Der Monatsspruch im August 2008

Siehe, Kinder sind eine Gabe Gottes des HERRN, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.
Psalm 127,3

Noch immer machen wir keine Kinder, entgegen dem unbedachten Ausdruck und trotz den medizinischen Möglichkeiten. Keiner Mutter käme es in den Sinn, ihrem Neugeborenen zu sagen: Schau, ich habe dich gemacht; mir allein wirst du dein Leben verdanken. Vielmehr staunt sie darüber, dass dieses Wunder Mensch in ihrem Bauch gewachsen ist. Über jede Nacht ist es weitergewachsen, als gebe es der Herr im Schlaf. Dabei erinnert sich die Mutter sehr wohl, wie anstrengend die Geburt war. Als Mutter hat sie gewaltig gearbeitet. Das Gefühl der Eltern ist jedoch davon geprägt, dass sie ihr Kind bekommen haben, umsonst und ohne endgültigen Verdienst.
So werden sie es auch aufziehen. Vom ersten Tag an wird das Kind von ihnen wegwachsen, bis es selbstständig geht und auszieht. In diesem Wissen begleiten wir unsere Kinder, die Gott uns anvertraut hat. Daran denken wir bei der Taufe, zu der wir die Kinder bringen. Was man bringt, lässt man los; sonst hat man es nur mitgenommen.
Das ist die grundlegende Lebenshaltung im Alten Testament. Wie das Land Gabe Gottes und nicht menschliches Eigentum ist, so sind es auch die Kinder. Das Land wird bebaut, auf dem Land wird gebaut, damit Menschen und Tiere ein gutes Leben haben. Die Kinder werden erzogen nach der Absicht, die wir von Gott kennen. Wir Menschen sollen eine friedliche und gerechte Gemeinschaft bilden. Nicht zufällig haben die drei Begriffe „ben" (Sohn), „benot" (Töchter) und „bana" (bauen) dieselben Wurzelbuchstaben. Die Lebensgrundlage und das daraufhin ermöglichte Leben haben den gleichen Ursprung. Sie gehen auf den Schöpfer von Himmel und Erde zurück.

Der Monatsspruch ist einem der beiden Psalmen entnommen, die von oder für Salomo geschrieben sind. Kein König hat je so viel gebaut als Stadt-, Palast und Tempelbauer. Von keinem wird erzählt, dass er so viele Kinder hatte. Kein König hatte einen so überragenden Vorgänger-Vater, wie David es gewesen war. Haben die Psalmdichter an das tragische Leben seiner beiden Halbbrüder Absalom und Adonias gedacht? Oder haben sie bereits in Betracht gezogen, wie es unter den Kindern Salomos in Israel weitergegangen ist: Erbstreitigkeiten, Teilung des Landes mit den entsprechend furchtbaren Kriegen? Ist hier bereits die prophetische Kritik spürbar, die das Volk immer wieder daran erinnern wird, dass einzig Gott Herr über Land und Menschen, über Leben und Tod ist?

Wir leben von den Gaben Gottes. Von „Erbteil" ist genau genommen die Rede. Damit ist die Frage nach dem Woher immer schon beantwortet. Nicht von uns aus, sondern von Gott her erhalten wir unser Leben. Die Frage nach dem Wozu und Wohin beantworten wir mit der Verheißung des Gottes-Reiches. Auch dieses wird nicht allein unsere Konstruktion sein. Die Erfahrung, dass wir es ohne Gottes Hilfe nicht zustande bringen, ist alt genug.
Das entlastet zugleich. Unsere Sicherheitsdispositive aller Art sind nur relativ sicher. Gott ist nicht an sie gebunden. Er denkt und wirkt weit über sie hinaus. Und im Gegensatz zu ihnen hilft uns Gott umsonst, wie es der Liebe eigen ist.
Das befreit auch die kinderlosen Paare vom Gedanken einer Schuld oder Strafe. Gott gibt nicht als Lohn, und so versagt er uns Gaben auch nicht zur Strafe. Nichtgeben und Geben stehen in seinem großen Geheimnis. Glaube können wir verstehen als unsere vertrauende Offenheit diesem Geheimnis gegenüber.

Unsere Kinder werden uns überholen. Wir werden von ihnen abhängig sein. Es ist immer nur eine Frage der Zeit, bis die jüngere Generation für die ältere verantwortlich wird. Es ist gut, wenn sie uns dann nicht als Last empfindet. Alte Menschen bleiben Gottes Gaben, wie sie es als Kinder waren.

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