500-jähriges Jubiläum der TäuferbewegungFür den Glauben bis in den Tod

Ein Mann greift einen anderen am Arm, sie stehen im Wasser
© Unsplash/Kaleb Tapp

Mit einem Festakt in Hamburg gedachten baptistische und mennonitische Christen im September in Hamburg des 500. Jubiläums der ersten Glaubenstaufen von Zürich. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Täufer als „Teil der europäischen Freiheitsgeschichte“. Sie hätten Ideale praktiziert, die „heute zum Fundament einer freien Gesellschaft gehören“: „Mich überzeugt der Gedanke einer Mündigkeit, die nicht als Privileg verstanden wird, sondern als Verpflichtung“, so Steinmeier weiter. „Wer mündig glaubt und handelt, der denkt nicht nur an sich, der übernimmt immer auch Verantwortung – für sich, für andere, für das Gemeinwohl.“ Zurückhaltender äußerte sich Steinmeier zu einer anderen Lehre der Täufer: Die entschiedenen Christen beharrten stets auf absoluter Gewaltfreiheit. „Wenn wir unsere Freiheit und unsere Demokratie bewahren wollen, bedeutet das auch und vor allem, dass wir sie verteidigen können müssen“, sagte der Bundespräsident. „Das verlangt in diesen Zeiten stärkere Streitkräfte – nicht um Krieg zu führen, sondern um zu vermeiden, ihn führen zu müssen.“

Die freikirchliche Theologin Andrea Strübind hob in ihrem Festvortrag hervor, dass ökumenische Dialoge das gegenseitige Verständnis der Taufe verstärkt hätten. Die Täufer mahnten, Taufe nicht als Symbol der Ausgrenzung oder Abgrenzung, sondern des gemeinsamen Glaubens zu sehen. Das Christentum in Deutschland sei plural: Nicht die Zahl entscheide über die Qualität, sondern die Treue zum Evangelium. Die Leiterin der Mennonitischen Forschungsstelle, Astrid von Schlachta, legte den Fokus auf das Thema Freiheit. Heute schienen Ausgrenzung und Moralisierung Hochkonjunktur zu haben. „Die Freiheit anderer zu respektieren heißt, Alternativen zu denken und zu leben“, so von Schlachta. In einer Demokratie und einer christlichen Gemeinde könne es nie nur eine Meinung geben.

Im Januar 1525 hatte sich eine kleine Gruppe Bürger in einem schlichten Haus in der Züricher Neustadtgasse versammelt. Es waren Christen, denen die Reformationsideen von Huldrych Zwingli und Martin Luther nicht weit genug gingen. Obwohl sie schon als Kind das Sakrament der Taufe empfangen hatten, tauften sie einander erneut: Mit einer Schöpfkelle gossen sie sich als Zeichen ihres Glaubens Wasser über den Kopf. Das war der Anfang der heute weltweit vertretenen, zunächst aber mehrere hundert Jahre lang blutig verfolgten täuferischen Kirchen.

Anzeige: Menschenrechte nach der Zeitenwende. Gründe für mehr Selbstbewusstsein. Von Heiner Bielefeldt und Daniel Bogner
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