Sieben Gründe, warum es keinen Pfarrbrief geben soll, und sieben ErwiderungenJede Pfarrei hat einen Pfarrbrief

„Der Pfarrbrief ist ein Element der Öffentlichkeitsarbeit und der Seelsorge in der Pfarrgemeinde. Damit ist der Pfarrbrief mehr als nur eine Information über Gottesdienste und Veranstaltungsangebote. Orientiert am Gemeindeverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils gilt es, den Pfarrbrief als ‚Runden Tisch' für die Meinungen der Gruppen in der Pfarrgemeinde und der einzelnen Gemeindemitglieder zu verstehen." - Was das Grundlagenpapier der Deutschen Bischofskonferenz zur Pfarrbriefarbeit programmatisch formuliert, ist nicht ohne Aufwand zu haben. Viele Pfarreien scheuen diesen Aufwand nicht. Dennoch gerät dieses Medium immer wieder in die Diskussion.

Fazit

  • Dem Pfarrbrief gelingt es, weit über den Kreis der Kerngemeinde hinaus Beachtung zu finden und zwar auch bei jenen Katholiken, die über andere kirchliche Medien nicht mehr erreicht werden können.
  • Für viele ist der Pfarrbrief eine wichtige Informationsquelle, zum Teil der einzige Brückenkopf zur Kirche vor Ort. Wer hier spart, spart am falschen Fleck.
  • Der kostenlose Pfarrbrief im Briefkasten ist ein Zeichen der persönlichen Wertschätzung.
  • Der Blick dafür, was die 85 Prozent „Kirchenfernen" bewegt, was Kirche und Pfarrei für sie und mit ihnen tun kann, bringt den Stoff, aus dem ein interessanter Pfarrbrief für alle entsteht.
  • Um gemeinsam ein Netzwerk für entsprechendes Hintergrundwissen und Hilfe für die Pfarrbriefarbeit zu entwickeln und dabei das Internet zu nutzen, startete 2002 www.pfarrbriefservice.de als Internetportal für Pfarrbriefleute als Initiative deutscher Bistümer.

Sieben Argumente gegen einen Pfarrbrief und sieben Erwiderungen: 

I „Ein Pfarrbrief macht viel zu viel Arbeit." 

Wer einen Pfarrbrief erstellt, weiß um die Arbeit, die dahintersteckt. Bis das fertige Heft im Briefkasten landet, ist es ein weiter Weg: Im Idealfall trifft sich die Redaktion schon einige Wochen vor dem Erscheinungstermin und bespricht die thematische Schwerpunktsetzung des Heftes. Liegen die Themen fest, beginnt die Autorensuche. Leute ansprechen und um einen Artikel bitten, kirchliche Gruppen und zum Beispiel den Kindergarten an den Redaktionsschluss erinnern - das steht meist am Beginn ganz oben auf der Liste. Auch der eine oder andere zugesagte Beitrag, das versprochene Foto vom Neubau des Pfarrheimes landet nicht immer unaufgefordert im Redaktionsfach oder im E-Mail-Eingang. Dennoch tut eine Redaktion gut daran, einen Redaktionsschluss für Beiträge und Fotos zu setzen und diesen auch einzufordern. Nur so kann danach bei der zweiten Redaktionssitzung das Heft geplant und konkret eingeteilt werden. Nach Prüfung auf Vollständigkeit werden die einzelnen Artikel und Rubriken auf die einzelnen Heftseiten verteilt. Gemeinsam kann man ein Groblayout besprechen und Bilder und Überschriften entsprechend einplanen. 

Mit dieser Hefteinteilung endet die Stoffsammlung und beginnt die grafische Gestaltung. Einzelpersonen oder ein Team bringen die Beiträge in Form, bearbeiten Bilder und formulieren Überschriften. Das Korrekturlesen steht am Ende als letzter Schritt vor der Übergabe an den Drucker. Der Druck vieler Pfarrbriefe geschieht in einer professionellen Druckerei außer Haus. Das entlastet das Team, bringt gleichbleibende Qualität und ist oft in einem Zeitraum von drei bis vier Werktagen zu haben. Aus der Druckerei kommen die Hefte in der Regel bereits geheftet und gefalzt. Das Austragen in die Briefkästen übernimmt in den meisten Pfarreien ein festes Team von Austrägerinnen und Austrägern, die gleichzeitig dadurch mitunter Kontaktpersonen der Pfarrei in einem Straßenzug oder Viertel sind. Alles in allem ist die Herausgabe eines Pfarrbriefes mit viel Arbeit verbunden. Zu viel wird die Arbeit, wenn ein oder zwei Leute alleine mit den ganzen Aufgaben belastet sind. Wenn es gelingt, arbeitsteilig die verschiedenen Arbeiten mit verschiedenen Leuten zu erledigen, ist es machbar. 

II „Den liest doch sowieso keiner." 

Ein Gerücht, das sich hartnäckig im Zusammenhang mit dem Pfarrbrief hält, ist, dass er nicht gelesen wird. Dies zu behaupten, ist falsch und unseriös. P. Dr. Hans Langendörfer SJ, Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, belegte dies bei der Vorstellung des Trendmonitors „Religiöse Kommunikation 2003" in Köln am 20. Februar 2003 mit Zahlen und Fakten: „Dem Pfarrbrief gelingt es, weit über den Kreis der Kerngemeinde hinaus Beachtung zu finden und zwar auch bei jenen Katholiken, die über andere kirchliche Medien nicht mehr erreicht werden können. Von den Katholiken sagen jetzt 79 %, dass es in der Gemeinde einen Pfarrbrief gibt, und 37 % lesen ihn häufig. Auffallend ist dabei, dass unter den jüngeren Katholiken (16- 29jährige) jeder zweite häufig in den Pfarrbrief schaut. Von den gelegentlichen Gottesdienstbesuchern wird der Pfarrbrief in hohem Anteil gelesen, er erreicht aber auch viele Katholiken, die nach eigener Aussage selten oder nie zum Gottesdienst in die Kirche gehen. Der Trendmonitor hält zurecht fest: ‚Die Chancen, über das Mitteilungsblatt der Kirchengemeinde auch von den anderen Angeboten kirchlicher oder kirchennaher Medien nicht erreichte Katholiken ansprechen zu können, sollten noch konsequenter genutzt werden als bisher.'" Rückmeldungen in den Pfarrgemeinden, wenn ein Termin einmal falsch ausgedruckt wurde, oder gezielte Leserbefragungen belegen ebenso den hohen Aufmerksamkeitswert dieses Basismediums. 

III „Wer soll das bezahlen?" 

Ganz von selbst kommt im Zusammenhang mit der Herausgabe des Pfarrbriefs auch die Frage der Kosten. Die richtige Software für den PC, ein Scanner und eine Digitalkamera kosten Geld. Die laufenden Kosten für Druck, Falz und Heftung und im einen oder anderen Fall noch für die Verteilung sind ein fester und in der Regel nicht unbeträchtlicher Posten im Jahreshaushalt. Wen wundert es, wenn die eine oder andere Kirchenverwaltung hier eine mögliche Einsparung sieht. Aber diese Versuchung zu sparen spart nicht wirklich. Schlecht oder gar nicht informierte Pfarreimitglieder sind auch schlechte oder gar keine Spender. Für viele ist der Pfarrbrief, wie schon gesagt, eine wichtige Informationsquelle, zum Teil der einzige Brückenkopf zur Kirche vor Ort. Wer hier spart, spart am falschen Fleck. Gerade in einer Zeit, in der der durchschnittliche Gottesdienst- besuch im Schnitt 15 und weniger Prozent beträgt, braucht es die Kontaktpflege auch besonders mit den Menschen, die nur selten von sich aus den Kontakt suchen, aber mit ihrer Kirchensteuer und ihren Spenden finanziell und ideell die Arbeit der Pfarreien ermöglichen. Für sie und alle anderen ist der kostenlose Pfarrbrief im Briefkasten ein Zeichen der persönlichen Wertschätzung. Und dieses Zeichen ist - umgerechnet auf den Einzelnen - mit durchaus überschaubaren Kosten verbunden. 

IV „Eine Homepage ersetzt doch heute den Pfarrbrief." 

Die Homepage einer Pfarrei gewinnt ohne Zweifel an Bedeutung in einer Zeit, in der mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung aller Altersgruppen mehr oder weniger oft im Internet surft. Dennoch ist der Pfarrbrief damit nicht überflüssig. Er liegt unaufgefordert im Briefkasten und dies im besten Fall in einem verlässlichen Turnus. In Bild und Text lädt er ein, Einblick zu nehmen in die Themen, Ereignisse und Angebote der Pfarrei. Er ist greifbar und für alle Familienmitglieder zugänglich, unabgängig von ihrer Internetnutzung. Für einen längeren Text lässt er sich im wahrsten Sinne des Wortes zur Hand nehmen oder jemand kann einen Termin nachschlagen. Auch ein elektronisch zugestellter Newsletter hat solche Vorzüge nicht im vollen Umfang. Elektronische Post wird oft sporadischer und flüchtiger wahrgenommen als gedruckte Produkte. Die Homepage ist sicher ein weiteres, wichtiges Medium für die Öffentlichkeitsarbeit der Pfarrgemeinden. Ein Ersatzmedium für den Pfarrbrief ist sie aber sicher nicht. Sie ergänzt diesen und umgekehrt. In der Nutzung der Medienvielfalt von Pfarrbrief, Internet, Plakat, Schaukasten, Presse, Handzettel und der gesonderten Einladung an bestimmte Zielgruppen liegt die Wirksamkeit begründet. 

V „Wir finden für den Pfarrbrief keine Mitarbeiter." 

Der Mangel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist nicht nur in Pfarrgemeinden immer öfter Thema. Auch Musikvereine, Fußballclubs und andere lokale Gruppen suchen nach tatkräftiger Unterstützung ihrer Anliegen. Hier steht die Kirche im Vergleich insgesamt noch gut da. Dennoch ist in der Tat zu beobachten, dass immer weniger Ehrenamtliche immer mehr tun oder tun sollen. Hier gilt es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zu überlasten. Auf der anderen Seite bietet gerade der Pfarrbrief ein außerordentlich abwechslungsreiches und interessantes Betätigungsfeld. Viele schätzen an dieser Arbeit, dass am Ende ein sichtbares und greifbares Produkt fertig ist, Kontakte geknüpft und gepflegt werden und Kreativität und Ideenreichtum gefragt sind. Hierzu können Menschen mit unterschiedlichen Begabungen beitragen. Es gilt, diese unterschiedlichen Begabungen zu entdecken und zu pflegen. Je konkreter die Aufgabe, je klarer die Anforderung, desto eher kann sich jemand entscheiden, ob er mitarbeiten will und sich motiviert fühlt. Ebenso wichtig ist die Mitarbeiterpflege: Anerkennung, Lob, persönliche Weiterentwicklung und Respekt der jeweiligen Zuständigkeit sind die Währung, mit der ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter belohnt werden wollen. Fällt dieser Lohn aus und stehen statt dessen endlose Debatten über Zuständigkeiten im Vordergrund, nehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über kurz oder lang einen mehr oder weniger auffälligen Abschied. 

VI „Mit der Qualität anderer Zeitungen können wir nicht konkurrieren." 

Ein nicht zu unterschätzendes Kriterium für die Akzeptanz von Pfarrbriefen ist deren inhaltliche und gestalterische Qualität. Der Pfarrbrief steht ohne Zweifel in Konkurrenz zu anderen Publikationen. Beim Lesen der Zeitung oder einer Illustrierten entwickeln die Leserinnen und Leser Gewohnheiten, die sie auch beim Lesen eines Pfarrbriefes mitbringen. Stichworte hierfür sind aussagekräftige Überschriften, Bilder und Fotos mit Bildunterschriften, Gliederung der Texte, durchgehende Seitengestaltung im ganzen Heft und nicht zuletzt eine verständliche Sprache mit kurzen Sätzen und interessante Inhalte. Dennoch muss ein Pfarrbrief nicht im Vierfarbdruck auf Hochglanzpapier erscheinen. Eine solide Übersichtlichkeit, lesbare Schriftgrößen und ansehnliche Fotos oder Grafiken sind eine gute Grundlage, interessante Inhalte zu vermitteln. Was die Inhalte betrifft, so liest sich die Anforderung der Leserinnen und Leser schon differenzierter. Die einen, und das sind etwa 15 Prozent der Katholiken, suchen Gottesdienstzeiten, Veranstaltungsangebote und Berichte aus dem Gemein deleben. Die anderen, und das sind die verbleibenden 85 Prozent, sind auf der Suche nach dem, was Glaube und Kirche beiträgt zum Gelingen des menschlichen Lebens und Zusammenlebens. „Was zählt ein Mensch ohne Arbeit?", „Sollen wir alle vorgeburtlichen Untersuchungen bei unserem Kind machen lassen?", „Wie bringe ich Beruf, Familie und meine eigenen Interessen unter einen Hut?" - Diese und viele andere Lebensfragen bewegen heute die Menschen. Sie sind offen, die Lebenskonzepte anderer, die Überzeugungen von Christen zu hören und zu lesen. Der Pfarrbrief ist hier eine hervorragende Chance, solche Botschaften von Mensch zu Mensch zu kommunizieren. Kritisch besehen muss jedoch festgehalten werden, dass diese Inhalte in vielen Pfarrbriefen fehlen. Damit steht und fällt jedoch die Akzeptanz des Pfarrbriefes gerade bei den Menschen, die nicht so oft in persönlichen Kontakt mit der Kirchengemeinde kommen. Um es an einem Beispiel deutlich zu machen: Wenn der örtliche Sportverein seine Zeitschrift in alle Briefkästen verteilt, aber sich in dem Heft nur die Zeiten der Spiele und des Trainings finden, ist die Zeitung für alle nicht so aktiven Sportler uninteressant. Gibt es aber in dem Heft Rubriken, wie „Fit bleiben - auch im Alter" oder „Warum tägliche Bewegung gut tut", dann wird das Heft für eine breitere Leserschaft interessant. Der Blick dafür, was die 85 Prozent „Kirchenfernen" bewegt, was Kirche und Pfarrei für sie und mit ihnen tun kann, bringt den Stoff, aus dem ein interessanter Pfarrbrief für alle entsteht. Wer an dieser Qualität arbeitet, liegt richtig. Denn mit Verpackung allein ist es nicht getan. Der Leser unterscheidet sehr wohl, was nur heiße Luft ist und was ihm lesenswert erscheint. Nicht nur beim Pfarrbrief.

Wer sich entschließt, einen Pfarrbrief zu machen, der spürt, dass es dazu manche Fähigkeiten braucht. Griffig zu schreiben, Überschriften zu formulieren, Bilder auszusuchen und Fotos zu machen, das Ganze dann noch am PC zu gestalten und druckfertig zu machen, sind Anforderungen, für die manche und mancher im professionellen Bereich eine längere Ausbildung absolviert. 

VII „Es fehlt das Wissen, einen Pfarrbrief gut zu machen." 

Manch einer empfindet deshalb seine Mitarbeit beim Pfarrbrief erst einmal als Sprung ins kalte Wasser. Viel Energie wird investiert, es gut zu machen - und dabei ginge es manchmal auch mit weniger Aufwand. Wenn man nur wüsste, wie? Hier gibt es in den deutschen Bistümern eine unterschiedliche Praxis. In manchen sucht man vergeblich nach Rat und Unterstützung, in anderen unterstützen Bistumszeitungen und Pressestellen die Pfarrbriefmacher an der Basis und es gibt auch eine Reihe von Diözesen, die eigene Beauftragte für die Öffentlichkeitsarbeit in den Pfarrgemeinden haben. Um gemeinsam ein Netzwerk für entsprechendes Hintergrundwissen und Hilfe für die Pfarrbriefarbeit zu entwickeln und dabei das Internet zu nutzen, startete im September 2002 www.pfarrbriefservice. de als Internetportal für Pfarrbriefleute. www.pfarrbriefservice. de ist eine Initiative von derzeit 16 deutschen Bistümern und dem Erzbistum Luxemburg. In Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz bietet www.pfarrbriefservice. de im Internet frei zugänglich Tipps und Materialien rund um den Pfarrbrief an. Ergänzt wird das Angebot durch Fortbildungen und Kursangebote in den einzelnen Diözesen. Checklisten und eine Beispielgalerie tun ein Übriges, damit niemand unvorbereitet starten muss. 

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