Drei-Generationen-UrlaubGut geplant ist halb erholt

Ein gemeinsamer Urlaub mit den Großeltern verspricht Erholung für die Eltern und ein engeres Verhältnis der gesamten Familie. Dies kann aber nur funktionieren, wenn auf alle Bedürfnisse eingegangen wird und jeder seinen Freiraum hat.

Drei-Generationen-Urlaub: Gut geplant ist halb erholt
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Eine gemeinsame Reise bringt Großeltern, Eltern und Kinder einander näher - auf holprigen Wegen, die nicht nur erholsam sind …

Die Idee kam auf, als ich im Urlaub ein junges Paar mit Baby und Oma beobachtete. Sie wechselten sich offensichtlich mit dem Kinderhüten ab, damit diejenigen, die gerade "frei" hatten, Vergnügungen nachgehen konnten, die mit Kinderwagen im Schlepptau einfach weniger Spaß machen. "Das will ich auch mal", dachte ich, schenkte meinen Eltern zur goldenen Hochzeit ein verlängertes Wochenende im Schwarzwald - und reservierte gleich ein Zimmer für mich und meine zwei Jungs dazu. Den Papa ließen wir aus Zeitgründen, aber auch aus weiser Voraussicht zu Hause, da seine Vorstellungen eines gemütlichen Tagesablaufes im Urlaub mit dem Rhythmus meiner Eltern nicht zu vereinbaren sind ... Natürlich sollten meine Eltern nicht als Babysitter ausgenutzt werden, dazu sind unsere Jungs mit acht und zehn Jahren schon zu groß. Vielmehr stellte ich mir vor, dass wir die meiste Zeit gemeinsam verbringen würden, da wir uns sonst nur sehr selten sehen. Großeltern und Enkel sollten die Gelegenheit haben, sich länger und aus nächster Nähe zu beschnuppern. Der Standort des Hotels schien perfekt: Man konnte im Schwarzwald spazieren gehen, das Freudenstädter Wissenschaftsmuseum "Experimenta" entdecken, in der Fußgängerzone bummeln, ein Kloster besichtigen. Es war für alle etwas dabei. Das Hotel war zudem mit Spielplatz und beheiztem Hallenbad ausgestattet und bot dadurch Pufferzonen, in denen sich die Kinder austoben konnten, während Oma und Opa Mittagsschlaf hielten oder sich nach dem Frühstück gemächlich ausgangsfertig machten. Alles war perfekt geplant …

Kompromissbereitschaft auf allen Seiten ist das A und O

Die Wirklichkeit sah etwas anders aus. Unser Hotel war schön, das Essen gut, die Zimmer lagen wie gewünscht nebeneinander und wir unternahmen alles, was wir uns vorgenommen hatten. Doch der Spaßfaktor schwankte erheblich: Im Anfassmuseum "Experimenta" hätten meine Jungs den ganzen Tag zubringen können, während meine Eltern nach einer Stunde lieber in Ruhe über den naheliegenden Marktplatz geschlendert wären. Dort angekommen, entdeckten meine Eltern begeistert, dass gleich eine Führung durch die Kirche anfing, für die sich meine Jungs nicht erwärmen konnten. Auch das Kloster des Nachbarorts begeisterte die Kinder nicht, während meine Eltern erklärten, sie seien zu alt, um mit den Kindern auf dem Spielplatz zu wippen. Der Graben zwischen den Generationen, ihren Interessen, körperlichen Fähigkeiten und ihren Vorstellungen von Spaß schien unüberwindbar. Ich saß zwischen den Stühlen, wollte es allen recht machen und merkte, dass ein gemeinsamer Urlaub nur funktioniert, wenn alle Parteien die Bereitschaft zeigen, einen Teil ihrer kostbaren Urlaubszeit mit Aktivitäten zu verbringen, die sie selbst nicht gewählt hätten, die aber den anderen Urlaubsteilnehmern Freude bereiten. Kompromissbereitschaft muss also unbedingt mit in den Koffer gepackt werden, genauso wie Toleranz dafür, dass ältere Menschen zwar langsamer essen als achtjährige Jungs, dafür aber schneller in die Badehose schlüpfen … Zum Glück lassen sich auch Unternehmungen finden, die alle begeistern. Bei uns war dies ein Barfußpfad durch einen Bach, über eine schlammige Wiese und auf Wegen mit Schotter, Tannennadeln und sogar Glassplittern. "Dass Maxime durch den Schlamm läuft, hat ihn bestimmt Überwindung gekostet", flüsterte mir meine Mutter ins Ohr, die meinen großen Sohn und seine Abneigung gegen Schmutz inzwischen gut kannte. "Dass die Oma über die Glassplitter geht, ist voll cool", erklärte mein kleiner Sohn, als wir hinterher einträchtig an einem Biertisch saßen und Würste aßen, während unsere Füße angenehm kribbelten. Wir lächelten uns zufrieden an. Unser gemeinsamer Urlaub war nicht ganz einfach gewesen, aber wir hatten über den Graben zwischen den Generationen eine Brücke geschlagen, auf der wir locker hin- und herlaufen konnten.

kizz Tipp

Gut geplant ist halb gewonnen

  • Extreme vermeiden: weder Familienhotel noch Kurhotel buchen!
  • Genügend Raum einplanen (Ferienwohnung mit zwei Bädern oder getrennte Hotelzimmer), damit alle Generationen ihre Intimität wahren können.
  • Vorher über Tagesabläufe sprechen: Wer erst am Urlaubsort merkt, dass Opa seinen Mittagsschlaf braucht und Oma ohne warmes Mittagessen aus dem Rhythmus kommt, kann keine Ganztagesausflüge mit Picknick unternehmen.
  • Bescheiden anfangen: erst einmal ein gemeinsames Wochenende ausprobieren, bevor gleich eine ganze Woche gebucht wird.

Wer keine Kompromisse schließen möchte, sollte zu Hause bleiben. Und auch wenn unterschwellige oder offene Konflikte zwischen den Generationen bestehen, sollten Sie lieber getrennt Urlaub machen.

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