Zwischen den PontifikatenEinheit und Verschiedenheit sind kein Widerspruch

Trauer und Spektakel, Pilger und Präsidenten, Rituale und Machtspiele: Rom erlebt geradde eine eindrucksvolle Verdichtung von Geschichte, Weltpolitik und Alltag.

Jeremias Schröder
© Sankt Ottilien

Rom ist immer eine Stadt der Gleichzeitigkeit. Antike und Barock, Weltlichkeit und Heiligkeit, Eleganz und Schmutz, Askese und Genuss – alles nebeneinander, oft auch durcheinander.

Genuine Trauer mischt sich mit Sensationslust. Stadtrömer und kirchliches Personal, Pilger, die eigentlich die Heiligsprechung von Carlo Acutis mitfeiern wollten, dazu ganz normale Touristen und Spektakelhungrige – das alles verbindet sich und ergibt beeindruckende Menschenscharen, die zu den großen Trauerfeierlichkeiten zusammenkommen.

Das Heilige Jahr hat durch den Tod von Papst Franziskus einen ganz neuen Fokus bekommen, und auch da gibt es sehr viel Gleichzeitiges. Genuine Trauer mischt sich mit Sensationslust. Stadtrömer und kirchliches Personal, Pilger, die eigentlich die Heiligsprechung von Carlo Acutis mitfeiern wollten, dazu ganz normale Touristen und Spektakelhungrige – das alles verbindet sich und ergibt beeindruckende Menschenscharen, die zu den großen Trauerfeierlichkeiten zusammenkommen. Und alle, die Hunderttausende in Rom und die Millionen oder gar Milliarden in der ganzen Welt werden angerührt von den feierlichen Riten. Es gelingt den hiesigen Verantwortlichen, diese Mischung aus Trauer und Neugier in Ergriffenheit zu verwandeln. Ein Geschichtsprofessor aus Israel schreibt mir, dass seine Studenten von den Feierlichkeiten so beeindruckt waren, dass er jetzt die Rituale des Papsttums behandeln muss.

Und dann sind da die Bilder: der Sarg auf dem Papamobil, der sich langsam durch die Straßen Roms windet, vorbei an Menschen, deren Emotionen sich durch Applaus Ausdruck verschaffen. Das erinnert an den Helikopterflug des Papa emeritus Benedikt nach Castel Gandolfo – ganz anders und doch so ähnlich.

Das stärkste Bild war das Tête-à-Tête der Präsidenten Trump und Selenskyj in einem Winkel des Petersdoms. Prächtiger Marmorboden, einfache Stühle: Der Ort und der besondere Moment haben ein Gespräch ermöglicht, das vielleicht die Folgen der unsäglichen Begegnung im Weißen Haus überwinden kann. Der unbedingte Friedenswille des verstorbenen Papstes mag über der Begegnung gestanden haben.

Was die Kardinäle von den Mönchen lernen können

Man kann davon ausgehen, dass der nächste Papst kein Benediktiner sein wird. Seit dem Tod des bayerischen Kardinals Augustinus Mayer 2010 gibt es im Kardinalskollegium keine Mönche mehr. Aber eine bescheidene Rolle spielen sie doch: Gestern hielt der Abt von St. Paul vor den Mauern den Kardinälen die Betrachtung bei der Generalkongregation. Einheit und Verschiedenheit sind kein Widerspruch, das war seine Botschaft. Die Benediktinerregel lehrt das sehr ausführlich, und in den Klöstern wird das gelebt. Für diesen ganz besonderen Wählerkreis ist das vielleicht eine hilfreiche Botschaft.

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