Ökumene einst und heute
Ökumene ist das dem Willen Jesu entsprechende Ringen um die sichtbare Einheit der Kirche (vgl. Joh 17,21). Denn Spaltungen und Spannungen unter Christen gibt es seit den Anfängen des Christentums. Die bedeutendsten Trennungen sind die zwischen Ost- und Westkirche im Jahr 1054 und die Reformation innerhalb der abendländischen Christenheit im 16. Jahrhundert.
Geschichte der Ökumene
Erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entspannten sich die zwischenkirchlichen Beziehungen derart, dass eine Überwindung konfessionalistischer Isolation möglich wurde. So entstanden unter dem Einfluss geistiger Strömungen wie der Aufklärung und des Liberalismus und in Opposition zu der offiziellen katholischen Lehrmeinung erste interkonfessionelle Sammlungsbewegungen.
Nicht zuletzt die gemeinsam erlebten Drangsale während der Zeit des Nationalsozialismus machten jedoch die Geschwisterlichkeit der Christen bewusst. Flucht und Vertreibung sowie die stark anwachsende Zahl konfessionsverschiedener Ehen führten zur Schleifung konfessionalistischer Barrieren.
Das Zweite Vatikanische Konzil erkannte schließlich die Ökumenische Bewegung als gnadenhaftes Wirken des Heiligen Geistes an. Gegen Ende des Konzils kam es zur feierlichen Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikation von Ost- und Westkirche von 1054.
Aktuelle Herausforderungen der Ökumene
Die breite ökumenische Aufbruchsstimmung nach dem Konzil ist heute einer gewissen Ernüchterung gewichen. Neben kleinen Erfolgen wie der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtferigungslehre“ (1999) und der Ausrichtung ökumenischer Kirchentage wurde in den Kernfragen der Ekklesiologie und Amtstheologie bislang kein Durchbruch erzielt. Unterschiedliche Modelle von Ökumene stehen nebeneinander.
Vor dem Hintergrund einer pluralistischen Welt und angesichts des religiös motivierten Terrors in der Welt gilt es heute, den gemeinsamen Kern des christlichen Glaubens neu herauszustellen und darüber hinaus unterschiedliche Stile des Christlichen als legitim und als Bereicherung anzuerkennen.