Sakramententheologie

Sakramententheologie bezeichnet in der klassischen Theologie die wissenschaftliche Reflexion über Herkunft, Wesen, Wirkweise und Praxis der Sakramente sowie den dogmatischen Traktat Sakremantentheologie, der die allgemeine Sakramentenlehre und die Darstellung der einzelnen Sakramente enthielt. Die patristischen Überlegungen zur Heilsökonomie, zu den hl. Zeichen und zu den Inhalten von Taufe und Eucharistie (vor allem bei Augustinus †430) waren für die spätere Sakramententheologie von großer Bedeutung, aber ein eigentlicher Traktat „über die Sakramente“ konnte vor der Diskussion und Erarbeitung eines Oberbegriffs „Sakrament“ nicht entstehen. So beginnt die Sakremententheologie im technischen Sinn erst Mitte des 12. Jh. Einflussreich war die Systematisierung bei Thomas von Aquin († 1274), der die allgemeine Sakramententheologie unter Einbeziehung der Ekklesiologie geschlossen darstellte und die einzelnen Sakramente später folgen ließ. Für die klassische Dogmatik waren seit der Wende vom 16. zum 17. Jh. damit Struktur und Inhalte der Sakramententheologie vorgegeben. Die lutherische Theologie trägt sakramententheologische Überlegungen überwiegend im Zusammenhang mit Taufe und Abendmahl vor. Die reformierte Tradition kennt eine der allgemeinen Sakramententheologie entsprechende Zeichen-Theorie. Die Sakramententheologie der orthodox- ostkirchlichen Theologie ist wie die römisch-katholische Sakramententheologie strukturiert. Die Erneuerung der katholischen Theologie im 20. Jh. hatte Vorschläge zu einer Neuordnung zur Folge, wonach die allgemeine Sakramententheologie der Ekklesiologie mit entsprechenden Bezügen zu Christologie, Pneumatologie und Gnadenlehre zugeordnet werden sollte, während die Einzelsakramente an verschiedenen Stellen bei der theologischen Erörterung wesentlicher Situationen der kirchlichen Praxis und des christlichen Lebens behandelt werden könnten. Diese Vorschläge, die vermeiden helfen, dass die einzelnen Sakramente nur als gleichartige „Fälle“ des Oberbegriffs Sakrament schematisiert werden und die Sakramententheologie unter die Vorherrschaft des Kirchenrechts gerät, wurden in einigen Handbüchern realisiert. Da die Sakramente liturgische Symbolhandlungen der Kirche sind, muss die Sakramententheologie nicht zwangsläufig bei der Dogmatik verbleiben; sie könnte in die Liturgiewissenschaft integriert werden, wo diese sich als Theologie versteht und nicht rein historisch-deskriptiv und exklusiv praktisch orientiert ist.

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