Geschichten aus den WeltreligionenLicht und Finsternis

Etliche Schüler kamen zu Rabbi Nachum von Tschernobil und klagten ihm unter Tränen, sie seien in Finsternis und Schwermut gefallen und könnten weder in der Lehre noch im Gebet das Haupt erheben. Der Zaddik sah die Beschaffenheit ihres Herzens und wie es sie in Wahrheit nach der Nähe des lebendigen Gottes verlangte. Er sprach zu ihnen: „Grämt euch nicht, meine lieben Söhne, um diesen Scheintod, der euch befallen hat! Denn alles, was in der Welt ist, ist auch im Menschen. Und wie am Tag des Neuen Jahrs das Leben aller Sterne abscheidet und sie in einen tiefen Schlaf sinken, darin sie sich stärken und daraus sie mit erneuter Kraft des Leuchtens erwachen, so muss der Mensch, der in Wahrheit sich Gott zu nähern begehrt, durch die Abscheidung des geistigen Lebens gehen. Und das Sinken geschieht um des Steigens willen. Wie geschrieben steht, dass Gott auf Adam einen Schlummer senkte, und er schlief ein, und draus ward, in Mann und Weib, der ganze Mensch.“ (Martin Buber, Chassidische Geschichten, 291)

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