Letzte Woche gab es mal wieder so ein Event, bei dem ich mit offenem Mund auf den Bildschirm starrte – weil ich nicht glauben konnte, dass DAS die Schlagzeilen von den Kriegen in Nahost und in der Ukraine an den Rand drängte. Die Rede ist von dem, was Medien die „Hochzeit des Jahrhunderts“ nannten: Jeff Bezos, Gründer von Amazon, hat die Schauspielerin und Autorin Lauren Sánchez geheiratet.
Wie es sich für einen der reichsten Männer gehört, war es eine Feier der Superlative. Weil in seiner Welt alles käuflich ist, hat er einfach für mehrere Tage die Stadt Venedig „gemietet“. Kitsch as Kitsch can. 200 Superreiche und Promis reisten an, zumeist in Privat-Jets.
Man weiß gar nicht, worüber man am meisten den Kopf schütteln soll. Vielleicht darüber, dass der Bürgermeister von Venedig das Event und die damit verbundenen Einnahmen unbedingt haben wollte. Oder darüber, dass das Patriarchat Venedig die Kirche Madonna dell’Orto als Kulisse für die – nicht kirchliche – Eheschließung hergegeben hat. Sicher hat hier der Preis gestimmt, wie Beobachter vermuten. Oder dass sich seriöse Medien überhaupt mit diesem Hype abgeben. Die anderen Momente meiner Woche haben jedenfalls echte Substanz und Relevanz.
1 | Fulda. Bischof Michael Gerber, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, ist an Krebs erkrankt. Er vertraue auf die Kunst der ihn behandelnden Mediziner – zugleich bitte er die Menschen, ihn in Gedanken und im Gebet zu begleiten, teilte das Bistum mit. Dem schließen wir uns selbstverständlich an.
2 | Innsbruck. Bischof Hermann Glettler, einst Pfarrer in Graz, hat die versöhnende Botschaft der überlebenden Schülerinnen und Schüler nach der Amoktat gewürdigt. Die jungen Menschen hätten „in ihrem Zusammenstehen die richtige Spur gezeigt“ und die Dringlichkeit einer neuen Herzensbildung verdeutlicht. Der Hass im Internet dürfe sich nicht länger „epidemisch ausbreiten“, so der Bischof.
3 | Rom I. Anders als sein Vorgänger wird sich Papst Leo XIV. zum Urlaub in die päpstlichen Villen in Castel Gandolfo, etwa 25 Kilometer südöstlich von Rom, zurückziehen. Mit Leos Aufenthalt hoffen die Menschen dort wieder auf mehr Besucher.
4 | Rom II. Kurz vor seiner Abreise in die Sommerresidenz hat der Papst eine Delegation des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios empfangen. Er wolle „die Bemühungen um die Wiederherstellung der vollen sichtbaren Gemeinschaft zwischen unseren Kirchen fortsetzen“, erklärte Leo. Konkret nannte er erneut das gemeinsame Osterdatum.
5 | Saint-Maurice/Schweiz. Die Traditions-Abtei Saint-Maurice in der Westschweiz hat Dutzende Missbrauchsfälle eingeräumt. Nach Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts – erneut fragt man sich, warum erst dann die Verbrechen zugegeben werden – bat die Abtei „bedingungslos um Vergebung“.
6 | Damaskus. Die Nachrichtenagentur Reuters hat Massaker an Mitgliedern der alawitischen Minderheit in Syrien aufgedeckt. Fast 1500 Menschen seien Anfang März brutal getötet worden, heißt es. Die Befehlskette der Täter führe direkt zu Kommandeuren, die im Dienst der neuen Regierung stünden. Alawiten galten unter dem Assad-Regime als privilegiert, da auch die Herrscherfamilie Teil dieser religiösen Minderheit war.
7 | Freiburg. Während Süd- und Mitteleuropa unter einer Rekordhitze leiden, schließen wir gerade die Arbeiten am erstmals erscheinenden Begleiter durch die Advents- und Weihnachtszeit ab. Viele neue Autorinnen und Autoren sowie die „Stars“ des CIG führen darin mit starken Texten durch die geprägte Zeit. Dieser „Schritt zurück“, das Heraustreten aus dem aufgeregten Nachrichtenstrom, tut gut! Und sich gedanklich in die kühle Jahreszeit zu versetzen, ist bei den Temperaturen dieser Tage auch kein Fehler.