In ein paar Tagen geht es für meine Familie und mich endlich wieder einmal nach Dänemark. Vor einigen Jahren durfte ich bereits zwei Wochen in dem kleinen Land im Norden verbringen und habe damals vieles liebgewonnen: die wunderschöne Natur, das Meer, das Essen und natürlich die freundlichen Menschen. So ist es für mich auch nicht verwunderlich, dass Dänemark in diesem Jahr erneut auf Platz zwei im World Happiness Report der Universität Oxford gelandet ist (während sich Deutschland mit Platz 22 gerade noch im gehobenen Mittelfeld befindet). Die Studie stützt sich dabei auf Kriterien wie soziale Unterstützung, Gesundheitsbewusstsein, das Bruttosozialprodukt sowie die Entscheidungsfreiheit der Bürger. Aber was könnte über solch messbaren Faktoren hinaus das Zufriedenheitslevel erklären?
Bereits bei meinen Urlaubsvorbereitungen stieß ich auf ein mögliches Antwort-Mosaiksteinchen, denn als kommunikationsfreudiger Mensch beschränkte ich mich dabei nicht nur aufs Kofferpacken, sondern wollte auch etwas in die Sprache eintauchen. Dabei lernte ich mehrere spezifisch dänische Begriffe kennen, die eine ganz besondere Lebensphilosophie durchschimmern lassen. Meine schönsten Fundstücke:
Hygge beschreibt das Gefühl von Gemütlichkeit, Heimeligkeit und Geborgenheit. Eine hyggelige Atmosphäre erzeugt man beispielsweise, indem man nach einem regnerischen Spaziergang oder in der dunklen Jahreszeit in seinem Zuhause Kerzen anzündet, sich in eine wohlig-warme Wolldecke hüllt, ein Buch liest oder indem man sich mit Freunden um einen Tisch zu einer gemeinsamen Mahlzeit versammelt. Wer Hygge lediglich als (aktuell international sehr beliebten) Einrichtungstrend betrachtet, greift dabei zu kurz, denn dabei handelt es sich vielmehr um eine die Seele nährende Lebensphilosophie.
Samfundssind setzt sich aus den Worten samfund (Gesellschaft) und sind (Geist) zusammen und steht für das typisch dänische Prinzip des Gemeinwohldenkens. Die Bedürfnisse der Gesellschaft werden zum Wohle aller über die eigenen Interessen gestellt und Werte wie Solidarität sowie Hilfsbereitschaft großgeschrieben. Besonders in der Coronazeit hatte das Wort Hochkonjunktur und zählt zu den Gründen, warum das Land die Pandemie so gut gemeistert hat.
Arbejdsglæde bezeichnet die Freude an und die Erfüllung durch die Arbeit. An diesem Prinzip orientieren sich auch weite Teile der dänischen Berufswelt: Man bemüht sich um gute Arbeitsbedingungen, eine positive Betriebsatmosphäre, Wertschätzung und sorgt für eine gesunde Work-Life-Balance – im Wissen darum, dass diese Faktoren die Produktivität sogar steigern.
Søndagsslik bedeutet wörtlich übersetzt „Sonntagssüßigkeiten“. Dieser Tradition zufolge erhalten Kinder unter der Woche weniger Naschzeug und dafür am Sonntag eine große Portion Gummibärchen, Lakritz und Schokolade (und auch Erwachsene belohnen sich an diesem Ruhetag gerne mit einer größeren Runde Süßigkeiten). Auf diese Weise lernt man, Leckereien bewusst zu genießen und sich damit etwas Gutes zu tun.
Es gibt also einige dänische Spezifika, die dazu einladen, die Seele zu nähren, Gemeinschaft zu stiften, die Arbeit zu verschönern und den Alltag zu versüßen – sprich: sich das Dasein ein bisschen glücklicher zu machen. Vielleicht können wir (eher mittelmäßig zufriedenen) Deutschen uns von dieser Lebensphilosophie etwas abschauen.