Mein Weg

Wandern, pilgern, reisen, spazieren oder "tornistern". Eine genaue Bezeichnung für den Weg von West nach Ost, von Köln nach Königsberg hat CIG-Autor Christian Heidrich nicht. Entscheidend ist für ihn: Er hat sich auf den Weg gemacht.

Seine Wanderung von dem sächsischen Grimma nach Syrakus nannte der aufrechte Schriftsteller Johann Gottfried Seume (1763-1810) einen „Spaziergang“. Ein denkwürdiges Wort, das zu untertreiben scheint, das launig wirkt. Schließlich war der Weg, den Seume zu gehen hatte und von dem er in seinem „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“ so entspannt berichtet, alles andere als „ein Spaziergang“. Aber vielleicht weist uns Seumes Wortwahl darauf hin, dass die genaue Gattung hier nicht viel bedeutet. Man könnte von einer Wanderung, von einem Gang, einer Tour, gar vom „Tornistern“ (Seume) sprechen.

Hauptsache, man geht los, man achtet auf sich selbst, auf Menschen und Landschaften, man pflegt einen Enthusiasmus, der sich der Schwerkraft des Sitzenbleibens und der Gewohnheit ein wenig widersetzt. Und so möchte auch ich meinen Weg von Köln in das russische Königsberg gehen, ohne gleich eine genaue Bezeichnung zu wählen. Ob es eine Wanderung, ein Pilgern, eine Reise sein wird, das mag sich unterwegs erweisen. Schritt für Schritt, Tag für Tag, mit einem hoffentlich leichten Gepäck und ebensolchen Füßen.

Selbstverständlich sind mit Köln und Königsberg einige Vorzeichen gesetzt. Die Domstadt ist für mich „der Westen“, eine Stadt mit einer großartigen, vielschichtigen Vergangenheit und einer flimmernden Gegenwart, die sich, im Anziehenden wie Abstoßenden, auf keinen Nenner bringen lässt. Glücklicherweise vielleicht. Und Königsberg „im Osten“? Man kann von der Stadt des Immanuel Kant sprechen und hätte damit Richtiges gesagt, aber nur einen Rockzipfel erfasst. Königsberg, eine Gründung des Deutschen Ordens, eine preußische Stadt, eine Wiege des bürgerlichen Engagements, Symbol eines furchtbaren Untergangs, der Stunde Null und eines alles andere als harmonischen Neubeginns namens Kaliningrad. Die Gegenwart - eher undeutlich.

Von Westen nach Osten also, nordöstlich zumeist. Und dazwischen das Sauerland und der Harz, für mich ein unbekanntes Terrain. Dann Magdeburg, Potsdam und Berlin, Küstrin-Kostrzyn an der Oder, eine Reihe von polnischen Kleinstädten, die womöglich nur auf den ersten Blick nichts Spektakuläres zu bieten haben, bis schließlich mit Malbork, Elblag, Frombork eine Reihe von Städtchen „im Norden“ erreicht ist, die für die verwirrenden polnisch-deutschen Beziehungen einstehen könnten.

Aber nicht um Spektakel oder historische Wirren soll es gehen, um Begegnungen und Bilder vielmehr, um das ausdauernde Gehen, um die Provinzen, die unser Leben ausmachen. Die Provinzen des Menschen, der Zeit und der Natur. Und was bedeuten eigentlich August, September und Oktober, wenn man unterwegs ist? Kurz: Es soll mein Weg werden, ein Zwischenweg, mit wenig Planung, dafür mit offenen Augen. Wer im Geiste ein wenig mitgehen möchte, ist hier zur Lektüre des Blogs eingeladen. Am 31. Juli in aller Frühe mache ich mich auf meinen Weg.

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