Heilige MomenteSchwimmen

Schwimmen am Morgen entfaltet eine beruhigende, kontemplative, mitunter sogar transformierende Wirkung für den ganzen Tag.

Wasser ist Leben. Besonders an heißen Sommertagen wirkt die belebende Kraft dieses Urelements wohltuend und erfrischend. Die Wellen des Meeres oder die sanften Wogen im Schwimmbecken fühlen; die Kälte, Strömung und Tiefe erspüren; rhythmisch atmen und durch das Wasser gleiten – Schwimmen am Morgen entfaltet eine beruhigende, kontemplative, mitunter sogar transformierende Wirkung für den ganzen Tag.

Schwimmen ist weit mehr als bloße sportliche Betätigung – besonders, wenn es ums „Wildschwimmen“ geht: Wer in das offene Meer eintaucht, lässt für einen Moment alles hinter sich. Das Gefühl von Zeit verblasst, das Wasser trägt. Nicht selten stellt sich ein Zustand tiefer Versenkung ein – eine fast schon tranceartige Atmosphäre. Manche erleben diesen Moment wie eine Loslösung vom Strom der Zeit, andere spüren angesichts der Naturgewalten die Endlichkeit des Lebens. Das Auftauchen aus dem Meer gleicht einem Neuanfang – einem Moment der Wiedergeburt.

Diese Erfahrung erinnert an das Ritual der Taufe: das Loslassen des alten Menschen, Reinigung und Verwandlung, ein neues Leben beginnt. Die anglikanische Theologin Imogen Nay bezeichnet das Wildschwimmen als ein „ökologisches Sakrament“, eine körperlich-geistige Erfahrung, die viele nicht immer unbedingt religiös, aber doch tief spirituell beschreiben. Die Natur ist dabei nicht bloße Kulisse, sondern ein resonanzfähiger Raum – ein Gedanke, den schon die Psalmisten kannten: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament kündet das Werk seiner Hände“ (Ps 19,2).

Schwimmen als Quelle von Gesundheit, Ausgeglichenheit und Charakterbildung entspricht einem christlichen Menschenbild, das den Menschen stets ganzheitlich betrachtet: nicht nur den Geist, auch den Leib, der durch die Taufe zum Tempel des Heiligen Geistes geworden ist (vgl. 1 Kor 6,19). Schon die Mönche des Mittelalters wussten das: Aus religiöser Überzeugung übten sie körperliche Disziplin, um Konzentration und innere Sammlung zu fördern – und so Gott näherzukommen.

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