Herbert-Haag-Preis für Online-Portal „feinschwarz“Theologie unters Volk bringen

Das Onlineportal „feinschwarz.net“ bietet seit acht Jahren frei zugänglich Beiträge rund um Religion, Kirche, Gesellschaft, Politik und Kultur. Damit soll die theologische Debatte in der Öffentlichkeit sichtbarer werden. Dafür wurde es jetzt mit dem „Herbert-Haag-Preis“ ausgezeichnet.

Bücherregal mit theologischer Literatur
© Unsplash

Der wissenschaftlichen Theologie wird bisweilen vorgeworfen, nicht genügend den Diskurs mit der Öffentlichkeit zu suchen. Stattdessen verharre man im universitären Elfenbeinturm und drehe sich nur um sich selbst. Nicht zuletzt diesem Vorwurf begegnen Onlineblogs, die sich dezidiert mit theologischen Themen auseinandersetzen, um diese so in die öffentliche Diskussion einzubringen. Das vermutlich bekannteste dieser Onlineportale im deutschsprachigen Raum, „feinschwarz.net“, ist deshalb jetzt mit dem „Herbert-Haag-Preis für Freiheit in der Kirche“ ausgezeichnet worden.

Das deutsch-schweizerisch-österreichische Gemeinschaftsprojekt startete 2015. Man bezeichnet sich selbst als theologisches Feuilleton. Unabhängig von Verlagen und deren Sicht auf Leserinteressen und Marktanalysen habe man Theologie treiben und unters Volk bringen wollen, erläuterte Gründungsmitglied Birgit Hoyer die Grundidee des Portals einmal in einem Interview mit „katholisch.de“. Diese Freiheit betonte auch Redaktionsmitglied Rainer Bucher in seiner Dankesrede. Man arbeite ehrenamtlich, sei finanziell unabhängig und agiere „außerhalb des journalistischen, universitären und auch des kirchlichen Belobigungs- und Sanktionierungssystems“. Zur Zeit der Gründung „dominierten ausgesprochen konservative und reaktionäre Blogs die theologische Internetsphäre“, so Bucher. Dem habe man etwas entgegensetzen wollen. Man erlebe, „dass die Theologie etwas zu sagen hat zu den brennenden Themen der Gegenwart – als freies Angebot an alle Interessierten“. Denn die Wahrheit der Theologie reiche weiter als der kirchliche Raum.

Den kirchlichen Binnenraum überschreiten

Mittlerweile besteht das Redaktionsteam aus 13 Mitgliedern. Immer werktags werden Beiträge aus den Bereichen Theologie, Religion, Gesellschaft, Politik  und Kultur frei zugänglich veröffentlicht. Man will nach eigenem Bekunden Theologie unters Volk bringen. Dabei sehe man sich „der Umsetzung der Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils und damit einer Theologie verpflichtet, die den ersten Satz von Gaudium et spes als Grundlage kirchlichen Handelns begreift“. In diesem Sinne würden plurale und pluralitätsfähige Positionen Raum zur Diskussion finden, heißt es auf der Homepage.

Neben dem Portal wurde auch die Theologin Julia Enxing, ebenfalls Redaktionsmitglied, mit dem „Herbert-Haag-Preis“ ausgezeichnet. Enxing, die an der Technischen Universität in Dresden Systematische Theologie lehrt und auch als Sprecherin des „Wort zum Sonntag“ bekannt ist, betreibe „Theologie mit einem klaren Gegenwarts- und Gesellschaftsbezug“, hieß es seitens der Herbert-Haag-Stiftung in der Ankündigung der Auszeichnung. Man zeichne sie und das Portal für ihr Bemühen aus, „dass sie mit ihrem Engagement konsequent den kirchlichen Binnenraum überschreiten und sich am säkularen Diskurs aus einer theologisch-religiösen Optik beteiligen“. Damit würden sie „für eine offene und diskursfähige Gesellschaft“ eintreten.

Wenn Theologen spritzig schreiben

Irmtraud Fischer, Stiftungsrätin der Herbert-Haag-Stiftung, würdigte in ihrer Laudatio „feinschwarz.net“ als Initiative theologisch hoch gebildeter Frauen und Männer, „die egalitär organisiert eine Initiative gegründet haben, die den behauptet alternativlosen Wahrheiten eines klerikal-hierarchischen Systems theologisch fundierte Argumente gegenübersetzen“. Die aufgegriffenen Themen hätten immer Gegenwartsbezug und seien „fern vom innerkirchlichen Glasperlenspiel“.

Es sei nicht sicher gewesen, ob das theologische Portal überhaupt angenommen und das erste Jahr überleben würde, erinnerte sich Bucher. Mittlerweile ist das Online-Magazin zu einer festen Institution geworden. Und das auch außerhalb des digitalen Raumes. Auf dem Katholikentag in Stuttgart im vergangenen Jahr erfreuten sich die vom Redaktionsteam betreuten Diskussionsveranstaltungen großer Beliebtheit und waren meist bis auf den letzten Platz gefüllt. Man habe beweisen wollen, „dass universitäre Theolog:innen verständlich, ja spritzig schreiben können. Das ist ja wirkliche nicht von vorneherein klar“, so Bucher. Das scheint zu gelingen.

Mit Material von KNA.

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