Wir biegen mit unserem kleinen Camper in die Einfahrt. Zwei Wochen Urlaub liegen hinter uns. In den Sandalen rieseln noch Reste des feinen Ostseesands. Unbeschwert, erholsam und fröhlich war die Zeit. Jetzt sind wir zurück. Ich seufze in mich hinein: Ja, der Alltag hat uns wieder. Und mit dem Alltag kehrt all das zurück, was man im Sommer mit seinen Festen und den Aus- und Urlaubszeiten so oft hinter sich lassen und ausblenden konnte: Die Arbeit in Familie und Beruf – samt dem Konflikt mit dem schwierigen Kollegen. Das neue Schuljahr. Ungelöste Probleme in der Familie. Die Hüft-Operation, die auf meinen Mann zukommt. Dazu all die Fragen rund um unsere Gesellschaft, die Politik und die Lage in der Welt, die Sorge bereiten.
„Gott ist unsere Zuversicht und Stärke!“, ruft uns der Spruch für den Monat September zu. Was für ein passendes Motto, wenn es jetzt gilt, die Ärmel hochzukrempeln und die Aufgaben anzugehen, die da warten. Die Worte stammen aus dem 46. Psalm und erinnern mich: Ich muss diese Herausforderungen nicht nur aus eigener Kraft bewältigen. Ich habe Zugang zu einer noch anderen, unerschöpflichen Kraftquelle. Dorthin lenkt der 46. Psalm meinen Blick. Das althochdeutsche Wort „zuofirsiht“ meint dabei ein „ehrfurchtsvolles Aufschauen“, so das freie Online-Wörterbuch Wiktionary. Das heißt für mich, nicht nur die ungelösten Probleme zu fixieren, wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange es tut und dabei vor lauter Angst erstarrt. Ich darf und soll auf den schauen und dem ehrfurchtsvoll etwas zutrauen, der schon vielen Menschen geholfen hat. Menschen, die in große Nöte geraten sind. Menschen, die gefordert waren und sich wie ich manchmal überfordert fühlen. Denn: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke!
Dabei sind diese Worte durchaus auf wackeligen Boden gesprochen. Sie wollen gelten und wirksam sein in Zeiten, in denen vieles wegbricht. Ja, „wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen“. Doch wer Gott zum Helfer hat, so der Psalm weiter, der wird „fein lustig“ sein und wohnen können trotz aller Herausforderungen und Bedrohungen ringsum.
Zwei Menschen fallen mir ein, die diese Erfahrung kennen: „Ach, wissen Sie, ich habe da ein großes Gottvertrauen“, so eine Frau. Ihre Vorgesetzte behandelt sie äußerst ungerecht. Sie versucht immer wieder, die Mitarbeiterin an den Rand zu drängen. Dabei ist diese wegen ihrer Hilfsbereitschaft bei anderen besonders beliebt und geschätzt. Trotzdem oder gerade deshalb ist sie der Chefin ein Dorn im Auge.
„Der da oben, der weiß, was er tut. Warum soll ich mich abtun?“, so eine andere Frau. Sie ist seit mehr als drei Jahren an Krebs erkrankt. „Soll ich wüten, verkrampft kämpfen oder schreien?“ Ja, hin und wieder weine sie. Das tue ihr gut. Aber im Großen und Ganzen wirkt sie gelassen und im Einklang mit sich und ihrem Gott.
Zwei Menschen, die ihr Leben bei „dem da oben“ festmachen, ehrfurchtsvoll und vertrauend zu ihm schauen und daraus Kraft gewinnen.
Es ist September, und der Alltag hat uns wieder. Aufgaben stehen an. Manche sind vorhersehbar, andere Herausforderungen werden neu über uns hereinbrechen. Aber wir dürfen wissen: Wir gehen nicht allein durchs Leben. Wir werden gehalten von einer großen Kraft. An ihr können wir uns immer wieder festmachen. Ehrfurchtsvoll aufsehen und alles von ihr erwarten. Die Ärmel hochkrempeln, den Alltag angehen mit Blick auf den großen Helfer unseres Lebens und trotz allem „fein lustig“, mutig und getrost wohnen und sein. Denn: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke.