sieger geworden ist, hat es für seinen Einsatz ein Lob verdient. Das gibt ihm neuen Ansporn und stärkt sein Selbstwertgefühl. Es hilft ihm darüber hinaus, seinerseits Wertschätzung für andere zu entwickeln. Denn es erlebt, dass nicht nur die Gewinner als die Größten gelten, sondern jeder Mensch Eigenschaften besitzt, die Anerkennung verdienen. Solche Erfahrungen sind eine wichtige Voraussetzung, um gute Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen.

kizz Tipp

In der Ich-Form klingt ein Lob am schönsten

Manchmal lässt sich ein anerkennendes Wort in besonders schöner Form zum Ausdruck zu bringen, nämlich in einer Ich-Botschaft: "Ich bin stolz auf dich" - "Ich freue mich mit dir über deinen Erfolg". Klingen solche Worte nicht wesentlich besser als "Du bist super"? Wenn Sie Ihr Kind in der Ich-Form ansprechen, bringen Sie damit nicht nur Anerkennung, sondern auch Zuneigung und Anteilnahme zum Ausdruck. Natürlich ist es nicht immer möglich, ein Lob in einen Ich-Satz zu verpacken. Versuchen Sie daher bewusst, solche Gelegenheiten wahrzunehmen, wenn sie sich bieten.

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