Quellen der LebensfreudeAnderen eine Freude machen

Oft liegt ein grauer Schleier über dem Alltag: Unzufriedenheit, Anspannung, Unruhe sind Störfaktoren, mit denen wir uns oft genug eingerichtet haben. Viele haben das Gefühl, ihnen sei die Lebensfreude abhandengekommen. Wie durchbrechen wir diese Mechanismen im Denken, im Lebensstil, im Handeln? Es gibt hilfreiche Wege, die ich gehen kann – ganz einfach, täglich, im Kleinen.

Anderen eine Freude machen
© Mykola Pokhodzhay

Das schönste Geschenk

In meiner Zeit als Cellerar kam an meinem Namenstag immer Br. Coelestin, der damals schon weit über 80 Jahre alt war, und brachte mir ein Ständchen. In den ersten Jahren spielte er auf der Trompete, dann war ihm das zu anstrengend und er spielte mir auf der Mundharmonika etwas vor und las mir das Gedicht vor, das er selber zu meinem Namenstag verfasst hatte. Wenn ich ihm dann dafür dankte, meinte er: Es sei doch die schönste Freude, anderen eine Freude zu machen. Das hat den Mitbruder bis zuletzt lebendig gehalten und mit Freude erfüllt. Er war nie krank. Nur am letzten Tag seines Lebens ging es ihm nicht so gut und er ging zum ersten Mal in seinem Leben in unsere klösterliche Krankenstation. Noch am selben Tag starb er, mit über 90 Jahren. 

Freude entstehen lassen 

Nach Lebensfreude sehnen wir uns alle. Doch viele erwarten entweder von anderen Menschen, dass sie ihnen Freude bereiten, oder sie hetzen von einem Event zum anderen, um sich freuen zu können. Doch Freude kann man weder machen noch kaufen. Freude entsteht in uns, wenn uns etwas gelungen ist, wenn uns ein Mensch überrascht mit einem Besuch oder einem Brief, wenn wir gute Worte hören, wenn uns jemand lobt oder uns sagt, dass wir ihm viel bedeuten. Wir reagieren dann mit Freude auf das, was wir erleben: auf eine Begegnung, auf einen Erfolg bei der Arbeit, auf ein gutes Gespräch. Doch nicht nur, wenn wir etwas „bekommen“, entsteht Freude in uns. Wir können uns auch selbst Freude bereiten, wenn wir einem anderen Menschen eine Freude machen. Es braucht ein liebevolles Nachdenken über die Menschen in unserer Umgebung, um zu erkennen, womit wir dem oder der eine Freude machen können. Dann entdecken wir, worüber der andere sich freuen kann. Oft bewirken wir im anderen auch ganz spontan Freude, indem wir etwa die Verkäuferin freundlich ansprechen oder ihr für ihre Hilfe danken. Manchmal genügt auch ein freundlicher Blick auf den Nachbarn in der U-Bahn, um im anderen Freude hervorzurufen. Dann freuen wir uns selber, weil wir seine Freude hervorgelockt haben.

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