Drei Leitern rauf, eine Rutsche nach unten

Für das Leiten einer Kita gibt es so manche Metapher. Beliebt ist das Hamsterrad. Aber wie wäre der Vergleich mit einem Brettspiel? Das läuft nie gleich ab, denn das Ziel wird mal direkt und schnell, mal auf Umwegen und mit Rückschlägen erreicht.

Kennt ihr das Gesellschaftsspiel, bei dem man je nach Feld mal ein paar Leitern nach oben klettern darf oder auf einer Rutsche wieder nach unten schlittert, bis man irgendwann endlich am Ziel ankommt? Bei unseren Kindern ist das Spiel äußerst beliebt. Manchmal kommt mir mein Leitungsalltag ganz genauso vor wie dieses Spiel – das Kita-LeiterSpiel sozusagen.

Morgens um 8 Uhr lege ich gut gelaunt auf dem Startfeld los und darf auch sofort schon ein paar Leitern nach oben nehmen. Meine Guten-Morgen-Runde durch die Kita motiviert mich meist so sehr, dass ich direkt noch eine Leiter aufwärts rücken darf. Als das Telefon mehrmals klingelt und sich zwei Teammitglieder krankmelden, ist meine Glückssträhne erst einmal vorbei. Ich stürze wieder vier Rutschen ab, muss den Dienstplan neu schreiben und die Woche umplanen. Anschließend geht es auf dem Spielbrett aber wieder gut voran, denn ich arbeite meine Todo-Liste ab. Weil ich Familien, die schon lange darauf warten, endlich einen Betreuungsplatz anbieten kann, darf ich gleich fünf Leitern nach oben. Das fühlt sich richtig gut an.

Aber dann – oh nein – klingelt das Telefon schon wieder. Der Träger wünscht umgehend eine Kostenaufstellung für unser geplantes Projekt. Meine Tagesplanung wird jäh unterbrochen und es geht für mich doch wieder zwei Rutschen nach unten. Der Auftrag ist zum Glück schnell erledigt. Und was hatte ich vorher noch gemacht? Keine Ahnung, aber jetzt ist sowieso erst mal Mittagspause – das bedeutet: einmal aussetzen.

So läuft mein Kita-Tag weiter und ich komme auf dem Spielfeld gut voran: Ich reiche Rechnungen ein, koordiniere das Team, schreibe einen Elternbrief. Wenn der Tag so gut weitergeht, komme ich dem Zielfeld schon ganz nahe. Doch da fordert eine Familie plötzlich ein Elterngespräch ein. Das wirft mich in meiner Tagesplanung sofort um drei Rutschen zurück, weil ich mir mal wieder – wer weiß was – für Gedanken mache und alles perfekt vorbereiten will. Trotzdem kann ich danach frohen Mutes wieder ein paar Leitern nach oben ersteigen. Denn eine Kollegin unterstützt mich bei der Vorbereitung des Gesprächs, sodass ich gar nicht mehr so nervös bin. Schließlich naht der Feierabend und das Ende des Kita-Tages ist in Sicht. Nur noch drei Leitern, dann nur noch zwei. Jetzt aber bloß nicht mehr die E-Mails checken! Geschafft. Ach ja, was ich gerne mal vergesse: Nach jedem Feierabend rutsche ich direkt wieder auf das Startfeld zurück. Denn morgen beginnt alles wieder von vorn, wenn andere Herausforderungen auf mich warten, die es jeden Tag neu zu meistern gilt.

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