Kleinkinder lieben es, in der Natur unterwegs zu sein. Sie finden immer wieder interessante Stellen, die zum Verweilen einladen, und oft ist der Weg das eigentliche Ziel. Dabei sammeln sie häufig Materialien, die sie unbedingt mit in die Kita nehmen wollen. Meist sind es Stöcke, dicke Äste oder Steine. Als Transportmittel dient ein Boller- oder Kinderwagen, den die Fachkräfte immer dabeihaben. Zurück in der Kita tragen die Jüngsten ihre Fundstücke im Außenbereich zusammen und nutzen sie zum Spielen.
Herausforderungen zulassen
Zu Anfang diskutierte das Kita-Team aus Marl darüber, ob sich einige dieser Naturmaterialien überhaupt für unter Dreijährige eignen. Insbesondere die schweren Steine bergen auch eine gewisse Verletzungsgefahr, denn diese können den Kindern auf die Füße fallen oder bei Konflikten als Wurfgeschosse dienen. Trotzdem entschieden die Fachkräfte, das Spiel mit diesen Materialien zuzulassen, da es die Entwicklung der Jüngsten auf vielfältige Weise unterstützt. Allerdings ist es unerlässlich, gewisse Regeln dafür festzulegen. Diese Absprachen mit den Kindern trifft ein Kollege, der für das Außengelände verantwortlich ist. Die Jüngsten gehen ausgesprochen kooperativ miteinander um und unterstützen sich gegenseitig. Ob sie schwere Äste, Baumstämme oder Steine bewegen – durch gemeinsames Ziehen, Rollen oder Tragen mobilisieren sie ihre Kräfte, sind ständig in Bewegung und setzen Energie frei.
Platz für Kreativität & Fantasie
Für großflächiges Bauen, auch in die Höhe, sammeln die Fachkräfte für den Außenbereich Plastikkisten. Diese lassen sich gut stapeln und sind wetterbeständig, sodass sie im Freien gelagert werden können. Diese Kisten in Kombination mit den selbst gesammelten Naturmaterialien regen die Fantasie der Kinder zusätzlich an. Sie bauen damit ihre eigenen Spielgeräte, wie z.B. Autos oder Flugzeuge.
Außerdem gibt es ein abgetrenntes Beet, in dem die Mädchen und Jungen mit Spaten und Hacke in der Erde buddeln können. Was sie dabei finden, ist für sie spannend. Mal sind es schwarze Steine, Wurzeln oder plötzlich orangefarbener Sand.
Das Außengelände können die Jüngsten bei jedem Wetter nutzen. Voraussetzung dafür ist, dass sie immer den Wetterbedingungen entsprechend angepasste Kleidung tragen, d.h. Matschhosen, Stiefel und Wechselkleidung müssen stets vorhanden sein.
Die Kinder konzentrieren sich auf ihr Tun und werden dadurch entspannter, ausgeglichener und bauen mögliche Aggressionen ab. Das Spiel mit den gesammelten Materialien auf dem Außengelände unterstützt das Lernen der Jüngsten auf unterschiedliche Weise (s. INFO). Sie sind selbst aktiv, bewegen sich vielseitig, sammeln verschiedene Sinneserfahrungen, erleben intensive Emotionen und setzen sich konzentriert mit ihrer Umgebung auseinander.
INFO
Lernen im freien Spiel
Durch das intensive Spielangebot im Außengelände erwerben die Kinder zahlreiche Kompetenzen:
- Selbstbewusstsein & Unabhängigkeit
Wenn Kinder aus Alltagsmaterialien etwas Eigenes erschaffen, erleben sie ein Gefühl der Erfüllung und des Stolzes. Sie erfahren, dass sie mit ihren eigenen Händen etwas gestalten können, das stärkt ihr Selbstvertrauen.
- Kreativität & Fantasie
Die Jüngsten lernen, Alltagsgegenstände auf neue, kreative Weise zu nutzen. Aus einer Kiste wird ein Auto, eine Burg oder ein Haus. Das regt die Fantasie an und gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Ideen frei umzusetzen.
- Soziale & kognitive Kompetenzen
Wenn Kinder gemeinsam bauen und konstruieren, entwickeln sie soziale Fähigkeiten, indem sie kooperativ zusammenarbeiten, Ideen austauschen und Kompromisse finden. Sie planen, überlegen und treffen Entscheidungen. Sie lernen, wie verschiedene Materialien zusammenpassen und wie sie ihre Ideen in die Realität umsetzen können. Dies fördert das logische Denken und das räumliche Vorstellungsvermögen.
- Problemlösungsfähigkeit
Die Mädchen und Jungen lernen, durch Ausprobieren und Tüfteln Lösungen zu finden. Wenn sie beim Bauen auf Schwierigkeiten stoßen, wie z.B. eine wacklige Konstruktion, dann suchen sie nach Möglichkeiten, diese zu stabilisieren. Das stärkt ihre Fähigkeit, Probleme selbstständig zu lösen.
- Bewegungssicherheit Das Spiel in der Natur erhöht die Motivation, sich zu bewegen. Durch variantenreiche Aktivitäten mit den gesammelten Materialien erlangen die Kinder Körperkontrolle. Sie gewinnen Bewegungssicherheit durch unebene Böden, Hindernisse und vielfältige Tasterfahrungen, trainieren das Gleichgewicht und die Koordination von Muskeln und Sinnen. Bewegungssicherheit und die Erfahrung der eigenen Körpergrenzen stärken ihr Selbstvertrauen.
- Selbstbildungspotenziale Die Jüngsten setzen sich kreativ mit ihren Spielergebnissen auseinander und erweitern ihr Wissen über sich und die Welt. Die innere Verbundenheit mit den Inhalten macht die Lernerfahrungen nachhaltig und ist persönlichkeitsbildend.