Politik statt Religion?Die falsche Alternative

Dana Kim Hansen-Strosche, Redakteurin der Herder Korrespondenz
Dana Kim Hansen-Strosche, Redakteurin der Herder Korrespondenz

Diese Meldung ließ in der vergangenen Woche aufhorchen: Der Landesschülerbeirat, die gesetzlich und demokratisch legitimierte Vertretung der 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg, will den Stundenumfang des Religionsunterrichts zugunsten von politischer Bildung im Stundenplan reduzieren. Insbesondere soll auch der Ethikunterricht in den Klassenstufen fünf bis acht gefördert werden, „denn es ist schlicht und ergreifend nicht mehr zeitgemäß, dass in ebenjenen Klassenstufen dem Religionsunterricht mehr Signifikanz eingeräumt wird als der politisch, moralisch und ethischen Bildung“. Nur durch die Stundenreduktion könne garantiert werden, „dass die Schülerschaft in Zeiten der globalen Umbrüche wahrhaft den Herausforderungen gewachsen ist, ohne dass dies negative Auswirkungen auf die Stundenpläne der Schülerinnen hätte“, heißt es in dem Grundsatzpapier des Beirates.

Es wäre besorgniserregend, wenn der Ruf des konfessionellen Religionsunterrichts in der Schülerschaft so schlecht wäre. Zwar betont der Beirat, man wolle anders als die rheinland-pfälzische Landesschülervertretung 2019 den Religionsunterricht nicht komplett abschaffen. Auch sei mit diesem Vorschlag keine Abwertung des Faches verbunden. Das Fach wäre allerdings schlicht und ergreifend das Einzige, bei dem noch eine Stundenreduktion möglich wäre. Dennoch bleibt der Eindruck bestehen, dass der Religionsunterricht weniger wert ist als in diesem Fall die politische Bildung der Schülerinnen und Schüler.

Der Vorschlag des Beirates übersieht aber auch, dass der konfessionelle Religionsunterricht durchaus zur politischen, moralischen und ethischen Bildung beitragen will und dies auch tut. Darauf weisen auch die Verantwortlichen der vier betroffenen baden-württembergischen Kirchen zurecht hin. Der Landesschülerbeirat konstruiere hier einen Gegensatz, „den es nicht gibt“, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung. Neben den Fragen nach Gott sähen die Bildungspläne auch die Beschäftigung mit moralischer und ethischer Bildung, Lebens- und Sinnfragen sowie den Themen Verantwortung, Frieden, Gerechtigkeit oder Bewahrung der Schöpfung vor.

Das Gegeneinander-Ausspielen von Fächern ist der falsche Ansatz, um Schülerinnen und Schüler für demokratische Werte zu sensibilisieren. Vielmehr muss es darum gehen, die Schülerinnen und Schülern über die Fächergrenzen hinweg ganzheitlich zu bilden. Dabei darf ein Fach nicht weniger wert sein als ein anderes. Nicht zuletzt der Religionsunterricht trägt zu der vom Landesschülerbeirat geforderten besseren gesellschaftswissenschaftlichen Bildung der Schülerinnen und Schüler bei.

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