Eigentlich setzen wir den Sonnenschutz schon um. Warum also noch an einem Projekt teilnehmen? Unser Team im Kinderhaus „Hollern-Nord“ war zunächst skeptisch, ob wir die für uns zusätzliche Aktion „SunPass“ der Bayerischen Krebsgesellschaft überhaupt brauchen. Wir haben bisher schon viel für den Sonnenschutz getan. Im Frühjahr weisen wir die Eltern darauf hin, dass sie ihre Kinder eincremen, bevor sie in die Einrichtung kommen, dass sie ihre eigene Sonnencreme zum Nachcremen mitbringen und dass die Kinder eine Kopfbedeckung brauchen. Am Sandkasten und auf der Terrasse haben wir die Sonnenschirme aufgespannt. Bei zu hohen Temperaturen gehen die Gruppen erst ab 15 Uhr wieder in den Garten. Am Nachmittag cremen sich die Kinder nach oder werden von Kolleg:innen eingecremt. Doch laut einer Umfrage der Europäischen Krebsgesellschaft (ESCF) hatte bereits jedes fünfte Kind im Kindergartenalter einen bis fünf Sonnenbrände. Vor diesem Hintergrund wurde uns bewusst, dass Sonnenschutz doch ein komplexeres Thema ist und eine Vertiefung sinnvoll wäre.
Gesunder Sonnenspaß für alle
die Projektmaterialien der Krebsgesellschaft wie der SunPass-Flyer, eine Sonnenschutzvereinbarung oder eine Vorlage für eine Bildergeschichte.
- Sonnenschutzecke Unter dem Motto „Sei schlau und schütz dich!“ entwickelten wir ein Plakat mit selbst fotografierten Gegenständen zum Thema Sonnenschutz, wie zum Beispiel eine Sonnenkappe oder eine Trinkflasche. Die Krippenkinder gestalteten zum Aufhängen eine Sonne mit Handabdrücken. Zur Orientierung stellten wir zusätzlich einen UV-Index für unseren Ort auf, der täglich von einer Kollegin im Internet nachgesehen und aktualisiert wurde. Zur „Sonnenschutzecke“ kam ein Tisch mit Materialien wie Büchern, ein selbst gestaltetes „Sonnenmemo“ und eine Wetteruhr. Im Freispiel konnten wir oft beobachten, dass die Kinder gerne mit den ausgestellten Materialien spielten und sich untereinander darüber unterhielten. Ähnliche Beobachtungen machten wir während der Bring- und Abholzeiten. Die Kinder tauschten sich mit ihren Eltern aus und erklärten ihnen, worauf es beim Sonnenschutz ankommt.
- Elternbrief In einem Brief und über unsere Kommunikations-App informierten wir die Eltern über die Teilnahme am Projekt. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Eltern organisierte die Bayerische Krebsgesellschaft einen Onlineabend mit einer Hautärztin. Nach dem informativen Vortrag beantwortete die Ärztin offene Fragen der Teilnehmenden.
Im ganzen Haus präsent
Gestaltete Sonnen, Regenbögen und Wolken machten das Thema im ganzen Kinderhaus präsent. Ein Blickfang war die etwa zwei Meter große plastische Sonne in der Turnhalle, die vom Eingang aus zu sehen ist und von den Kindern aus Pappmaschee angefertigt wurde. Besonders gut kam das Puppentheaterstück zum Mitmachen „Trine will verreisen“ an. Trine will in den Süden fahren und Urlaub machen. Kasperl will ihr beim Packen helfen, denn Sonnenschutz ist auch im Urlaub sehr wichtig. Dabei hat Kasperl allerdings nicht immer die besten Ideen. Beispielsweise schlägt er vor, einen Kühlschrank mitzunehmen, damit Trine am Strand ein Eis essen und in den Kühlschrank reingehen kann, wenn es ihr zu warm wird. Die Kinder unterstützen Trine lautstark und begeistert beim Packen ihres Urlaubskoffers. Wie schön, dass Trine und unsere Kinder sich schon gut mit dem Sonnenschutz auskennen.
Wie geht richtiges Eincremen?
In der Krippe hat sich eine Kollegin überlegt, wie sie mit den Kindern das richtige Eincremen üben kann. Dazu hat sie zwei Kinderfiguren und eine Tube Sonnencreme aus Pappe gebastelt und laminiert. Auf die Rückseite der „Sonnencreme“ wurde ein weißer Kreidestift geklebt. Mit diesem konnten die Kinder die Figuren „eincremen“, also bemalen. So wurde gut sichtbar, welche freien Körperteile der Figuren noch „Sonnencreme“ brauchten. Das richtige Nachcremen übten die älteren Kinder an einem Spiegel. Besonders der Nacken und die Ohren waren Körperstellen, die anfangs gerne vergessen wurden. Mit Unterstützung gelang es den Kindern immer besser, an diese Stellen zu denken. Wenn nötig, halfen sie sich gegenseitig beim Eincremen.
Geschichte vom Riesen mit Sonnenbrand
Eine unserer Kindergartengruppen hat sich zum Thema Sonnenbrand die Geschichte „Harry denkt nicht nach“ ausgedacht. Der Riese Harry legt sich an einem sonnigen Tag nach dem Mittagessen auf eine Wiese und schläft ein. Seine Freunde wecken ihn. Dabei fällt ihnen auf, dass Harry ganz rot im Gesicht und am ganzen Körper ist. Die Kinder sollen nun überlegen, was passiert ist und wie man Harry helfen kann. Die Geschichte wurde von den Kindern weitererzählt. Eine Erzieherin schrieb sie auf. Zum Schluss wurde überlegt, wie sich Harry besser schützen könnte. Harrys Erlebnis wurde gleichzeitig mit einer Legearbeit bildlich dargestellt.
Das Wetter beobachten
Im Laufe des Kita-Jahres konnten wir erleben, dass die Kinder viel sensibler auf den Sonnenschutz bei sich und anderen achteten. Sie gingen aufmerksam durch den Alltag und trauten sich sogar, Erwachsene anzusprechen, wenn ihnen etwas auffiel. So rief ein Kind einer Erzieherin im Garten lachend zu, dass sie keinen Sonnenhut trage, obwohl sie doch einen bräuchte. Mit Beginn des neuen Kita-Jahres wollten wir das Thema noch nicht abschließen. Trotz kühlerer Temperaturen, Regen und Wind im Herbst gab es immer wieder sonnige und warme Tage. Brauchen wir heute Matschkleidung oder doch lieber Sonnencreme und Kopfbedeckung? Manchmal gar nicht so einfach. Deshalb haben wir unsere Sonnenschutzecke mit neuen Elterninformationen zum Sonnenschutz im Herbst und Winter herbstlich gestaltet. „Hast du schon aufs Handy geschaut, wie das Wetter wird?“, fragten die Kinder. Das Plakat „Wie ist unser Wetter heute?“ entstand. Alle Gruppen im Kinderhaus haben im wöchentlichen Wechsel täglich das Wetter mit Symbolen bestimmt und überlegt, welchen Sonnenschutz sie dann aktuell brauchen. Bei „Sonne“ wurden ein Hut und Sonnencreme mit Klettband an das Infoplakat geheftet. Bei „Regen“ entsprechend Matschhose, Mütze und Gummistiefel.
Wir machen weiter
Das Thema Sonnenschutz ist angesichts des Klimawandels und der Zunahme von Hautkrebserkrankungen weiter aktuell. Daher möchten wir auch in diesem Jahr wieder darauf aufmerksam machen. Unter anderem mit Experimenten, bei denen die Kinder die Wirkung von UV-Strahlung erforschen können und wie Kleidung und Sonnencreme unsere Haut schützen. Trotz anfänglicher Bedenken lässt sich das Projekt gut in den Alltag integrieren. Auch ernste Themen können Spaß machen und lehrreich für alle sein. Sowohl im Team als auch bei den Eltern hat sich die Einstellung zum Sonnenschutz verändert: Wir sind aufmerksamer und sensibler geworden.