Der Monatsspruch im Februar 2020

Oft fragen wir uns: Wer bin ich? Was bin ich wert? Was muss ich leisten, um den Wert zu halten: in Schule, Ausbildung und Studium, im Beruf und Umkreis von Familie und Freunden? Wo bin ich angesehen? Wo muss ich mich unterordnen und fremden Maßgaben folgen für eine gute Position?
Wir stehen im Blickfeld vieler Augen. Sie sichten prüfend unser Benehmen, wie wir uns kleiden, welche Sprache wir sprechen, mit wem wir Kontakte pflegen oder nicht. Oft ist die familiäre Herkunft, Religions- oder Kirchenzugehörigkeit maßgebend für das gesellschaftliche Image. Was sind unsere eigenen Maßstäbe im Leben? Oft richten wir uns danach, was im Lebensumfeld als gut und lebenswert gilt; vielleicht folgen wir schlicht den Vorschlägen derer, die viel zu sagen haben in der Öffentlichkeit. Inwiefern wissen wir uns trotzdem frei zu eigener Lebensgestaltung und darin akzeptiert?
In alten Kulturen waren die Menschen sehr gebunden an Herkunft, Stammeszugehörigkeit und Familie, an Besitz und Religion. Die Bedeutung der Person war damit festgelegt, ist es oft auch heute. Die Gesellschaft teilte sich in Reiche und Arme, Sklaven und Freie, Frau und Mann, folgenreich für die menschlichen Beziehungen, für Über- oder Unterordnung. Die Frage entschied, ob man Herr war oder Knecht. Als Vorbild solchen Denkens galt das Verhältnis zwischen Gott und Mensch: Gott ist der Herr der Welt, der Mensch hat sich ihm unterzuordnen.

Jesus lebte inmitten dieser Ordnung. Doch er hatte eine neue Gottesbeziehung, glaubte an den Vatergott, der alle Menschen bedingungslos liebt. In einfachen Worten verkündete er den Gott der Liebe, lebte es im Umgang mit Frauen, Kindern, Ausländern, Heiden und Verachteten beispielhaft vor, nahm dafür den Tod am Kreuz in Kauf.
Das prägte dann auch Paulus in seiner neuen Existenz als Christ, formte seine Vorstellung vom Leben in den Gemeinden. Die entstanden ja auf dem Boden griechisch-römischer Ordnung, wo Römer und Griechen als freie Bürger das Sagen hatten. Die Mehrzahl der Menschen war von ihren Rechtssatzungen abhängig, oft versklavt und ohne Anspruch auf eigenes Recht.
So lief es auch in der neu erbauten „römischen Kolonie“ Korinth. Hier lebten freigelassene Sklaven, die Kaiser Julius Caesar angesiedelt hatte. Sie pflegten ein neues Freiheitsbewusstsein, das sich von religiösen Ordnungen nichts diktieren lassen wollte. Das galt auch im Blick auf die Sklaven, die nun in ihren Besitztümern lebten und arbeiteten.
Dass der Apostel dann darauf drang, Christen sollten wie Juden die Gebote halten, rief leisen Widerspruch hervor. Erst recht erregte es Unwillen, dass er die Beziehungen zwischen Herren und Sklaven vom Geist Jesu her beurteilte, also relativ frei sehen konnte. Das rührte an die Grundfesten, die Basis des Lebens und Wirtschaftens in der Stadt. Hier konnte und durfte man nichts verändern. Das stellte ihre ganze Menschen- und Weltsicht in Frage.
Paulus ließ sich in seinem ersten Brief an die Gemeinde auf keine Diskussion ein. Er fragte: Was ist der Maßstab eures Lebens? Auf Christus seid ihr getauft. Eure Freiheit hat er mit seinem Blut erkauft. Das geht viel tiefer als das, was ihr römischen Größen verdankt. Der Gott Jesu Christi, der eine Maßstab, ist der Vater aller Menschen. Das bedeutet: Ihr müsst neu nachdenken über den Unterschied zwischen Herren und Sklaven, Einheimischen und Fremden, Reichen und Armen. Wenn euer Leben diesen neuen Horizont hat, behandelt bitte alle Menschen als Kinder Gottes, so wie Jesus es tat. Bleibt nicht in alten Denkmustern. Lasst konkret erkennen, wes Geistes Kinder ihr seid.
Das gilt mehr denn je auch für uns in einer Welt, die nach wie vor unterscheidet zwischen Klein und Groß, Reich und Arm, zwischen Hochachtung und Missachtung. Es geht um den neuen Geist Jesu auch in unserem Leben. Auf den kommt es an.

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