Gibt es Urlaub vom lieben Gott? Wohl kaum. Und doch benötigt das christliche Bodenpersonal einige Wochen im Jahr, in denen es durchatmen kann. Eine Zeit, in der man die Seele baumeln lassen kann und in der die Arbeit in der Seelsorge pausiert. Das ist unstrittig, Urlaub gilt heute auch für Kirchenleute als selbstverständlich. Bis auf eine gewichtige Ausnahme: Papst Franziskus hat niemals Urlaub von der Kurie gemacht. Er verbrachte die brutalen Hitzewochen in Rom und blieb in seiner kleinen Wohnung im Gästehaus Santa Marta. Das hat irgendwie imponiert. Es erinnerte an den Eremiten, der seine Klause niemals verlässt. Zugleich war es immer ein wenig beunruhigend. Auch ein Pontifex darf einmal ausspannen und neue Kraft sammeln für sein Amt, das mächtig anstrengt.
Mit großer Erleichterung haben viele Christen deshalb diese Nachricht aufgenommen: Leo XIV. fährt regulär in den Urlaub. In diesen Tagen bricht der immer noch neue Papst nach Castel Gandolfo auf, wo schon viele seiner Vorgänger die Füße hochlegen konnten. Unter Franziskus war diese Sommerfrische nicht benutzt worden; er ließ dort Bio-Wein anpflanzen und öffnete den kleinen Palast als Museum. Leo XIV. wird den Wohnbereich also erst einmal abstauben lassen. Der Kühlschrank muss bestückt, das Bett bezogen werden. Und ein großes Plus: Aus Zeiten des Pontifikats des sportlichen Johannes Paul II. dürfte noch ein Freibad bereitstehen. Das lässt sich leicht befüllen. Die Einwohner von Castel Gandolfo und Umgebung sind begeistert. Endlich wieder ein Papst im Ort, der den hübschen Palast bezieht und die Fenster weit öffnet. Für Papst Leo darf man sich freuen: Wer so ein so anspruchsvolles Amt innehat, hat erholsame Tage gleich doppelt verdient. In diesem Sinne darf man ihm einen schönen Urlaub wünschen. Buone vacanze!