Wahrheit?Zur grundsätzlichen Problematik des ökumenischen Dialogs angesichts der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils

Im Unterschied zu allen früheren Reformationsgedenkjahren stand das Lutherjahr 2017 erstmals nicht im Zeichen der konfessionalistischen Auseinandersetzung und Polemik, sondern des ökumenischen Dialogs. Dessen weltkirchlichen Auftakt bildete der Besuch von Papst Franziskus beim Lutherischen Weltbund im schwedischen Lund am 31. Oktober 2016.

Zusammenfassung / Summary

During the so-called “Luther Year”, 2017, the occidental schism was not overcome, but the of cial ecclesiastical representatives have shown unequi- vocally that they all desire reconciliation. Against this background however, there remains a fundamental problem regarding ecumenical dialogue from the Catholic point of view, which will be examined in this article. The most pertinent passages in the documents of the Second Vatican Council can be seen to assert that the Catholic Church, in of cial ecclesiology, still maintains its traditional self-image, which makes it impossible for it to meet non-Catholic churches on an equal footing. Because this self-image comes from the doctrine of infallibility according to the principles of canon law, infallibility can be said to be the fundamental problem for ecumenical dia- logue between churches. However, the doctrine of infallibility is strongly linked to the question of truth itself. Therefore, future of cial ecumenical dialogue will have to focus radically on the fundamental truth of Christian faith.

Trotz ostentativer Versöhnungsbereitschaft aufseiten der kirchlichen Amtsträger ist im „Lutherjahr“ 2017 die abendländische Kirchenspaltung nicht überwunden worden – zum Unverständnis der meisten Gläubigen. Vor diesem Hintergrund fragt der vorliegende Artikel nach der Kernproblematik der Ökumene aus katholischer Perspektive. Eine Analyse aller einschlägigen Aussagen des Zweiten Vatikanum ergibt: Die katholische Kirche hält in ihrer offiziellen Ekklesiologie nach wie vor an einem Selbstverständnis fest, das es ihr unmöglich macht, den nichtkatholischen Kirchen auf Augenhöhe zu begegnen. Weil nach den Grundsätzen des katholischen Lehrrechts dieses Selbstverständnis als unfehlbar gilt, erweist sich die Unfehlbarkeitsfrage als Kernproblem der Ökumene. Mit der Unfehlbarkeitsfrage ist aber grundsätzlich die Frage nach der Wahrheit des christlichen Glaubens gestellt. Ihr wird sich der amtlich geführte ökumenische Dialog der Zukunft zu stellen haben – und zwar in einer bisher nicht gekannten Radikalität.

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