Der Papst und die COMECE-Vorsitzenden(K)eine Liebesgeschichte

Bischof Mariano Crociata ist neuer Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE. Während sein Vorgänger, der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich, jetzt eine gewichtigere Rolle im Vatikan spielt, verbindet Crociata mit Papst Franziskus eine holprige Vorgeschichte.

Flagge von Europa
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Die EU-Bischöfe haben einen neuen Vorsitzenden. Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung wählten die Delegierten der EU-Bischofskommission COMECE einen Italiener zum Nachfolger des Luxemburger Kardinals Jean-Claude Hollerich. Obwohl Bischof Mariano Crociata bereits fünf Jahre als Erster Vizepräsident der COMECE gedient hatte, war seine Wahl nicht selbstverständlich. Neben dem Bistumsleiter von Latina-Terracina-Sezze-Priverno wurden dem Erzbischof von Dijon, Antoine Herouard, Chancen auf die Leitung eingeräumt. Er gilt als Franziskus-nah, betreut das Marienheiligtum Lourdes und wurde vom Papst schon als Prüfer in ein in Schieflage geratenes französisches Bistum geschickt.

Das Verhältnis des neuen Vorsitzenden Crociata zum Papst hatte hingegen schon einige Stolpersteine. Der ist nämlich nicht schon immer der Bischof des Bistums Latina nahe Rom. Als Franziskus 2013 zum Papst gewählt wurde, war Crociata Generalsekretär von Italiens Bischofskonferenz. Und er war es in dieser Funktion auch, der damals Glückwünsche an das Kirchenoberhaupt unterzeichnete. Allerdings gratulierte er damals dem falschen Mann. So stand in der Pressemitteilung: "Der Generalsekretär drückt die Gefühle der gesamten italienischen Kirche aus, indem er die Nachricht von der Wahl von Kardinal Angelo Scola zum Nachfolger Petri begrüßt".

Ein denkbar schwieriger Start der beiden. Nur wenige Monate später musste Crociata dann noch eine für ihn vermutlich schwierige "Beförderung" wegstecken. Im September nach der Wahl von Bergoglio zum Papst lief Crociatas Amtszeit als Generalsekretär der Bischofskonferenz aus. Es standen mehrere Optionen zur Auswahl. Erstens: Der Papst bestätigt ihn als Generalsekretär. Zweitens: Er wird Italiens Militärbischof. Drittens: Er erhält ein bedeutendes italienisches Bistum mit Möglichkeit kommender Kardinalswürden.

Besonders Letzteres galt als wahrscheinlich. War es doch seit etwa 20 Jahren Tradition, ehemaligen Generalsekretären Diözesen zuzuteilen, die für den Sitz eines Kardinals bestimmt waren. Camillo Ruini übernahm nach seiner Amtszeit die Vertretung des Papstes als Bischof von Rom, wurde Kardinalvikar des Bistums. Sein Nachfolger Dionigi Tettamanzi wurde erst Erzbischof von Genua, dann von Mailand. Ennio Antonelli und Giuseppe Betori übernahmen nach ihrer Zeit als Generalsekretäre nacheinander das Erzbistum Florenz. Alle diese Bischöfe wurden zudem zu Kardinälen ernannt.

Crociata war nun der erste Generalsekretär, über dessen künftigen Posten der neue argentinische Papst entschied. Das vorgeschlagene Amt des Militärbischofs soll Crociata selbst abgelehnt haben. Franziskus bestätigte ihn anschließend als Generalsekretär im Amt, um ihm nur gut einen Monat später das nicht sehr bedeutende Bistum Latina in Mittelitalien zuzuteilen.

Als Nachfolger des gebürtigen Sizilianers wählte Franziskus Bischof Nunzio Galantino. Zwei Amtszeiten war dieser Generalsekretär, bis ihn der Papst in die vatikanische Güterverwaltung Apsa holte. Diese leitet Galantino seit 2018.

Während Vorgänger und Nachfolger Karriere machten, blieb Crociata in seinem italienischen Bistum und orientierte sich Richtung Europa. Seit 2017 ist er Delegierter der italienischen Bischöfe bei der COMECE, 2018 wurde er Erster Vizepräsident der Kommission, vergangene Woche ihr Vorsitzender.

Über das aktuelle Verhältnis zwischen Crociata und Franziskus ist nichts bekannt. Ein Foto von der Audienz nach der Wahl vergangenen Donnerstag im Vatikan zeigt die beiden beim freundlichen Händeschütteln. Dass ihn der Papst in seiner Rede nicht namentlich, sondern nur als neuen Vorsitzenden ansprach, sehen einige Beobachter als einen Beleg für ein nicht sehr herzliches Verhältnis. Dem Vorgänger Crociatas, Hollerich, der bei der Audienz nicht anwesend war, dankte das Kirchenoberhaupt dagegen ausdrücklich mit Namensnennung. Der Luxemburger Kardinal hat ein enges Verhältnis zu Papst Franziskus, gehört zu seinen Beratern und betreut dessen Weltsynoden-Projekt.

Wie die Zukunft des ausschließlich Italienisch sprechenden Crociata aussieht, wird sich zeigen. Zunächst ist er jedenfalls Vorsitzender des gemeinsamen Ausschusses der Bischofskonferenzen in der EU. Als dieser möchte er sich für die Einheit Europas einsetzen und hat die soziale Lage der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft, das Drama von Migration und Asyl, das Engagement für eine integrale Ökologie und Religionsfreiheit auf seine Agenda gesetzt. Thematisch bewegt sich Crociata damit auf jeden Fall nah an der Linie des Papstes.

Von Severina Bartonitschek
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