Kinder beschäftigen sich mit AstronomieSternengucker und Mondflieger

„Wo ist die Sonne, wenn es Nacht ist?“, „Warum sieht man den Mond manchmal nicht und manchmal nur einen Teil?“, Was ist eine Sternschnuppe?“ oder „Warum ist es im Sommer heiß und im Winter kalt?“. Kinder stellen viele Fragen rund um das Universum. Es lohnt sich, mit ihnen nach Antworten zu suchen.

Larissa brachte in die Gruppe die Nachricht ein, es gäbe auf dem Mond Leben. Das hatte sie in einer Zeichentricksendung gesehen. Dieser Aussage gingen die Kinder neugierig nach und fanden beim Nachschlagen in Büchern der Stadtbücherei - zur Enttäuschung von Larissa - heraus, dass es auf dem Mond kein Leben gibt. Dennoch gab es schon einmal Menschen auf dem Mond, also könne man, wenn man will, doch auf dem Mond leben, war die versöhnliche Reaktion der Kinder.

Naturwissenschaft ist mehr als Luft, Wasser, Feuer, Schwerkraft. Allein die Tatsache, dass Kinder Fragen zum astronomischen Weltbild stellen, kann für pädagogische Fachkräfte Anlass sein, sie in ihrer sensiblen Wahrnehmung gegenüber allem Veränderlichen in ihrem Umfeld zu unterstützen. Das Thema Astronomie ist keinesfalls ein isoliertes, sondern ein mit uns und unserer Umwelt verbundenes Interessensgebiet. Eine bewusste Auseinandersetzung damit ermöglicht Kindern, ihre Erfahrungen zu erweitern und fördert ihren Forscher- und Erkundungsdrang.

Ausgangssituation und Vorbereitung

Um den Fragen der Kinder nachzugehen, braucht es zunächst keine astronomische Ausrüstung, sondern erst einmal die Bereitschaft, sich mit Neugier darauf einzulassen. Wichtig ist, nicht mit vorgefertigten Antworten aufzuwarten, sondern sich auf ein gemeinsames Suchen nach Antworten einzustellen. Neben Büchern als Hauptquelle für Informationen steht das Veranschaulichen ebendieser Informationen im Vordergrund. So lassen sich die Mondphasen, der zu- und abneh-mende Mond, sehr gut in einem einfachen Modell darstellen. Es wird eine Lichtquelle (z.B. Taschenlampe) benötigt, um die Sonne darzustellen, des Weiteren eine kleine und eine große Kugel (z.B. aus Pappmaché) für den Mond und die Erde. Die Erde, die sich zwischen Sonne und Mond schiebt und somit Teile des Mondes bedeckt, kann von den Kindern schnell als Verursacherin der Mondphasen ausgemacht werden. Zur Vertiefung und Veranschaulichung dieser Beobachtungen können Kinder die verschiedenen Mondphasen auch anhand eines Daumenkinos darstellen. Es ist empfehlenswert, das Thema in einem kontinuierlichen Projekt - idealerweise über ein Jahr - anzugehen. Dann ist genügend Raum und Zeit für eine intensive und nachhaltige Auseinandersetzung. Für den aktuellen Bezug und eine erste Einarbeitung zeigen neben Sachbüchern, die das Thema allgemein behandeln, auch astronomische Jahreshefte (z.B. ,Kosmos Himmelsjahr 2009') Sonne, Mond und Sterne im Jahresverlauf. Für jeden Monat wird erklärt, welche Ereignisse am Himmel zu beobachten sind und welche Themen sich aktuell anbieten: Die helle Venus am Abendhimmel, der Mond am Taghimmel oder große periodisch auftretende Sternenschnuppenschwärme. Des Weiteren braucht es ein Teleskop, das nach Möglichkeit angeschafft oder ausgeliehen werden kann (Mehr dazu im Kasten auf S. 20).

Den besten Einstieg bietet der Mond

Der Mond eignet sich in besonderer Weise als eines der ersten Beobachtungsobjekte. Aufgrund seiner Größe ist er kaum zu verfehlen. Er zeigt faszinierende Details, die - je nach Mondphase - in ihrem Aussehen stark variieren. Es ist immer wieder neu zu bestaunen, wie kontrastreich die Mondkonturen sind und wie wir den Schattenwurf der einzelnen Krater im Sonnenlicht erkennen können. Der Mond ist auch deshalb ein Anfängerobjekt, weil er - zumindest zeitweise - bei Tage sichtbar ist. Bei dunklem Himmel und Halbmond können die Krater des Mondes sehr gut erkannt werden. Über mehrere Tage betrachtet, erkennen die Kinder wie der Schatten (Terminator) weiterwandert und der Mond mehr oder weniger sichtbar wird. Wichtig ist, dass für diesen Zeitraum eine stabile Wetterlage vorhergesagt ist. Darüber hinaus sollte die Luft klar und windstill sein.

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Was Sie unbedingt beachten müssen:

Niemals mit dem Fernglas oder Teleskop in die Sonne oder in deren Nähe schauen. Dies ist die elementarste Grundregel, die unbedingt beachtet werden muss, wenn mit Kindern an astronomischen Geräten gearbeitet wird. Die sofortige Schädigung der Augen geschieht unbemerkt, sogar schmerzlos, und ist irreparabel. Ein kurzer Blick, der nur den Bruchteil einer Sekunde dauert, reicht aus, um auf dem betroffenem Auge komplett zu erblinden!

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Ein Beispiel aus der Praxis: In einer Schlechtwetterperiode haben die Kinder angefangen, das Wetter zu beobachten. Sie haben den Niederschlag gemessen und in eine Tabelle eingetragen. Sie haben Wolken, Wolkenarten und Wolkenbilder beobachtet und einen Windmesser (eine selbstgestaltete Fahne) installiert. Ihre Beobachtungen haben sie Tag für Tag verfeinert und dokumentiert. Sie beschäftigten sich z. B. mit der Frage, ob man anhand des Himmels das Wetter voraussagen kann und wagten erste Aussagen darüber, inwieweit Temperatur und Regenhäufi gkeit zusammenhängen.

Neben dem Mond ist ein weiteres Objekt der Tagbeobachtung vorbehalten: die Sonne. Hierbei muss unbedingt beachtet werden, niemals mit dem Teleskop, dem Fernglas oder mit bloßem Auge in die Sonne zu sehen. Erst mit der Verwendung spezieller Schutzfolien für Teleskope (ähnlich den Schutzbrillen, die bei Sonnenfi nsternissen benutzt werden) ist die gefahrlose Sonnenbeobachtung möglich. Wichtig ist, den Kindern zu sagen, dass dieses Beobachtungsobjekt das gefährlichste ist, da das Sonnenlicht wie ein Brennglas auf das Auge wirkt und es irreparabel zerstört, wenn wir es ohne Schutz betrachten. Kleinere Planeten wie zum Beispiel Saturn oder Jupiter sind - abhängig von der Jahreszeit - nur in der Nacht zu sehen. Sie können mit Kindern thematisch anhand von Büchern, Abbildungen und Medien erarbeitet und als Highlights im Jahr entsprechend eingeplant werden. Die Orientierung am Nachthimmel wird erleichtert, wenn man vom Sternenbild des großen Wagens ausgeht, das fast ganzjährig zu sehen ist. Von dort kann man zu weiteren Sternenbildern übergehen. Kinder interessieren sich oft für Figur und Aussehen der verschiedenen Bilder, die so phantastische Namen wie „Andromeda", „Perseus" oder „Haar der Berenike" haben. Eine Sternenkarte leistet hier hervorragende Dienste.

Eine astronomische Nacht im Kindergarten?

Mit dem Teleskop lässt sich im Winter schon ab 17 Uhr eine Vielzahl von Sternen und Sternenbildern beobachten. Gute Erfahrungen haben wir mit Beobachtungsabenden gemacht, zu denen die Kinder mit ihren Eltern eingeladen waren. Ein Abend stand z.B. unter dem Motto „Saturnnacht". Zusammen mit dem örtlichen Astronomieverein wurden vier große Teleskope organisiert. Vereinsmitglieder erläuterten die Gestirne am Nachthimmel und gaben Hilfestellung bei der Teleskopbedienung. Das Teleskop der Einrichtung war an diesem Abend ganz der Astrophotographie vorbehalten. Jedes Kind, das Interesse hatte, konnte sich sein eigenes Saturnbild machen. Die Aufnahmen wurden vergrößert und auf Fotopapier ausgedruckt. Besonders interessierten die Kinder die Saturnringe. Sie bestehen im Wesentlichen aus Eisbrocken, aber auch aus Gestein und gefrorenen Gasklumpen, die den Saturn umkreisen. Eifrig wurde beobachtet, fotografi ert, gezeichnet und die Aufl ösung der Teleskope verglichen. Es ist also nicht unbedingt nötig, eine Übernachtung der Kinder in der Einrichtung vorauszusetzen. Sie bietet sich aber als besonderer Höhepunkt zum Abschluss eines astronomischen Projektes an.

Verlauf, Aktionen und Umsetzungen

Um die Mondphasen besser verstehen zu können, kamen die Kinder von alleine darauf, eine Art Modell aus Holzkugeln zu bauen. Im Verlauf des Projektes bemerkten sie, dass einige astronomische Ereignisse jahreszeitenabhängig sind: So sind im Herbst bzw. Winter nicht nur mehr Sterne, sondern auch andere als im Sommer zu sehen. Ein großes Thema für viele Kinder sind die Sternenbilder (z.B. der Große Wagen, Kassiopeia). Alle Arten gestalterischer Umsetzungen dieser Bilder liegen nahe. Wichtig ist, die Fragestellungen der Kinder, das Gesehene, das Erlebte und letztlich die Erkenntnisse von Beginn an zu dokumentieren. Ein weiterer Höhepunkt kann der Besuch in einer Sternenwarte oder in einem Planetarium sein. Die Kinder haben ähnliches eventuell schon mit Hilfe geeigneter Software am Computer gesehen und kennen den simulier ten Sternenhimmel. Eine ganz andere Erfahrung ist es, unter einem künstlichen Himmelszelt dem Lauf der Sternenbilder zu folgen.

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Informationen zur astronomischen Grundausrüstung

Einsteigern wird geraten, zu Beginn in eine solide Grundausrüstung zu investieren. Das Stativ muss stabil sein und das Gewicht des Teleskops halten können. Das Teleskop selbst sollte genügend Leistung besitzen, um Ergebnisse liefern zu können, die zum Weitermachen motivieren. In der Praxis mit Kindern hat sich zum Beispiel ein Newton-Spiegelteleskop der Marke Bresser Messier N130 mit einem Preis von ca. 250,- bis 350,- € (die Höhe des Preises ist nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal) bewährt. Optionales Zubehör wie Digitalkamera, Adapter, Filter, verschiedene Okkulare etc. sind erst einmal nicht notwendig. Allerdings sollten im Angebotspreis des Teleskops zumindest zwei Okkulare enthalten sein. Manche Astronomievereine bieten Geräte und Zubehör zum Ausleihen oder regelmäßige informative (Austausch-) und Beobachtungsabende an. Auf jeden Fall lohnt es sich, mit ansässigen Optikern über das Anliegen ins Gespräch zu kommen. In unserem Fall hat sich ein Optiker am Ort bereit erklärt, der KiTa das Teleskop für die Hälfte des Preises zu überlassen. Im Gegenzug wurde über die Übergabe des Geräts an den Kindergarten in der Presse berichtet. Zwei Arten von Teleskopen sind für die Arbeit mit Kindern geeignet: Das Linsenteleskop (es besteht aus mindestens zwei Linsen in einer Fassung; der Beobachter steht dabei hinter dem Fernrohr) und das Spiegelteleskop (hier wird das Licht im Teleskopkörper gesammelt und gebündelt. Der Beobachter steht an der Seite des Teleskops).

Bei Fragen zur Anschaffung eines Teleskops gibt der Autor den Leserinnen von ‚kindergarten heute' gerne Tipps. Kontakt: pschreiber@hotmail.de

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Dokumentation und Vertiefung

Die Verarbeitung des Gesehenen und Erlebten in einem oder mehreren Bildern ist auch unter professio nellen Astrobeobachtern durchaus die naheliegende Form der Dokumentation. Mithilfe eines Zeichenblockes werden Skizzen des Beobachteten angefertigt. Daneben gibt es einen fast unüberschaubaren Fundus an Zubehör - zum Beispiel verschiedene Okkulare, mit denen sich Himmelsobjekte in verschiedenen Größen darstellen lassen, spezielle Filter, die vor die Okkulare gesetzt werden, um mehr Details an Planeten oder Nebeln zu erkennen. Alternativ kann man mit einer einfachen Digitalkamera, die man mittels eines Adapters am Teleskop befestigt, erste eigene Astrobilder machen (s. Abb. Mondkrater).

Stolperstellen im astrologischen Projekt

Erfahrungsgemäß stellen sich innerhalb eines astronomischen Projektes keine wirklichen Komplikationen ein. Wichtig ist, dass die Sicherheitsvorschriften (nicht in die Sonne sehen) und die Pfl egehinweise des Teleskops, das in der Regel nicht besonders wartungsintensiv ist, beachtet werden. Die Anzahl derKinder sollte überschaubar sein. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass Sie für alle Aktivitäten ausreichend Zeit einplanen. Beobachtungen auf die Schnelle sind oftmals frustrierend. Wenn die nötige Geduld fehlt, das Instrument auszurichten und einzustellen, gibt es nichts zu sehen. Zu guter Letzt ist es wichtig, sich mit dem Gerät vertraut zu machen. Ich empfehle hierzu den „Fernrohr-Führerschein in vier Schritten" aus dem Oculum-Verlag, ein Buch, das sich in der Praxis sehr bewährt hat. Ebenso wie „Astronomie für Einsteiger" aus dem Franckh Kosmos Verlag, das dem Anfänger alle wichtigen Fragen beantwortet und wesentliche Hilfen an die Hand gibt.

Fazit

Astronomie in KiTa, Kindergarten und Hort beginnt oft mit Fragen der Kinder und dem unbefangenen Annähern an das Thema in inhaltlicher wie auch technischer Weise. Es lohnt sich in vielerlei Hinsicht und ist nicht nur für die Kinder ein nachhaltig beeindruckender Beitrag zum achtungsvollen Umgang mit unserem Planeten Erde.

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