Arbeitshilfe fürs TeamRaus aus der Monotonie

Wie erkenne ich als Fachkraft Langeweile-Situationen?

  • Langweilige Situationen können sich im Prinzip durch jede veränderte Reaktion eines Kindes oder mehrerer Kinder zeigen – beispielsweise durch einen suchenden Blick, rastloses Umherstreifen im Raum, häufige Spielwechsel.
  • Wahrscheinlich fehlen äußere Reize, das Kind befindet sich in einer Übergangssituation oder es gibt einen aktiven Leerlauf im Tagesablauf (bei Ausflügen in die Natur, bei Warte- und Übergangszeiten). Situationen, in denen viel Spielmaterial aus dem Raum geschafft wurde, etwa beim Auf- oder Umräumen des Gruppenraumes (was die Reize von außen automatisch reduziert), sind ebenfalls möglich.

Wie lassen sich Materialien reduzieren?

  • Reizarmut zulassen
    Regelmäßige spielzeugfreie Tage oder Wochen sind ein gutes Tool, um den pädagogischen Alltag wieder auf den Kern zu beziehen. Wichtig zu beachten: Nicht jedes Kind hat sofort eine Spielidee bei einer reizarmen Umgebung oder kann den neuen Zustand aushalten und annehmen.
  • Minimalistisches Material etablieren
    Insgesamt ist es hilfreich, das Spielmaterial immer wieder auszutauschen und zu entschlacken. Möglich wäre auch, vorab lediglich eine Sorte an Material, etwa aus dem Haushalt (zum Beispiel: Tupperdosen), zu sammeln und in der Gruppe als Spielangebot bereitzulegen. Das Ganze könnte auch als Projekt innerhalb der Teamtage umgesetzt werden. Je weniger Reize die Kinder durch die äußeren Spielangebote haben, desto mehr Platz haben ihre inneren Welten. Die Kinder können gemeinsam in Peers oder als gesamte Gruppe Spielideen austauschen und überlegen. Das fördert nebenbei die sozial-emotionale Entwicklung (Ich- und Fremdwahrnehmung, Kommunikationsfähigkeit, Kompromissbereitschaft, Kooperationsfähigkeit, Lösungsfähigkeit).

Wie kann ich pädagogisch aufmerksam auf Langeweile-Situationen reagieren?

Kinder machen stets Lernerfahrungen, während sie sich in ihrer Umwelt erfahren – egal wie reizarm diese gerade ist.

  • Bei Überforderung des Kindes kann Unterstützung angeboten werden, um das möglicherweise unangenehme oder bislang unbekannte Gefühl zunächst anzunehmen und im Körper zuzulassen: „Kann es sein, dass du nicht weißt, was du machen sollst? Das Gefühl ist schwer auszuhalten, oder? Wo fühlst du es im Körper? Wie fühlt es sich an?“
  • Peer sprachlich einbinden: Beispiel A: „Ich sehe, ihr habt ein Spiel gefunden, was euch Spaß macht. Könntet ihr es Nova auch zeigen?“ Beispiel B: „Schau mal, Nova, siehst du Piet und Lotte da vorne? Wollen wir mal zu deinen Freunden gehen und schauen, womit sie sich beschäftigen?“
  • Wenn das Kind sich die Langeweile zunutze macht, kann das sprachlich begleitet werden – ohne die Handlung aus der Erwachsenensicht zu bewerten oder zu kategorisieren. Die Langeweile darf ausgehalten und gleichzeitig aktiv genutzt werden. Auch die Peers können dabei miteinbezogen werden.
  • Zeigt das Kind ambivalentes Verhalten in Bezug auf Langeweile, können Sie ebenfalls Anteilnahme zeigen und Unterstützung signalisieren. Gleichzeitig darf das Gefühl angenommen werden, sodass sich daraus beim Kind ein neuer Tatendrang sowie Motivation entwickeln können.
  • Weiterhin können Sie überlegen, wie Themen wie Geduld, Vertrauen, Loslassen in Bezug auf Langeweile-Situationen alters- und entwicklungsgerecht behandelt werden können – möglicherweise in der gesamten Gruppe.

Aktiv Raum für Langeweile schaffen

  • So viel Freispielzeit wie möglich
    Die Freispielzeit ist der ideale Rahmen, in dem jedes Kind für sich und innerhalb der Gruppendynamik entscheiden kann, was es tun möchte. Je mehr Freispielzeiten es innerhalb des Gruppenalltags gibt, desto mehr Langeweile kann entstehen. So kann sich beim Kind mehr Kreativität, Flexibilität und möglicherweise ein Flow-Zustand einstellen.
  • Zeit in der Natur
    Die Natur bietet dem Kind eine angenehme Anzahl an Reizen, die es anregen und stimulieren, aber gleichzeitig nicht überfordern. Es kann immer noch selbstbestimmt entscheiden, was es mit den Angeboten der Natur machen und gestalten möchte.

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