ErziehungsberatungElternkurse im Vergleich

Kindererziehung ist keine einfache Sache, die man mal schnell nebenbei machen kann. Das merken auch immer mehr Eltern und sind mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. In fast jeder Stadt gibt es mittlerweile Einrichtungen, die Eltern bei der Erziehung unterstützen.

Erziehungsberatung: Elternkurse im Vergleich
© pixabay

Kinder machen ist nicht schwer - Kinder haben umso mehr! Dieser humorvolle Spruch, den Eltern ihren pubertierenden Söhnen und Töchtern gerne als Lebensweisheit mit auf den Weg geben, scheint heutzutage in Deutschland wahrer denn je zu sein: Immer mehr Familien sind mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Die Ursachen sind vielfältig: eine hohe Scheidungsrate, fehlende Vorbilder, überzogene Erwartungen an die perfekte Familie und das pflegeleichte Wunschkind oder die Doppelbelastung von Beruf und Familie. Hinzu kommen Erfolgsdruck und hohe Leistungsanforderungen, gedämpfte Zukunftsaussichten oder finanzielle Sorgen. Wenn Eltern überlastet sind oder mit ihren eigenen Unsicherheiten zu kämpfen haben, wirkt sich dies fast immer negativ auf das Verhältnis zu ihren Kindern aus. Oft verstricken sie sich in einen Teufelskreis aus Schuldzuweisungen und Pessimismus. Die Kinder spüren sehr deutlich, wenn Vater oder Mutter ihre Elternrolle verlassen und statt dessen hilflos schreien, strafen oder mit Liebesentzug und innerem Rückzug reagieren.

Einen Ausweg aus der Krise versprechen professionelle Helfer in Beratungsstellen, die einen wachsenden Zulauf haben und von Familien aller sozialen Schichten genutzt werden. Als Antwort auf die Verschärfung der Erziehungssituationen und mit Inkrafttreten des Paragraphen 1631 BGB, der eine entwürdigende und gewalttätige Erziehung von Kindern verbietet, haben sich verschiedene Modelle von Elternkursen herausgebildet, die Familien mit Kindern zwischen null und 18 Jahren konkrete Hilfen für den Alltag an die Hand geben. Unter qualifizierter Anleitung reflektieren Eltern ihren Erziehungsstil und entwickeln im Austausch mit anderen neue Handlungsstrategien für ein harmonisches Zusammenleben in der Familie. Die bekanntesten Elternkurse möchten wir Ihnen hier kurz vorstellen:

Triple P (positive parenting programm STEP (Systematic Training for Effective Parenting) Starke Eltern - starke Kinder
Ziel des Kurses Eltern sollen mehr Sicherheit in der Erziehung bekommen, Erziehungskrisen zügig angehen und klare Grenzen setzen lernen. Ziel ist ein kooperatives und stressfreies Zusammenleben in der Familie und der Aufbau einer tragfähigen Beziehung zu den Kindern. Die Erziehungsstärke der Eltern soll unerstützt werden, Eltern und Kinder sollen voneinander lernen und vorhandene Ressourcen nutzen, die Kommunikationsfähigkeit in der Familie soll verbessert werden.
Altersspanne der Kinder zwei bis 12 Jahre, extra Kurse für Pubertät null bis 18 Jahre in drei unterschiedlichen Kursen null bis 18 Jahre
Was wird vermittelt? Vermittelt wird, dass Kinder eine klare Sprache und konkrete Anweisungen brauchen, erwünschtes Verhalten soll gelobt, unerwünschtes sanktioniert werden, Erziehungsrituale werden eingeübt. Eltern lernen neue Sichtweisen auf das Fehlverhalten und die Motive ihrer Kinder, Selbstreflexion führt zu neuen Verhaltensweisen, Kinder werden am Lösungsprozess beteiligt, Eltern lernen klare Grenzen setzen. Entwicklungsfördernde Faktoren wie Zuwendung, Achtung und Koopertion werden aufgebaut, entwicklungshemmende Faktoren wie Züchtigung oder missachtende Verhaltens-
weisen werden abgebaut.
Wie wird es vermittelt? in Gruppensitzungen und Telefonaten in Gruppen, Rollenspielen und Wochenaufgaben in Gruppen mit gesprächs- und familientherapeutischen Methoden
Erziehungskonzept im Hintergrund liebevolle Elternkindbeziehung ist Grundlage, Eltern sind dominant, geben den Ton an und machen klare Verhaltensanweisungen demokratisches Erziehungskonzept in einem systematischen Programm kommunikationtheoretische und systemische Konzepte
Wer hat das Programm entwickelt? Universität von Queensland in Australien stammt aus den USA der Deutsche Kinderschutzbund
Erfolgs-
studien
Triple P. wurde international wissenschaftlich begleitet und analysiert und für gut befunden. Kritik: rigide Methoden wie "Stiller Stuhl" oder Auszeit fürs Kind Prof. Dr. K. Hurrelmann leitet die wissen-schaftliche Evaluation in Deutschland; in den USA gibt es zahlreiche Studien. Der Kinderschutzbund begleitet das Konzept, die Fachhochschule Köln hat den Kurs untersucht. Fazit: Das Familienklima bessert sich, Folgekurs wäre wünschenswert
Ausbildung der Kursleiter spezielle Triple P.-Ausbildung spezielle STEP-Ausbildung vom Kinderschutzbund ausgebildete Kursleiter
Dauer und Kosten des Kurses vier Gruppentreffen plus vier individuelle Telefonate, von 0 bis ca. 300 € 20 Stunden in 10 Wochen, 190 € / 300 € für Elternpaare 12 Abende, evtl. auch Wochenende, zwischen 20 und 40 € pro Person
Buchtipps C. Markie-Dadda u.a.: Das Triple P-Eltern-arbeitsbuch Don. Sen. Dinkmeyer u.a.: STEP - das Elternbuch Sigrid Tschöpe-Scheffler: Elternkurse auf dem Prüfstand
Gordon KESS (kooperativ, ermutigend, sozial, situationsorientiert) Erziehungsführerschein
Ziel des Kurses Eltern bekommen Einsichten und Fertigkeiten vermittelt, um verantwortlich Kinder zu erziehen und gesunde Familienbeziehungen herstellen zu können. Eltern sollen Konfliktsituationen entschärfen und Probleme gemeinsam lösen lernen. Der Umgang mit Fehlverhalten und die Achtung der sozialen Grundbedürfnisse von Kindern und Eltern werden geübt. Vermittlung von demokratischen Grundwerten, Weltoffenheit und Toleranz. Eltern werden in ihrem Umgang mit Kindern ermutigt, gestärkt und gestützt. Vorbeugendes Training
Alters-
spanne der Kinder
zwei bis 18 Jahre ab zwei Jahren von eins bis 10
Was wird vermittelt? Kooperativer Erziehungsstil, keine logischen Konsequenzen, vermittelt werden Alternativen zu Disziplinierungs und Bestrafungsmaßnahmen, eingeübt werden Kommunikationstechniken. Respekt vor dem Kind, Kooperation, Achtung der sozialen Grundbedürfnisse, situationsorientiertes Handeln, positive Eigenschaften des Kindes stehen im Vordergrund Eltern sollen sich ihrer Vorbildfunktion bewusst werden, die Kinder lieben und wertschätzen. Sie lernen eine Verbindung zwischen ihren eigenen Kindheitserfahrungen und ihrer aktuellen Erziehung herzustellen.
Wie wird es vermittelt? in Gruppen-treffen in Gruppentreffen mit Vorträgen, Übungen und Reflexionen, mit maximal 12 Teilnehmern in Gruppentreffen mit Rollenspielen, Malen, Pantomime oder Kleingruppenarbeit, Selbstreflexion und Selbsterfahrung
Erziehungskonzept im Hintergrund präventives, verhaltenspsychologisch orientiertes Gordon-Training Individualpsychologie nach Alfred Adler, Anwendung durch Rudolf Dreikus Begründer sind eine Psychologin und ein Psychotherapeut
Wer hat das Programm entwickelt? Dr. Thomas Gordon Katholisches Bildungswerk Diakonische Akademie Deutschland, Jürgen Steckel und A. Klein-Heßling
Erfolgsstudien Mehr als 60 unabhängige Studien aus unterschiedlichen Ländern belegen den positiven Effekt des Familientrainings. nicht bekannt nicht bekannt
Ausbildung der Kursleiter speziell ausgebildete Experten geschulte Fachleute eigene Trainer, die in drei Phasen über anderthalb Jahre ausgebildet werden
Dauer und Kosten des Kurses 30 Stunden, wahlweise ganztägige oder auf 10 Sitzungen verteilt, 80 bis 300 € fünf mal zwei Stunden, 25 bis 100 € 10 Doppel-stunden, soll kostenfrei angeboten werden, bisher 90 €
Buchtipps Dr. Thomas Gordon: Die neue Familienkonferenz Kess erziehen. Der Elternkurs Sigrid Tschöpe-Scheffler: Elternkurse auf dem Prüfstand

Elternkurse sind jedoch bei weitem nicht nur für Familien gedacht, die schon in einer Krise stecken. Ein Kind, oder auch mehrere Kinder, können eine kleine Familie stark beanspruchten. Trotzphasen, aggressives Verhalten, Geschwisterstreit, Schulsorgen oder die Pubertät stellen alle Eltern immer wieder vor offene Fragen. Wenn der Austausch mit Gleichgesinnten fehlt sind Elternkurse eine wunderbare Möglichkeit, sein eigenes Erziehungsverhalten zu überprüfen und sich für schwierige Situationen konkrete Hilfestellungen zu holen. Über das Angebot an Elternkursen vor Ort informiert man sich am besten in Schulen oder Kindergärten. Auch das Jugendamt hat meist eine Liste, die man auf Anruf erhält. Große Träger wie die Caritas, die Diakonie, die AWO oder der Kinderschutzbund bieten in vielen Gemeinden Elternkurse an.

Informationen im Internet finden Sie unter: www.triplep.de www.instep-online.de www.starkeeltern-starkekinder.de www.gordonmodell.org www.kess-erziehen.de oder www.erziehungsführerschein.de

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