Unterwegs sein zu Gott und zu sich selbst als touristisches und spirituelles BedürfnisSpirituelles Reisen

„Und es gehen die Menschen, zu bestaunen die Gipfel der Berge und die ungeheuren Fluten des Meeres und die weit dahin fließenden Ströme und den Saum des Ozeans und die Kreisbahnen der Gestirne, und haben nicht acht ihrer selbst.“

Fazit

Ob Jakobs-, Bonifatius-, Martinsoder Elisabethpfade – Pilgern bringt die Menschen des 21. Jahrhunderts in Mitteleuropa in Bewegung. Die säkularisierten Reisenden sind neben ihren globalisierten, mediatisierten und individualisierten Alltagswelten auf der Suche nach Sinn. In Freizeit und Urlaub sind sie dabei offener und interessierter. Damit entsteht neben der Gemeindekirche ein neuer spiritueller Wachstumsmarkt für Kirchen und Tourismus. Die Qualität der Reiseangebote muss sich jedoch in touristischer wie spiritueller Hinsicht an den wachsenden Ansprüchen der Reisenden orientieren, auch wenn die Gastgeberschaft wie beim Pilgern von scheinbarer Einfachheit geprägt ist.

Der hier beschriebene Reisende mit seinen nach innen gerichteten Gedanken könnte durchaus ein Zeitgenosse des 21. Jahrhunderts sein – in allen Weltgegenden unterwegs, sich selbst jedoch nicht findend. Doch der Autor Aurelius Augustinus schrieb diesen Satz in den „Confessiones“ bereits 397/ 401 nieder. Fast tausend Jahre später war dieser Appell Richtschnur  für Francesco Petrarca, als er 1336 den Mont Ventoux bestieg. Diese erste Reiseund Panoramabeschreibung einer realen Gipfelwanderung mündet letztendlich doch in einer Selbstreflexion unter Einschluss des genannten Augustinussatzes. Und wiederum 700 Jahre später gerät die Pilgerfahrt Hape Kerkelings nach Santiago de Compostela 2001 weniger zu einer Fußreise zu einem geographischen Ziel als zu einer Reise zu sich selbst.
Fast sechs Jahre lang haben Kirchen und Tourismus in SachsenAnhalt um den Begriff einer sich neu entwickelnden Lebensund Reiseform gerungen, bis 2006 das Begriffspaar „Spiritueller Tourismus“ herauskam. Er füllt die Bandbreite von einer traditionellen Reise zu einem Ziel („Heilige Wege und Orte“) bis zu einer geistigen Reise zu sich selbst (Sinn) oder/und zu Gott. Im Kern des Wortes verzahnen sich die Begriffe „Geist“, wobei die christliche Auslegung die Lebensausrichtung auf den Heiligen Geist meinte, und „Unterwegs sein“. Dieser Dualismus aus Heilig und Profan, Geist und Materie, Religion und Wirtschaft, Kirche und Welt bringt aber letztendlich den Inhalt dieser Reiseform auf den Punkt und macht auch seine Zukunftsfähigkeit aus.

Vieldeutigkeit des Spirituellen Tourismus als Handlungschance

Die Interpretationsvielfalt macht den Spirituellen Tourismus zu einem „Containerbegriff “ für verschiedene Tendenzen auf dem heutigen und künftigen Reisemarkt, die sonst schwer zu definieren und anzuwenden wären. Bislang wurden Formen des spirituellen Reisens, vor allem die Pilgerreise als älteste Form des Tourismus, unter dem Begriff des Religionstourismus zusammengefasst. Dieser auf religiöse Reisemotive beschränkte Begriff vernachlässigt aber den aktuellen Trend zur allgemeinen Sinnsuche und entpuppt sich damit als eher hinderlicher und begrenzender „Schubladenbegriff “. Während im Religionstourismus die (Volks-)Frömmigkeit, die Gemeinschaft und die Außengerichtetheit im Vordergrund stehen, sind es beim Spirituellen  Tourismus  heute eher die Gegenwelt zum Alltag und die Innengerichtetheit. Die Offenheit und Anwendbarkeit des Dachbegriffes Spiritueller Tourismus dokumentiert sich zunehmend in der Entwicklung des gesamten Reisemarktes. Während die Themen des spirituellen Reisens noch 2006 klar dem Kulturtourismus zuzuordnen waren, so haben sich zehn Jahre später die Angebote als Schnittmengen zu Kultur-, Natur-, Aktivoder Gesundheitstourismus weiter entfaltet. Im endkundenorientierten Tourismusmarketing hat dieser unemotionale „Terminus technicus“ jedoch nichts zu suchen; er fasst nur die Phänomene für die (Tourismus-) Wissenschaft und die (Tourismus-) Wirtschaft „back stage“ zusammen. Vorsicht ist ebenfalls geboten  bei der Überforderung des Begriffs. Mittlerweile ist der Spirituelle Tourismus zu einem Vehikel gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen geworden, bei denen es insgesamt um die Vermittlung von spirituellen und religiösen Inhalten mit anderen Methoden geht. Diese Gefahr birgt der Begriff selbst in sich, da er so weite Interpretationsmöglichkeiten zulässt. Damit öffnet er sich aber auch neuen, bisher kirchenfernen Zielgruppen. Davon ausgehend sind auch die künftigen wissenschaftlichen Verfahren zur Analyse des Spirituellen Reisens festgelegt. Nur in einem interdisziplinären Forschungsansatz zwischen Theologie und Tourismus, Soziologie und Ethnologie, Geographie und Medizin etc. lassen sich die Phänomene dieses zukunftsträchtigen Reisemarktes erschließen und beschreiben. Allein mit der Festlegung auf die Religionsgeographie sind die Fragen der Kunden jedenfalls nicht zu beantworten. Dies hat auch die erste große wissenschaftliche Tagung zum Thema gezeigt, die die Deutsche Gesellschaft für Tourismuswissenschaft 2009 unter dem Titel „Spiritualität und Tourismus. Perspektiven zu Wandern, Wellness und Pilgern“ in Eichstätt ausgerichtet hat. Tourismuswissenschaft und -wirtschaft haben das Potential des Spirituellen Tourismus bislang als nicht marktrelevantes Nischenthema noch vielfach unterschätzt; Theologie und Kirche stehen diesem neuen Reisetrend wegen seiner ökonomischen Ausrichtung und seinem breiteren, nicht nur auf die Religion ausgerichteten Ansatz eher skeptisch gegenüber. Beide könnten mit ihrer defensiven Haltung eine wichtige Handlungschance verpassen. Bayern wird dagegen seiner Vorreiterrolle im Deutschlandtourismus weiter gerecht: die Bayern Tourismus Marketing und die beiden christlichen Kirchen arbeiten noch enger zusammen und machen beide gemeinsam das Thema Spirituelles Reisen unter der Dachmarke „Stade Zeiten“ 2015 zum Thema des Bayerischen Tourismustages sowie 2016 zum Hauptthema der Internationalen Tourismusbörse Berlin.

Spiritualität auf dem künftigen Tourismus­markt

Während das Thema Spiritualität in anderen gesellschaftlichen Feldern nach und nach einen festen Platz einnimmt, wird spätestens mit dem Erfolg von Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ 2006 das Spirituelle Reisen auch in der Reisebranche nicht mehr als abstruses Randthema belächelt. Viele Wirtschaftszweige, auch die Reisebranche, reden von neuen, sinnorientierten Wachstumsmärkten, doch die faktenund analyseorientierte Aufarbeitung in der Tourismuswie in der Religionswissenschaft hinkt noch hinterher. Ob das spirituelle Reisen nun ein Nischenmarkt oder ein Megatrend werden wird, kommt nicht nur auf Analyse und Prognose an, sondern auch auf die Frage, wie der Markt inhaltlich und räumlich definiert wird. Gehört thematisch die „Wallfahrt“ zum Grab der „säkularen Heiligen“ Lady Diana in Althorp genauso dazu wie zum Grab des nun heiliggesprochenen Papstes Johannes Paul II. in Rom? Ist die künstliche Erlebniswelt Holyland Experience in Orlando ebenso Teil dieses Reisemarktes wie das authentische Stadtensemble um die Grabesbasilika des Heiligen Franziskus in Assisi? Wie setzen sich die 600 Millionen religionsbedingter Reisen mit 18 Milliarden Dollar geschätztem Umsatz jährlich, die die US-amerikanische World Religious Travel Association berechnet hat, zusammen? Haben alle 200 Millionen Pilger der unterschiedlichen Weltreligionen, die pro Jahr in Industrienationen wie Entwicklungsländern unterwegs sind, das gleiche Reisemotiv und lassen sich mit der gleichen Angebotsstrategie bedienen? Sind die bis 70 Millionen Hinduisten, die alle zwölf Jahre zur Kunbh Mela nach Allahabad strömen, mit in die Marktbeobachtung einzubeziehen, oder die 20 Millionen christlicher Pilger in der für Europäer fast unbekannten Wallfahrt zur Nuestra Senora de Guadalupe Hidalgo in Mexiko?
„Überall ist Wallfahrt“, so formuliert es 2007 der Volkskundler Helmut Eberhard. Da grundsätzlich wenig über den Markt des Spirituellen Tourismus bekannt ist, da die unterschiedlichen Weltreligionen und -regionen sehr unterschiedliche Angebotsund Nachfrageparameter bezüglich dieses Reisesegments besitzen, da esoterische Strömungen ebenfalls von der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung um die Sinnsuche profitieren und da der Markt des spirituellen Reisens sich in Kombination mit vielen anderen Spielarten des Tourismus am Rande und in den Zwischenräumen der Haupttrends entwickelt, ist eine Beschränkung sinnvoll. Die hier getroffenen Aussagen zum Spirituellen Tourismus sind deshalb auf Mitteleuropa und auf die christlichen Kirchen fokussiert, lassen sich aber teilweise auch auf andere Regionen und Religionen anwenden.
Der Megatrend der gesamtgesellschaftlichen Sinnsuche bricht sich auf den jetzigen und künftigen Markt des Spirituellen Tourismus immer weiter Bahn, ohne Rücksichtnahme auf die Defizite in Tourismuswissenschaft oder Pastoraltheologie. Der Hauptmarkt bleibt erstens immer noch verwoben mit dem Kulturtourismus, wo sich Kirchenbesichtigungen oder Klosterreisen finden, zweitens der mit Natur-, Aktivund Gesundheitstourismus gepaarte Bereich des Pilgerns und Wallfahrens, drittens die Pilgerund Studienreisen auf den Spuren des Apostels Paulus oder vor allem ins Heilige Land, viertens der Klosterurlaub, der einen Manager-, Fasten-, Exerzitienoder Stille-Schwerpunkt haben kann, und fünftens der Besuch religiös-historischer Stätten und Feste. Zunächst würde man denken, dass diese verästelten Phänomene nicht einem einzigen Nachfragemarkt zuzuordnen wären, doch warum sollte sich der Spirituelle Tourismus anders entwickeln als die Konsumgüterindustrie. Gerade die großen Konzerne machen sich bei gleichzeitiger Marktkonzentration seit Jahren Gedanken darüber, wie sie ihre geschmacklich und räumlich immer differenzierter und kleiner werdenden Spezialkundengruppen immer ausgefeilter und weltweit logistisch bedienen können. Die Nachfrager nach Spirituellem Tourismus werden also – wie in den anderen Reiseund Konsummärkten auch – hybrider, so dass sie nur mit sehr differenzierten Angebotsstrategien angesprochen werden können und müssen.

Gastgeberschaft als Kern des Spirituellen Tourismus

Auch der Markt des Kulturtourismus wächst in Deutschland in Zukunft erheblich, aber ebenfalls in neue Richtungen: wenn er auf Sinnsuche in Geschichte, Tradition oder Werten setzt. So stellt sich also die Frage, welche Schwerpunkte das Christentum als Anbieter in Gemeindewie Reisekirche über den Hebel des Spirituellen Tourismus setzen kann. Trotz Unkenrufen steht in Mitteleuropa das Christentum als gemeinsames kulturelles Orientierungssystem im Zentrum. Da dessen zweitausend Jahre alten Werte, Bräuche und Riten – man denke nur an die Feierund Heiligentage – auch unterbewusst unser tägliches Leben prägen und rhythmisieren, sind sie mehr als eine Alternative zu außereuropäischen Religionen. Entscheidend für das christliche Angebot scheint jedoch gerade heute der „Heilige Ort“ zu sein, der als authentischer Anziehungspunkt für Touristen des spirituellen wie kulturellen Reisens unabdingbar ist. „Kraftorte“ nennt der ökumenische Anbieter „Biblische Reisen“ diese neuralgischen Punkte, ohne die es keinen Spirituellen Tourismus geben kann. In Österreich firmieren die Angebote des Kloster-Verbundes „Klösterreich“ unter dem Slogan „Kraft tanken“ und in Deutschland die touristischen Ordensangebote aller Orden noch grundsätzlicher unter dem Titel „Atem holen“. Das sind die Antworten, die die Nachfrager von den „Heiligen Orten“ des Christentums wieder verstärkt abverlangen. Undauf der Anbieterseite schreibt  die Regel Benedikts von Nursia vom Anfang des sechsten Jahrhunderts für die „Aufnahme der Gäste“ in allen Benediktinerklöstern vor, was bereits das Evangelium verkündet hat und was die Zukunft der christlichen Kirchen ausmachen wird: „Alle Gäste, die zum Kloster kommen, werden wie Christus aufgenommen; denn er wird einst sprechen: ‚Ich war fremd, und ihr habt mich beherbergt.‘ Allen erweise man die ihnen gebührende Ehre.“ Hier scheint der Turnaround für die Zukunft der christlichen Kirchen und des christlich ausgeprägten Spirituellen Reisens zu liegen. Die Kirchen können einerseits weiter jammern, dass die Personalund Finanznot immer größer wird, dass die Kirchengemeinden aussterben oder sie immer größere und anonymere Dienstleistungsstrukturen bekommen. Aber jede Krise birgt andererseits neue, unerwartete Chancen in sich, wenn das Christentum seine zweitausendjährige Gastgeberschaft wieder ernst nimmt.
Die Kirche bleibt zumindest in Deutschland auch weiterhin „im Dorf“ und selbst in Ostdeutschland kämpfen kulturell verwurzelte Bewohner um die Erhaltung „ihrer“ Kirche, selbst dann, wenn es keine christlichen Vereinsmitglieder gibt. Es wird also keinen absoluten Weltuntergang geben, sondern eine christliche Weltveränderung. Momentan entwickeln sich Spiritualität und Spiritueller Tourismus zu einem wachsenden Markt, wozu auch die aus der Kirche ausgetretenen oder der Religion distanziert gegenüberstehenden Bewohner der Gemeinden gehören. Der evangelische Pfarrer Wolfgang Vorländer hat 2007 aus seiner praktischen Erfahrung vom „Geheimnis der Gastfreundschaft“ geschrieben und dass sich darin der alte und neue Kern der christlichen Kirchen und ihrer Botschaften befindet.
Die „religio potentialis“, von der auch der katholische Theologe Michael Zulehner 2002 spricht, also einer möglichen Religiosität, die sich überall in der Gesellschaft finden kann, trifft auch auf den Tourismus zu. Es ergibt sich aus den gesellschaftlichen Umwälzungen also ein klarer Auftrag an die Kirchen, dabei nicht etwas gut oder schlecht zu finden, sondern nur darum zu handeln oder abzuwarten. Ist die „Selbstsäkularisierung“, von der der damalige Ratsvorsitzende und Bischof Wolfgang Huber für seine Evangelische Kirche in Deutschland sprach, schon so weit fortgeschritten, dass die Kirchen die Wünsche der Menschen nicht mehr verstehen? Die „postsäkulare Gesellschaft“ des Philosophen Jürgen Habermas benötigt eine „spirituelle Bewirtung“, wie es der Beauftragte der Lutherdekade und evangelische Pfarrer Stefan Dorgerloh 2009 formulierte. Die Botschaft der Zukunft lautet also: die Tür der Kirchen real und inhaltlich weit auf für die Gäste öffnen, egal ob sie aus der Gemeinde oder aus der Fremde kommen. Und diese einfache und greifbare Antwort auf ihre Fragen erwarten die Mitteleuropäer von ihren christlichen Kirchen.

Touristische und spirituelle Qualität für alle Gäste

Nur wer den Kern des Produktes kennt, besitzt die Kompetenz, die Inhalte qualitativ hochwertig zu gestalten; und diese liegt für Spirituellen Tourismus bei den christlichen Kirchen. Die marktgerechte Gestaltung und äußere Qualität kann erst dann in Kooperation mit der Tourismuswirtschaft erfolgen, obwohl auch dort vieles im Argen liegt, was Qualität, Marktforschung und Kundenorientierung betrifft. Wie bei einer Pilgerstudienreise wird das Erlebnis nur perfekt, wenn geistliche Betreuung und touristische Organisation aufeinander abgestimmt sind und einen gleich hohen Qualitätsanspruch haben. Die Herausforderungen des Spirituellen Reisens für die christlichen Kirchen liegen darin, das Phänomen dieser Reiseform zu erkennen, zu verarbeiten und für das Christentum zu nutzen, der Beliebigkeit der spirituellen Strömungen definitive Wahrheiten und Werte des Christentums entgegenzusetzen, einen professionellen Aufund Umbau christlicher Themen in Angebote für Freizeit und Tourismus offensiv zu gestalten, also spirituellen Zeitgeist bewusst und aktiv zu christlichem Zeitgeist zu machen.
Von  Vorteil für die christlichen Kirchen sind beim Spirituellen Tourismus neben der urchristlichen Gastgeberschaft und der Jahrhunderte langen Ortsgebundenheit, von der aus sie mitten in Orten und Städten die Gäste empfangen können, die kulturellen und künstlerischen, rituellen   und   symbolischen Zeichen, die real und präsent aus dem Geist des Christentums entstanden sind. Aber die Kirchen müssen sich von Anfang an einbringen in die äußere und inhaltliche Gestaltung der spirituellen Angebote. Die Kirchen können und müssen durchaus unveränderliche Botschaften mit kundenorientierten Mitteln formulieren. Die breiten Zielgruppen des Spirituellen Reisens werden es zu schätzen wissen. Wenn am Anfang des 21. Jahrhunderts Weltjugendtage zu „geilen Events“ aus Sicht der Besucher werden, so hat die Kirche den Nerv der (Reise-)Zeit getroffen. Die Kirchen besitzen das spirituelle Original, allein die authentische Gastfreundschaft müssen sie noch einmal neu erlernen.
Ohne die christlichen Kirchen hat der Tourismus zum Beispiel 2009 den „Meditationsweg Ammergauer Alpen“ entwickelt und mit dem „Brennenden Herz“ von Aurelius Augustinus ausgeschildert, sogar die Internet-Seite „www.brennendes-herz.de“ benannt und unter das augustinische Motto gestellt: „Was du in anderen entzünden willst, muss in dir selbst brennen.“ Es mutet wie ein Affront, aber auch wie ein Appell an die Amtskirchen an: Lasst euch die Inhalte nicht aus der Hand nehmen. Auch nach dem Abstieg vom Mont Ventoux konnte Francesco Petrarca die Synthese seines bisherigen und künftigen Lebens nur in die Maxime des Augustinus kleiden: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir, o Gott.“ Wenn die Kirchen diese Antwort den suchend Reisenden sinnlich mit auf den Weg geben können, wäre Anbietern wie Nachfragern sehr geholfen. Das Original der christlichen Botschaft erscheint wie ein Versprechen auf Ganzheit und Echtheit und Unveränderlichkeit – ein letzter verlässlicher Baustein menschlicher Lebenswelt zwischen den Megatrends von Globalisierung, Digitalisierung und Mobilität, zu denen auch der Tourismus gehört.

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