#3 Von Abschieden, Trauer und Veränderungen: Gefühle im Kita-Alltag wahrnehmen und begleiten

Mit Kindern über Erinnerungen sprechen: Was war prägend, welche Gefühle sind damit verbunden? Patrick berichtet von einem Abschied aus der Kita, der auch ihn sehr berührt hat. Das führt zu einem Gespräch über Gefühle: Wie begleiten wir Kinder in verschiedenen Gefühlslagen? Was löst das bei Fachkräften aus? Und: was ist uns eigentlich aus unserer eigenen Kindergarten-Zeit in Erinnerung geblieben?

Von Abschieden, Trauer und Veränderungen: Gefühle im Kita-Alltag wahrnehmen und begleiten

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Transkript

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Intro: Hallo und herzlich Willkommen zu heute im Kindergarten, dem Podcast von Kindergarten heute. Hier erwarten Euch kleine und große pädagogische Happen, perfekt zu genießen auf dem Weg zur Arbeit oder in der Mittagspause ich bin Karen, Redakteurin beim Fachmagazin Kindergarten heute und mir gegenüber sitzt Patrick, Erzieher im Ü 3 Bereich. Wir wollen mit euch über all das sprechen, was die Fachwelt, die pädagogische Praxis, die Redaktion und natürlich uns selbst bewegen.

Karen: Ja hallo zusammen, hier sind wir wieder, Patrick und ich. Für eine neue Folge von heute im Kindergarten. Hi Patrick, schön, dass du da bist.

Patrick: Hallo, schönen guten Tag.

Karen: Schönen guten Tag oder fast eher Abend, an dem wir das aufnehmen und ich dachte, ich frage dich jetzt einfach mal frei heraus, weil es mich interessiert und auch euch Leute da draußen wahrscheinlich interessiert: Was ist so bei dir passiert im Kindergarten, magst du uns mal was davon erzählen?

Patrick: Ja, gerne. Ja, die letzten Tage waren so ein bisschen von Erinnerungskultur geprägt. Zwei Kinder haben Abschied gefeiert bei uns in der Kita, die ziehen weg. Und dann haben wir mit den Eltern, mit den Erzieherinnen, mit den Kindern ganz viel über Erinnerungen gesprochen, was die Kinder so erlebt haben. Wir haben noch mal das Portfolio auf Vordermann gebracht, noch mal ein paar Fotos mit reingeklebt. Und haben da ganz viel miteinander gesprochen. Und das war für mich so ein ganz schöner Moment, einfach. So reflektieren und den Kindern den Raum zu geben, zu überlegen, was ist eigentlich in den letzten Jahren so passiert. Ich habe beide schon begleitet, seit sie in die Krippe, in die in den Kleinkindbereich gekommen sind, einen habe ich davon selbst eingewöhnt und ja, jetzt sind sie so drei vier Jahre alt gewesen oder sinds immer noch.

Karen: Beim Abschied jetzt sind sie so alt gewesen.

Patrick: Genau beim Abschied waren sie jetzt so alt und es war so eine schöne Zeit mit den beiden. Und dann noch mal so ein bisschen, also mit allen Kindern ist es natürlich immer eine ganz tolle Zeit, so. Aber das haben wir so ein bisschen als Anlass einfach genommen so zu überlegen, was war damals so? Ich hab nochmal so n Brief geschrieben, wo ich von der Eingewöhnung bisschen erzählt hatte, wie ich die so kennengelernt habe, wie sie in die Kita reingekommen sind, was sie für Erfahrungen gesammelt haben, wobei ich sie begleiten und beobachten durfte, wo ich ihnen vielleicht auch n bisschen helfen konnte, sich weiterzuentwickeln, und das war für mich n ganz schöner Prozess und ich hab gemerkt, dass ich dann diese Portfolios mit den Kindern auch noch mal gemeinsam angeschaut hab am letzten Tag, dass ich für die Kinder auch total wichtig war. Und so saßen wir bestimmt ne Stunde im Garten draußen, haben die Portfolios angeschaut und dann hab ich noch aufgeschrieben, was die Kinder denn dazu gesagt haben, welche Erinnerungen noch mal hochgekommen sind, welche Freunde sie genannt haben, zum Beispiel auch, und hab ihnen das dann quasi als Geschenk zur Verfügung gestellt, dass sie das mit nach Hause nehmen können. Und ja, da habe ich auch für mich wieder so gemerkt, wie wichtig es eigentlich ist, auch Dokumentationen zu machen, noch mal. Man denkt sich immer so, ah ja, wir haben viel zu wenig Zeit und da musst du jetzt irgendwie noch schnell was hinklatschen so, aber wenn man das wirklich ernst nimmt, diese Portfolios und ja, die mit den Kindern betrachtet, zusammen gestaltet und dann in diesen Erinnerungen blättert, dass das ganz, ganz viel ausmacht und dass die Kinder sich wahnsinnig drüber freuen und als die Eltern das dann gesehen haben, den Ordner, den sie dann eben mit nach Hause genommen haben, haben die auch ja zu weinen fast angefangen so und waren ganz gerührt. Und nehmen eben diesen Teil, den sie hier in der Kita erlebt haben, mit in ihre neue Umgebung, wo sich eben so vieles verändert. Neuer Job, neue Kita, neue Umgebung und dann ist da aber noch so bisschen Erinnerung und bisschen Heimat. Genau das fand ich irgendwie sehr schön. Das hat mich sehr berührt, ja.

Karen: Mhm, richtig schön auch, wie du das erzählst. Also wie du es erzählt und erzählst und was du erzählst und auch mit den Kindern natürlich das noch mal zu zu rekapitulieren, weil gerade Eingewöhnung, also erstens was mir auch gerade am Anfang dazu eingefallen ist. Ich finde trotzdem, wenn ein Kind eingewöhnt hast, dann ist es noch mal anders, als wenn du mit einem Kind halt immer Zeit verbringst. Deswegen so das, was du am Anfang gemeint hast, war so ne schöne Zeit mit den Kindern. Ja klar, durch die Eingewöhnung habt ihr ja auch irgendwie so ne besondere Beziehung dann auch noch mal aufgebaut, anders als zu anderen Kindern, die eh schon in der Gruppe sind und ja, eben spannend für die Kinder das dann noch mal so zu merken oder auch darüber zu sprechen, ja was was war denn eigentlich vor 2 Jahren oder wann auch immer das ältere oder auch jüngere Kind ich mein, wenn die nur ein Jahr auseinander sind und wie hab ich das so erlebt, kam es dann auch so von den Kindern, dass sie? Also gut, klar, das Portfolio war dann der der Anlass, dann auch über eigene Erinnerungen zu sprechen. Also weißt du, so, Ah Patrick, weißt du noch, oder wie war das damals, als ich kam? Also was kam da so von den von den Kindern dann vielleicht auch als eigener Impuls?

Patrick: Also zum einen war für die beide naja eher für den Älteren die Sache, dass er schon mehr realisiert hat, was jetzt passieren wird, so. Der Jüngere ist vor kurzem 3 Jahre alt geworden, der kriegt natürlich schon auch ein bisschen was mit, so, ja klar, aber was das eben so bedeutet, eben wegzuziehen, und dann nicht mehr hier in Berlin zu sein, das ist dem Älteren schon sehr viel bewusster gewesen und von dem her war das sehr unterschiedlich, wie sie das eben wahrgenommen haben, was sie dann eben so gesagt haben. Und wie wichtig dieses Thema ist für den Älteren ist das schon ein bisschen endgültig. Der hat schon ein bisschen mehr Erfahrung soweit gesammelt gehabt und hat auch selber schon erlebt, dass eine Freundin weggezogen ist zum Beispiel und die er auch lange vermisst hat und das hat dann eben so realisiert, dass seine eigenen Freundschaften jetzt auch ja dann Abbruch finden in einer gewissen Art und Weise. Und ne Familie, die auch schön eingebunden war so in den Familienkontext. Es gab so n Grüppchen, dass sich da gebildet hat, die haben Geburtstage zusammen gefeiert, haben zusammen einfach viel Zeit auch privat verbracht und da hat man einfach gemerkt, dass es bei ihm schon angekommen ist. Und ich hab dann immer mal wieder so n bisschen versucht so reinzugehen, um ihn eben in diesem Prozess zu unterstützen und zu sagen, Ach na ja, bald geht es in die neue Kita, bald gibt es hier n Abschied. Was möchtest du denn noch machen? Zum Beispiel in deinen letzten Tagen bei uns in der Kita, was hast du vor, was willst du noch spielen? Ja, was wie möchtest du deine Zeit einfach noch so verbringen? Hier also, dass man das so ein bisschen bewusster mit angeht und für den Jüngeren war es einfach nur der hat gespielt bis er dann einfach abgeholt war und er hat sich dann gewundert warum die Erwachsenen so n bisschen traurig sind.

Karen: Ja und vielleicht auch, warum sein Bruder irgendwie da so anders ist oder vielleicht drüber spricht, ja.

Patrick: Also das fand ich ganz spannend zu sehen, was es eben mit ihm gemacht hat, weil er dann einfach kuscheliger geworden ist und sich mehr zu mir dann noch mal gesetzt hat oder dann ja einfach mehr Kontakt gesucht hatte und man ihm dann schon angemerkt hat, einfach okay er hat realisiert, dass sich da jetzt eben was verändert, dass die Zeit sich langsam dem Ende neigt und dann hab ich eben von mir aus immer wieder Erinnerungen angesprochen, zum Beispiel so, ach, weißt du noch, als dein Bruder damals zum ersten Mal in die Kita gekommen ist, da hast du dich total gefreut drauf, da habt ihr schön zusammen gespielt. Was dann eben so los war. Und dann eben mit den Bildern, die wir eben gemacht haben, fortlaufend einfach. Ach Mensch, du bist damals im Kleinkindbereich angekommen, dann haben wir das und das erlebt, dann ist ne Kollegin schwanger geworden, so die da noch in diesem Portfolio mit drin war. Also da haben wir dann eben drüber gesprochen, welche Leute so waren hier in der Kita eben auch ne gute Freundin von ihnen, die dann eben gegangen war, mal da auch immer wieder benannt und gesagt, Ach Mensch, die ist nicht mehr da, die war beim Geburtstag da zum Beispiel also ne schöne Sache, einfach dass da ganz viele Sachen hochgekommen sind und ich dann von mir ein bisschen erzählt hab, aber er dann eben auch von sich ganz bewusst erzählt hatte. Wenn wir Fotos gemeinsam angeschaut hatten. Ach was ist da passiert, was haben wir da gemacht und aus seiner Perspektive einfach auch erzählt hat genau, und das war in dem Moment, den ich dann auch aufgeschrieben habe, was denn von seiner Seite aus kam, ohne dass ich da jetzt irgendwie sage, Ach Mensch, guck mal, was ist denn jetzt auf diesem Foto drauf? Sondern, dass er von sich aus auch überlegt hat, was möcht ich gerade sagen, was möchte ich da teilen ja.

Karen: Voll schön auch wie du sagst, gemeinsam. Also klar, was möchtest du noch machen und gemeinsam gestalten? Also so wie wir eigentlich ja auch jetzt unseren Abschied gestalten würden, wenn oder wenn wir irgendwas verlassen ne, also was heißt wir, ich sage wir wir als Erwachsene und genauso kann man das für die Kinder natürlich auch gestalten und das sollte man.

Patrick: Ja, ist ja schon ein großer Schritt im Allgemeinen ne. Also es gibt ja die Transitionen von zu Hause in die Kita, von Kleinkindbereich in den Elementarbereich zum Beispiel. Oder wenn man die ja Kinder, die im Jahr vorm Schuleintritt sind, dann eben in die Schule gehen. Das sind so diese, diese großen Übergänge.

Karen: Ja.

Patrick: Die gut begleitet werden müssen. So und. Genau, indem man es einfach zum Thema macht, indem man drüber spricht, ohne wie gesagt zu überdramatisieren, ja. Also sagt Ach Mensch, schade sind wir alle traurig und wie doof wird das denn sein? Dann bist du nicht mehr bei uns so. Na gut, so kann man natürlich mit umgehen, oder sagen, Hey, klar, es ist schade, schade wirklich, bin auch traurig, das macht mich traurig, dass ihr geht, aber es wartet auch was Neues auf dich, da wird wir wünschen dir zum Beispiel, dass du neue Freunde findest, dass du gut ankommst, dass du weiterhin so fröhlich bleibst und dass man einfach klar es anerkennt, dass eben n Wechsel jetzt, n Abbruch an Beziehungen einfach da ist, da wollen wir uns auch nichts vormachen. Aber dass man auch den Fokus drauf lenkt, so okay was gewinne ich auch dadurch. Was wird vielleicht auf einen warten, so wie sieht die Umgebung aus? Worauf kann man sich da freuen und man da einfach schon bewusst und realistisch damit umgeht, ohne jetzt irgendwie was zu verschweigen. Oder was jetzt übertrieben schön zu reden oder eben übertrieben, in diese Emotion reinzugehen, so von mir als Erwachsener.

Aber es hat mich schon getroffen. Also ich mag (…) Ne wenn man die Familie so lange begleitet und die Erfahrung einfach miteinander teilt und damit und dann genau hat man so ein bisschen Zeit, sich darauf vorzubereiten. OK, man weiß die Kündigung is raus, das wird jetzt demnächst so sein, aber wenn es dann wirklich so ist, dann ist immer noch mal so ein bisschen, also genau, ich hatte jetzt glaube ich noch keinen Abschied, wo ich jetzt gesagt habe, Ach Mensch da hab ich mich jetzt richtig gefreut, dass dieses Kind jetzt endlich den neuen Schritt geht so, und das ist tatsächlich so, dass ich da bei vielen Kindern mit egal welchen Erfahrungen man miteinander sammelt und teilt. Dass mich das schon auch immer traurig macht. Ja genau aber ich mich auch freue drüber für die Kinder, weil sie einfach dann in die Schule kommen, weil sie dann einfach ja neue Schritte, neue Erfahrungen sammeln. Ja, genau.

Karen: Das ist schon auch immer verrückt. Wieviel Veränderung oder Abschied tatsächlich also Kinder und natürlich auch die Fachkräfte in Kitas mitbekommen, also weil wie du sagst, also so n Kind bekommt mit, Ah, wir ziehen jetzt um und vielleicht haben die Eltern auch Sorge, dass es das gar nicht schafft. Dabei hat das Kind also außer es ist vielleicht ein Jahr alt, aber wenn es schon länger in der Einrichtung ist, selber eigentlich schon voll viele Veränderungen und Abschiede mitbekommen, sei es von den älteren Kindern, die in die Schule kommen oder die eigene Transition innerhalb der Einrichtung. Oder irgendwie Kinder ziehen weg. Und irgendwie kann man das deswegen voll schön, wie du das beschrieben hast, kann man das ja Kindern auch zutrauen, so also auch traurige, also dann darüber zu sprechen, dass es traurig ist und dass sie das aber schaffen können und sie das ja aber auch schon von anderen mitbekommen haben und gleichzeitig wir Fachkräfte ja auch, wie du sagst, das ja auch voll oft mitbekommen und wieviel Abschiede man eigentlich feiert oder aushalten muss. So wieviel Menschen man also also Kinder in dem Fall aber oft, so sei es jetzt Personalfluktuation, auch erwachsene Menschen und liebgewonnene Kolleg:innen irgendwie ziehen lassen muss, ist eigentlich verrückt. Irgendwie ist es fast komprimierter als jetzt so andere. In anderen Lebensbereichen. Oder kommt mir das einfach gerade nur so vor, weil wir da jetzt so intensiv drüber gesprochen haben?

Patrick: Ich glaube, Fluktuation gibt es überall. In jedem Bereich. Aber ich glaube, dass es schon so ist, dass man gerade im sozialen Bereich oder wenn man mit Kindern zusammenarbeitet, Abschiede und solche Marker mehr feiert. Also sei es jetzt die Verabschiedung für die Kinder, wenn sie in die Schule kommen, dass man sich da mal zu so einem Picknick zusammentrifft, bevor sie gehen oder so. Oder wenn ein Kind geht, dass man dann den Abschied gemeinsam feiert, dass man da das thematisiert miteinander. Ich glaub, das ist ja wie gesagt, wie du auch sagst, es sind schon viele Abschiede die da gefeiert werden viele Prozesse, Kinder werden älter, es verändert sich, sie werden größer, sie werden reifer, sie gehen, dann passiert das n Tier stirbt oder so ein Haustier. Heute hat auch ein Kind erzählt ja, mein Opa ist gestern gestorben. Dann meinte n anderer Junge direkt daneben, so beim Mittagessen, naja das ist ja witzig, ist ja lustig, ich hab meinen Opa gestern noch gesehen.

Und das ist für die Kinder natürlich, je nachdem wie alt sie sind, ist es natürlich sehr unterschiedlich, wie die Abschiedeprozesse eben einfach wahrnehmen. Also für den einen. Jungen war das dann so, Ach ja, naja der ist halt ist gestorben gestern, aber morgen ist er dann wieder da. So, dann kommt er mal wieder zu Besuch. Ja das Mädchen hatte aber schon eine Traurigkeit auch in der Stimme. Und dann habe ich das eben miteinander begleitet. Noch mal. Wir haben ein bisschen drüber gesprochen, so ein bisschen über über meinen Opa gesprochen, auch der auch gestorben ist vor einiger Zeit, und ja das eben aufgreifen und zu überlegen, wie wichtig diese diese Aussage gerade ist. Ne, manchmal ist es ja, mein Opa ist gestorben, schon lange her, ich hab ihn glaub ich noch nie so richtig kennengelernt, vielleicht auch ne oder ja, es war ne ganz feste Bezugsperson. Die da war für mich und die gestorben ist und ich gerade noch total in dieser Trauer drinnen bin ne also. Das ist eben sehr unterschiedlich und da ist es wichtig sensibel darauf einzugehen, so. Ohne sich jetzt drauf zu stürzen dann ne dreiviertel Stunde über diese Geschichte hier zu sprechen und dann tausend Morgenkreise irgendwie drüber zu machen dann auf einmal, sondern dann einfach ganz bewusst damit umzugehen und zu sagen, Hey, was beschäftigt dich gerade, was brauchst du, wie geht es dir damit, dass man. Ja, einfach behutsam miteinander begleitet, ja.

Karen: Ja, behutsam und offen natürlich auch eben, also gut. In dem Fall kann man da natürlich auch mit den Eltern dann drüber sprechen, inwieweit das und wie alt, je nachdem wie alt das Kind auch ist, wie es Tod irgendwie schon verstehen kann, aber genau das eben offen aufzugreifen und nicht abtun oder gar sagen, ja dann, dein Opa ist jetzt im Himmel und. Das sind schöne Bilder, aber ich glaube trotzdem, dass es wichtig ist, da auch genau drüber zu sprechen, was einfach der Fakt ist, oder das mit dir zu vergleichen, klar. Sind wir voll von Abschied auf Thema Tod gekommen, ne aber klar es ist immer alles n Abschied von von Menschen, von Tieren und manchmal ist es n endgültiger Abschied und manchmal nicht.

Patrick: Ja, genau, das ist einfach immer nur ne Sache wie man den begleitet, wie man miteinander drüber spricht und wie man dann diese Themen eben mit reinholt, weil gerade in der Kita hast du ja täglich hunderte Themen, die auf einen so zu prasseln. Und ja Themen, die einfach so aufploppen. Ja, und wir haben eben schon die Möglichkeit, da drauf einzugehen und Kinder eben darin zu begleiten, je nachdem, was sie dann eben einfach brauchen in dieser Situation und von dem her finde ich es schon sehr, sehr wichtig, dass man auch ein bisschen an Erfahrungsschatz da hat, dass man vielleicht Bücher auch da hat, mit denen man sich auseinandersetzt, dass man gerade so ne Sache wie mein Opa ist gestern gestorben einen nicht so aus der Bahn wirft, sondern man einfach dann schon mal OK. Was braucht das Kind in der Situation? Wie wie kann ich das unterstützen? Genau weil diese Themen, die kommen einfach und es kommt ja mit der Erfahrungszeit ne, also ich glaub im ersten Jahr meiner Ausbildung hab ich mir auch gedacht. Keine Ahnung, was soll ich jetzt sagen. Und jetzt heute bin ich auf jeden Fall schon mal gelassener, so, ich meine, es ist trotzdem ein schweres Thema, das möchte ich auch nicht kleinreden, aber durch die Erfahrungswerte, die man gesammelt hat, fällt mir jetzt zumindest leichter, wenn solche Themen auftauchen, dass man da einfach dann behutsam damit umgeht, dass man drüber sprechen kann.

Karen: Und dir selbst vielleicht auch Zeit lässt oder die Zeit nimmst. Also ich war, ich glaube, zumindest weiß ich das noch aus aus meinen meinen ersten Jahren, so lange habe ich ja gar nicht in der Kita gearbeitet, aber auch aus Praktika, so dieses, da muss ich jetzt aber ganz schnell drauf reagieren, weil vielleicht ist sonst das Zeitfenster irgendwie schon wieder. geschlossen quasi und oder das Kind ist abgeholt oder was auch immer, dabei kann man ja auch Dinge immer wieder aufgreifen, immer wieder, aber ja einfach wieder aufgreifen und sagen, Hey, ich hab da noch mal drüber nachgedacht, ich würd gern noch mal. Hast du Lust da mir noch mal was dazu erzählen oder sowas genau und das glaube ich nämlich ist auch was Gelassenheit, was man wahrscheinlich mit den Jahren dann auch an der Erfahrung mitbringt.

Patrick: Ja, also grad, Traurigkeit und ja, Emotionen, die jetzt nicht so gesellschaftlich oft gezeigt werden, kann man sagen, also es ist so wichtig, in einem geschützten Rahmen traurig sein zu können. Es ist so wichtig, wütend sein zu können, so wichtig, Gefühle eben zeigen zu können, auch und dass man nicht sagt, Ah okay weiß ich nicht wie ich damit ich damit umgehen soll. Da sprechen wir jetzt gar nicht drüber. So da sprichst du dann heute Nachmittag noch mit der Mama oder so. Also dass man das nicht verschiebt, sondern ja einfach über Gefühle spricht. So OK, was macht das mit dir, wie gehts dir gerade damit oder wie erlebst du gerade dann Mama und Papa auch zu Hause, sprecht ihr da drüber, dass man einfach sieht okay wenn ein Kind was sagt, dann ist es, was dir wichtig ist auch so und nicht nur eine eine Randnotiz an der Seite, ja. Von dem her finde ich immer wieder so grade auch in den letzten Wochen so diese 1 zu 1 Gespräche auch so wichtig mit Kindern gemeinsam, dass man gemeinsam in Ruhe reden kann. Dann kommen zum einen ganz viele Gedanken von den Kindern, ja und dann wenn die Basis da ist, wenn das Vertrauen da ist, dann erzählen die Kinder auch wirklich viel, was sie wirklich auch beschäftigt und wenn sie das loswerden können und man eben gut drauf reagiert. Ja, ist es auch so wichtig für die Beziehung, einfach.

Karen: Total. Richtig schön, dass du auch die Zeit dazu hast. So also klingt gerade für mich raus, dass du in letzter Zeit immer öfter Zeit hast, 1 in 1 zu 1 Gesprächen mit Kindern zu gehen. Und das ist ja auch nicht immer gegeben.

Patrick: Ja, das stimmt. (…) Jeder Tag ist anders, aber gerade in der letzten Zeit, Wetter ist schön draußen, kann man ein bisschen rausgehen und sich dort mal ein bisschen an die Seite setzen, Sandkasten, bisschen rumbuddeln oder heute saß ich auch und hab eigentlich noch vorbereitet, so für ein kleines Projekt. Und dann kamen auch immer wieder Kinder dazu und haben sich neben mich gesetzt und haben ein bisschen gequatscht. So, ach was machst du denn da so grade? Also wenn man sich so den Alltag gestaltet und lebt, kommen die Kinder zu einem so und genau erzählen ihre Geschichten und wie gesagt es ist so so wichtig einfach zuzuhören und gerade diesen Alltag, mehr Emotionen und Momenten einfach Raum zu geben und genau von daher freue ich mich tatsächlich, dass das in letzter Zeit richtig gut geklappt hat.

Karen: Und vor allem. Weil du sagst ja sich Zeit nehmen dafür oder den Kindern den Raum geben und die Zeit geben und auch dich selbst zeigen, also sich selbst als Fachkraft, wenn man sich selbst öffnet und den Kindern auch zeigt, so, hey, oh, was du gerade sagst, das macht mich traurig oder das macht mich fröhlich oder das macht das und das mit mir, dass da mal ins Gespräch gehen, also so quasi diese Haltung vermitteln, klar, das öffnet dann auch eben diesen Raum, um mit dem Kind in so n Gespräch zu gehen und nur so, wenn also wenn man sich so zeigt, dann möchten sich die Kinder im besten Fall auch offen zeigen.

Patrick: Ja, ja, schön, dass es in der Kita solche solche Momente einfach auch gibt, ja. Und das find ich gerade so das Tolle, dass man den Alltag nicht so vollstopft, dass man eben auf sowas nicht mehr reagieren kann. Ich hab ja andere Arbeitszusammenhänge schon mal gehabt, wo man irgendwie von vom einen Projekt ins nächste geritten ist. So und gerade für diese. Alltagsmomente nicht mehr so viel Zeit hatte, und das merke ich jetzt gerade. Wir können natürlich Projekte machen, wir können Dinge gestalten. Das mache ich auch super, super gerne, aber es sollte immer die Balance sein zwischen Freispiel, frei Gedanken äußern können im Sandkasten mal sich ein bisschen überlegen oder beim Spaziergang ja einfach auch im so im Kindergarten spazieren. So und ein bisschen ne Runde quatschen und reden so, und das ist echt was Tolles und was Wichtiges, einfach.

Karen: Mhm das ist ein schönes Bild, was du gerade gezeichnet hast. Im Kindergarten spazieren gehen und gucken was, was so um die Ecke kommt an Interessantem und ja, nicht so viel verplanen. Da muss ich direkt an die Kindergarten heute Ausgabe vom Mai denken, wo es um Langeweile geht und unverplante Zeit und das solche Gespräche ergeben sich eben auch oft, wenn nicht alles verplant ist. Genau und vielleicht auch manchmal aus Langeweile, wobei wir tatsächlich jetzt die letzten 20 Minuten oder so überhaupt nicht über Langeweile gesprochen haben. Könnte ja auch sein, dass man so sitzt oder Kinder so sitzen und denken so was soll ich machen, aber das kam jetzt gar nicht auf und das finde ich auch spannend, weil ich glaube, also oft merken das Kinder vielleicht auch gar nicht, dass es wirklich Langeweile ist, weil sie gerade die Möglichkeit haben, eben selber was zu entdecken oder oder über irgendwas zu sprechen, aber genau, nur dann ist es dann auch möglich. Dass sich da was entwickeln kann.

Patrick: Absolut. Manchmal muss man einfach bisschen in die Gefühle reingehen, so, was bedeutet es langweilig zu sein, was bedeute es traurig zu sein. Wütend und sauer zu sein, oder gerührt zu sein auch. Also das ist super wichtig, in die Emotionen mal reinzugehen, zu spüren und nich als, na Jungs weinen nicht, n Indianer kennt keinen Schmerz oder wie man so gesagt hat früher. Horror ganz schlimm und ich glaube, da sind wir aber mittlerweile schon an einem ganz anderen Punkt. Also ich merke da viele Eltern. Die Erzieherinnen, Erzieher in meiner Umgebung, das denen Gefühle sehr sehr wichtig sind und dass sich da eben sehr, sehr viel verändert hat von den Dingen, wie wir damals aufgewachsen sind, was wir an Gefühlen zeigen durften, konnten zu dem, was denn heute ist, so schön zu sehen, is n Prozess auf jeden Fall.

Karen: Hab ich aber auch das Gefühl, so hab ich das Gefühl wir fühlen alle mehr. Ich hab auch das Gefühl den Eindruck, dass es sich verändert hat und bin da irgendwie auch sehr positiv gestimmt so egal ob man jetzt eigene Kinder hat oder nicht. Aber einfach wie die wie ne neue Generation hoffentlich auch andere Dinge vermittelt bekommt und genau den Umgang mit Gefühlen und dass man ein auf sich hören und in sich reinspüren darf, wie sich was anfühlt und dann auch danach dann darüber sprechen und danach handeln. Und dass es in Ordnung ist, eben zu weinen und wütend zu sein, sich zu langweilen.

Patrick: Ja.

Karen: Alle Gefühle sind OK. Oh das ist voll schön, das ist irgendwie so ne ruhige Folge, Patrick.

Patrick: Und wie sind wir eigentlich da drauf gekommen jetzt. Über Erinnerungen hatten wir es glaub ich ne und genau.

Karen: Über Erinnerungen ja, na ja, Erinnerungen sind ja auch mit Gefühlen verbunden.

Patrick: Absolut.

Karen: Werden ja damit abgespeichert.

Patrick: Ja und? So gibt es eben so viele Momente, wo wir in der Kita auch Erinnerungen schaffen können bei Kindern. Ich hatte vor kurzem auch noch mal das Gespräch mit nem Kind über ein Projekt. Das wir vor nem Jahr in etwa hatten, dann hat die so erzählt, was sie, was sie damals so toll fand und wie sie sich da beteiligt hat, was sie da gewählt hat damals, das hat mich auch sehr berührt, weil ich da auch so gemerkt habe, hey dass was ich da so gemacht hab, was ich mir für Gedanken gemacht hab damals, das hat anscheinend was aufgelöst. So, und das ist n Jahr später einfach noch da gewesen und so klar, dass ich dass ich einfach so überrascht war in dem Moment. Ich hab mich total drüber gefreut, dass sie sich da dran erinnern konnte und ohne jetzt irgendwie, da hatte ich jetzt keine Projektdokumentation zu dem Thema gemacht, aber das fand ich ganz berühren, dass das noch da war und das das ist einfach so ne so ne wichtige Erinnerung, war.

Ja jetzt steht demnächst noch die Kita Übernachtung bei uns an, das machen wir immer mit den Kindern die in die Schule kommen, da wird so ne Übernachtung einfach machen in der Kita mit dem Tagesausflug und dann hat ne Mama heute erzählt das Kind gestern schon davon geträumt hat. Von dieser Übernachtung und dass sie ganz aufgeregt ist. Und dann hat die Mama ihm erzählt, dass sie sich selber noch an ihre eigene Kita Übernachtung erinnern kann, als sie noch ein Kind war. Und dann hab ich gesagt, ja, ich kann mich da auch noch ganz genau dran erinnern, auch wo ich geschlafen hab und wie was wir gemacht haben mit einer kleinen Nachtwanderung noch so dabei mit Taschenlampen. Und das sind eben so diese Erinnerungen, die wirklich auch lange, lange bleiben, wenn wir eben so spezielle und coole Sachen einfach auch mal machen. Also sei es jetzt eben diese Kita Übernachtung oder ein cooles Projekt. Wir haben mal so ein so ein Vulkan im Garten explodieren lassen. Mit so Backpulver und und haben eben n riesengroßen Vulkan aufgebaut und das sind so ne Sachen, die einfach wirklich im Gedächtnis bleiben. So genau. Wir schaffen Erinnerungen in der Kita und die lösen einfach was aus und das sind die Momente, wo ich wirklich so froh bin, so froh bin in diesem Beruf zu sein und so meinen Alltag zu gestalten, weil man wirklich das Gefühl hat, das bringt was Schönes, es ist was sinnvolles. Kinder können sich erinnern und ja wachsen. Wachsen einfach dadurch, ja.

Karen: Und weißt du, worüber ich mich freue, in meinem Beruf zu sein, dass ich von dir hören kann, wie es bei dir in der Kita ist und wir dann diesen Podcast hier aufnehmen können und das anderen auch noch zugänglich machen und vielleicht möglich machen, dass die Leute sich auch mal an ihre Kita Übernachtung mal wieder zurück erinnern und gucken, was da so für Gefühle waren. Das ist echt schön. Ich kann mich auch noch an viel erinnern und das sagt ja auch viel drüber aus, also im besten Fall haben wir alle gute Erinnerungen an unsere Kindergartenzeit und selbst wenn schlechte sind, dann hat es uns ja auch geprägt. Und was aus uns gemacht. Und heute haben wir so ne sentimentale Folge, ist doch schön.

Patrick: Ja, ja, das muss auch mal sein.

Karen: Na, sehr gut. Packen wir es für diese Folge. Was meinst du?

Patrick: Binden wir es zusammen.

Karen: Dann würde ich sagen, wir verabschieden uns und freuen uns wieder, dass ihr zugehört habt und sehen uns dann sehen uns hören uns dann wieder beim nächsten Mal, bei heute im Kindergarten oder Patrick.

Patrick: Ich freu mich schon. Mach es gut.

Karen: Ich freu mich auch, mach es gut. Tschau tschau.

Patrick: Tschaui

Outro: Das war's für heute. Wir freuen uns auch über eure Erlebnisse aus der Praxis. Schreibt mir gerne an karen.sachse@herde.de die aktuelle Ausgabe von Kindergarten heute findet ihr online auf kindergarten-heute.de. Bis zum nächsten Mal bei heute im Kindergarten.

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