Anti-Mafia-Arbeitsgruppe des Vatikan ist still gelegtDoch keine Exkommunikation von Mafiosi

Die Anti-Mafia-Arbeitsgruppe des Vatikans hat ihre Arbeit anscheinend bereits seit einem Jahr eingestellt.

Hilde Naurath, Redakteurin der Herder Korrespondenz

Vor zwei Jahren war die Meldung einige Schlagzeilen wert: Vatikan richtet Arbeitsgruppe zur Exkommunikation der Mafia ein, hieß es im Mai 2021. Das „Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen“ besetzte die Gruppe mit acht einschlägig kompetenten Mitgliedern. Die Arbeitsgruppe sollte im Sinne von Papst Franziskus und der Kirche in Italien handeln, sich gegen Vereinnahmungen durch die Mafia wehren. So sollten beispielsweise Ehrenbezeugungen bei Marienprozessionen für Clan-Chefs oder die Errichtung einer Art Heiligtümer zu Ehren von ermordeten Mafiosi unterbunden werden.

Was ist daraus geworden? Laut Recherchen der französischen Tageszeitung „La Croix“ ruht die Arbeit der Experten bereits seit einem Jahr. Dies wurde anlässlich der aktuell laufenden „Internationalen Konferenz zum kirchlichen Handeln angesichts Organisierter Kriminalität“ der katholischen Organisation „Justitia et Pax“ verlautbart. Ein Abschlussdokument der AG hätte es Ende 2021 zwar gegeben, es wurde aber laut La Croix nie Papst Franziskus übergeben. Angeblich schlugen die Mitglieder darin Modifizierungen der Lehre vor: Änderungen des Kirchenrechts sowie Möglichkeiten der Exkommunikation von Mafiosi. Unter anderem hätten dadurch prachtvolle katholische Beerdigungen von Schwerstkriminellen verhindert werden können.

Warum das Dokument in der Schublade versank, erklären die Quellen von La Croix unterschiedlich. Wurde keine Audienz beim Papst gewährt? Gab es zu starken Widerstand in der Kurie? Gab es zu wenig Rückhalt? Oder steht nur einer der Verantwortlichen temporär nicht zur Verfügung und es geht demnächst weiter? Keine der Erklärungen stellt zufrieden.

Selbstredend sollte der Vatikan gegen die Mafia vorgehen. Stattdessen verfestigt sich angesichts des Berichts von La Croix einmal mehr der Eindruck: Papst Franziskus stößt vieles an, wirbelt einiges durcheinander, bei der langfristigen Umsetzung hapert es jedoch: Angefangenes bleibt liegen, Projekte verlaufen im Sande. Das absolutistische System lähmt sich damit selbst. Diese Schwäche ist nicht nur, aber besonders in einem Fall wie diesem, in dem es um organisierte Kriminalität geht, fatal.

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