Auf Kuba bevölkern Ordensleute wieder die HörsäleVerhältnis zwischen Kirche und Kommunisten sorgt für Debatten

Nach der Revolution verbannte Kubas Staatschef Fidel Castro zahlreiche Kirchenvertreter, nun dürfen die Dominikaner nach lokalen Medienberichten wieder unterrichten. Und sorgen bei Regimekritikern für Verwunderung.

Havana
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Katholische Kirchenvertreter waren nach der kubanischen Revolution auf der Karibikinsel nicht mehr erwünscht. Revolutionsführer Fidel Castro hatte die Bildung 1961 verstaatlicht und damit auch zahlreichen kirchlichen Organisationen die Grundlage für ihre Lehrarbeit entzogen. Weit über 100 Kirchenvertreter wurden zwangsausgebürgert. Damals bezeichnete der „Maximo Lider" die Kirche als „fünfte Kolonne der Konterrevolution". Nach der gescheiterten Invasion überwiegend durch Exilkubaner in der Schweinebucht ging das Castro-Regime auch rigoros gegen Kirchen, Priester und Bischöfe vor. Ihnen warfen sie Komplizenschaft vor. Erst Jahre später kamen beide Seiten wieder ins Gespräch. Bis heute gilt das Verhältnis als angespannt.

Nun meldet das regierungskritische Portal „14ymedio", dass die Dominikaner wieder unterrichten dürfen. Der Sender "EWTN" zeigte Bilder wie die Geistlichen in ihrer Ordenskleidung in der Universität Havanna zu sehen sind. Thema der Vorlesungen werde die „Schule von Salamanca" sein, eine juristische Auslegungsmethode aus dem 16. Jahrhundert, die Elemente von Theologie und Philosophie in sich vereinte.

Bemerkenswerter Kurswechsel

Es ist ein bemerkenswerter Kurswechsel, der mit einem Foto bestätigt wird, das bei regierungskritischen Kubanern auf Verwunderung stößt. Darauf zu sehen ist der brasilianische Prior der Dominikaner, Celio de Padua Garcia, gemeinsam mit dem brasilianischen Befreiungstheologen Frei Betto sowie Kubas Präsident Miguel Diaz-Canel und dessen Ehefrau Lis Cuesta. Veröffentlicht wurde das Bild der strahlenden und von Diaz-Canel umarmten Gruppe vom brasilianischen Akademiker Jelson Oliveira von der Katholischen Universität von Parana.

Die neue Zusammenarbeit kommt zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt: Laut der Nichtregierungsorganisation Prisoners Defenders, die sich um die Rechte von aus politischen Gründen Inhaftierten kümmert, gibt es derzeit mehr als 1.000 politische Gefangene auf Kuba. Die Zahl ist nach den historischen Sozialprotesten 2021 deutlich angestiegen. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty oder Human Rights Watch werfen der Regierung in Havanna schwere Verstöße gegen die Menschenrechte vor.

Menschenrechte unter Druck

Reporter ohne Grenzen stuft Kuba als eines der Länder ein, in denen weltweit die Pressefreiheit am restriktivsten unterdrückt wird. Mehr als 300.000 Menschen haben Kuba seit den Protesten verlassen. Wie viele Menschen auf dem lebensgefährlichen Weg über die See in Richtung USA ums Leben gekommen sind, weiß niemand.

Entsprechend geteilt war das Echo auf das Bild. Das Portal „14y medio" zitierte den Journalisten Adrian Martinez, der „die Komplizenschaft" von Frei Betto mit dem Castro-Regime als auch der aktuellen Regierung kritisierte. Demgegenüber steht der Wunsch der Dominikaner, wieder verstärkt in die Lehre und Forschung auf Kuba einzusteigen.

Seit gut 15 Jahren gibt es trotz verschiedener Rückschläge eine neue Nähe zwischen der katholischen Kirche und der kubanischen Ein-Parteien-Regierung. Auslöser waren erste direkte Gespräche zwischen dem damaligen, inzwischen gestorbenen Hauptstadt-Erzbischof Jaime Ortega, der später auch mithalf, ein Klima eines diplomatischen Tauwetters mit Washington und der damaligen Regierung Barack Obama herzustellen. Seitdem gewann die Kirche öffentliche Präsenz in Kuba zurück. Die Rückkehr der Dominikaner in den Hörsaal ist nun ein weiterer Schritt. Dafür ist das Tauwetter mit den USA schon wieder Geschichte.

Von Joachim Heinz
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