Der WochenrückblickIdeenfriedhof

Die Nachrichten der Woche, als Ideen betrachtet

Es ist ein bizarres Bild, und seit ich letzte Woche zufällig darüber gestolpert bin, geht es mir nicht mehr aus dem Kopf. Auf den ersten Blick scheint es ein normaler Friedhof zu sein, mit Grabsteinen, Blumenschmuck und Kerzen. Doch an den Inschriften wird klar, dass hier nicht Menschen begraben liegen, sondern Geschmacksrichtungen. Kürbiskerntrüffel etwa, oder Kaffeepflaume mit Speck. Und sehen die Grabsteine nicht aus wie übergroße Schokoladentafeln? Diesen seltsamen Friedhof gibt es wirklich. Die Schokoladenfirma Zotter „beerdigt“ hier regelmäßig Geschmacksrichtungen, die aus dem Sortiment genommen werden. Einerseits ist es natürlich recht pietätlos, Beerdigungsriten im Schokoformat nachzuspielen – andererseits finde ich es aber auch charmant, Fehlentscheidungen oder Ideen, die sich überlebt haben, nicht unter den Teppich zu kehren, sondern sichtbar im Gedächtnis zu behalten. Sieben gute – und weniger gute – Ideen der Woche.

1 | Spanien. Wenn es nach Tierschützern geht, soll die Tradition des Stiertreibens von Pamplona lieber heute als morgen beerdigt werden. Um auf die schlechte Behandlung der Tiere aufmerksam zu machen, planen mehrere Tierschutzorganisationen eine große Demonstration unter dem Motto „Stierkampf ist Sünde“. Dabei berufen sie sich auch auf ein päpstliches Schreiben aus dem Jahr 1567, das den Sport (kurzzeitig) verbot.

2 | Paris. Die Idee, die bei einem Brand zerstörte Kirche Notre Dame im modernen Stil neu aufzubauen, wurde relativ schnell verworfen. Womöglich die richtige Entscheidung: Die wiedereröffnete Kathedrale verzeichnet Rekordbesucherzahlen und gilt aktuell als meistbesuchte Attraktion in Frankreich.

3 | Indien. Wer bestimmt den nächsten Dalai Lama? Darüber gibt es aktuell zwei sehr verschiedene Ideen. Zu seinem 90. Geburtstag machte das Oberhaupt des Buddhismus klar, dass eine im indischen Exil gegründete Stiftung die Suche nach seinem Nachfolger übernehmen werde – der nach buddhistischem Verständnis die Wiedergeburt des Lama ist. China, das das buddhistische Tibet seit Jahrzehnten besetzt, kündigte an, einen eigenen Peking-genehmen Nachfolger zu suchen.

4 | Frankfurt (Oder). Während der NS-Zeit verschwanden Menschen, die nicht auf Regime-Linie lagen, schnell von der Bildfläche. Ein neu eingerichtetes Online-Archiv der Europa Universität Viadrina stellt über 1000 jüdische Autorinnen und Autoren der Zeit vor, deren Ideen und Gedanken viel zu lange verschüttet waren. „Wir wollen aus Opfern Subjekte machen“, so die Verantwortlichen.

5 | Welt. Wer wissen möchte, welche Ideen es für die Zukunft der katholischen Weltkirche gibt, findet auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz seit dieser Woche eine 21-seitige Arbeitsübersetzung der Skizzen für die Umsetzungsphase der Synode. Ziel dieser Phase ist es, „jene Kreativität“ zu fördern, „die zu neuen Formen der Synodalität inspiriert“.

6 | Vatikan. Manche Ideen muss man vergraben, damit sie wahr werden. Rund 48 Meter unter der Erde sollen die Gleise einer neuen Metro-Haltestelle verlaufen, auf denen Touristen und Einheimische fast direkt zum Petersdom fahren können. Bisher noch in der Planungsphase, soll die Strecke 2035 in Betrieb genommen werden.

7 | Literatur. Ob es auch einen Friedhof für Romanfiguren gibt? Falls ja, hat Thrillerautor Sebastian Fitzek wahrscheinlich nicht wenig dazu beigetragen, ihn zu füllen. Durch das Schreiben über den Tod habe er sich auch privat viel mit der Sterblichkeit und dem „großen Unbekannten“ danach auseinandergesetzt, sagte er in einem Interview mit der Apotheken-Umschau. Seitdem lebe er deutlich bewusster als früher.

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