Während ich diese Zeilen schreibe, stehe ich immer noch unter dem Eindruck des denkwürdigen – manche sagen sogar: historischen – Tags in Berlin. In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland hat es das noch nicht gegeben, dass ein designierter Kanzler die Mehrheit für seine Wahl nicht beisammen hatte.
Einerseits denke ich, dass das ein schlimmer Tag für den Parlamentarismus war. Denn ich sehe, wie nun so viele hämisch feixen, dass die demokratische Mitte „keine Kraft“ mehr habe. Aber ich nehme auch wahr: Die Krise wurde aufgelöst, und zwar mit dem vorhandenen Regelwerk. Es gab keine Prügeleien im Plenum, keine Reichsbürger, die das Parlament stürmen wollten... – alles in allem ein geordneter Übergang, was in diesen Zeiten schon viel wert ist.
Währenddessen bereiten die Kardinäle ebenfalls den „Regierungswechsel“ vor. Gibt es da eigentlich Parallelen? Was könnte das politische vom vatikanischen System lernen? Das fragt Johanna Beck (vgl. S. 2). Viele begleiten das Konklave mit ihrem Gebet. Und viele haben ganz konkrete Erwartungen an den nächsten Papst. Welches Stimmungsbild unsere Blitzumfrage ergeben hat, lesen Sie auf Seite 8.